Ich habe gerade ein wenig Sorge um meinen Führerschein. Und zwar ist es so, dass ich mich am Anfang meines Führerscheins nicht gerade mit Ruhm bekleckert habe, was meinen Fahrstil angeht - ich bin immer wieder betrunken gefahren, habe Straßenzeichen missachtet oder war zu schnell unterwegs. Wenn mal eine Lampe kaputt war, habe ich das auch nicht so streng genommen. Kurzum: Ich war ein grauenhafter Autofahrer. Inzwischen bin ich gottseidank viel vernünftiger und bereue meine Dummheiten von damals!
Gestern bin ich aber leider geblitzt worden, weil ich stressbedingt unaufmerksam war (meine kleine Tochter lag krank im Bett und ich wollte nur noch heim). Nun mache ich mir Sorgen, ob das möglicherweise mein von damals gut gefülltes Punktekonto in Flensburg zum Überlaufen bringt. Ab wann muss man zur MPU? Ich habe gehört, dass die Durchfallquoten dort enorm wären und ohne Auto wüsste ich nicht, wie ich zur Arbeit komme!
Ich bin froh, dass du dein Fahrverhalten von früher heute so kritisch beurteilst. Betrunken gefahren? Damit hast du dich und andere in Lebensgefahr gebracht. So viele Autofahrer unterschätzen die Risiken von Raserei und Trunkenheit am Steuer.
Wie sieht dein Punktekonto aus? Du kannst deinen Punktestand in Flensburg online abfragen. Das würde dir vielleicht ein bisschen Ruhe geben. (Bei 8 Punkten in Flensburg ist der Führerschein weg!). Wenn du mit sehr hoher Geschwindigkeit geblitzt worden bist, kann das natürlich Punkte bedeuten…
Aber bei dir klingt es, als sei das Fehlverhalten von früher schon Jahre her… Punkte verfallen nach einer bestimmten Zeit. 2014 wurde das neu geregelt.
Punkte in Flensburg
Ein Punkt wegen einer Ordnungswidrigkeit verfällt nach 2,5 Jahren. Hast du wegen Ordnungswidrigkeiten und Straftaten 2 Punkte bekommen, verfallen sie nach 5 Jahren. 3 Punkte, die du wegen Straftaten bekommen hast, verfallen nach 10 Jahren.
MPU - Medizinisch-Psychologische Untersuchung
Wann eine MPU angeordnet wird:
Ablauf:
Typische Fragen bei der MPU:
Bereite dich, falls du dorthin musst, unbedingt gut auf die MPU vor. Schließlich willst du die Fahrerlaubnis zurückhaben. Am wichtigsten ist das Nachdenken über deine Vergangenheit als Fahrer. Delikte solltest du aufrichtig bedauern.
Tipp: Antworte nicht kurz und einsilbig. Muss man dir jedes Wort aus der Nase ziehen, geht die Sache schief. Menschen, die aufrichtig bereuen, reden darüber und schildern das entsprechend. Formuliere individuell.
Du solltest beantworten können, seit wann du deinen Führerschein hast, wie viele Kilometer du ungefähr gefahren bist und was sich gegenüber früher bei dir heute geändert hat. (In deinem Fall: Du bist jetzt Vater und viel verantwortungsbewusster als früher.) Du solltest dich deutlich und in klaren Worten von deinem Fehlverhalten früher distanzieren. Sag ruhig, dass du dumm, unvernünftig und nicht verantwortungsbewusst warst. Erzähle, was sich seitdem geändert hat (Vater geworden, Therapie gemacht, kein Alkohol mehr getrunken, keine Drogen mehr konsumiert. Leben endlich in den Griff bekommen usw. Es sollte bitte die Wahrheit sein. Sonst stellt man eine Gefahr für andere Menschen darf. Ein Auto kann zu einer Waffe werden. Wer nicht verantwortungsbewusst ist, sollte nicht fahren.)
Ein paar Fragen, die auf dich zukommen werden (recherchiert, nicht aus eigener Erfahrung):
Kosten:
Du trägst für die MPU die Kosten, weil du als Auftraggeber betrachtet wirst. Etwa 400 € kostet die Alkohol MPU. Dazu kommen Kosten für Abstinenznachweise und die erneute Ausstellung des Führerscheins.
Vorbereitungskurs MPU
Bei einer Durchfallquote von 33% ist das unter Umständen schon sinnvoll. Hier variieren die Kosten. Laut ADAC kann man mit bis zu 2500,- € rechnen. Heftig. Aber natürlich ist das für viele Leute ein lukratives Geschäft.
MPU schief gegangen?
Falls du die Fahrerlaubnis nicht wieder bekommst, wird diese Ablehnung bis zu 15 Jahre im Verkehrszentralregister gespeichert. In der Führerscheinakte steht es für 10 Jahre. Danach gilt es als verjährt.
Keine Sorge. Wenn Du nur geblitzt worden bist, kostet es eigentlich nur Geld. Wenn Du allerdings sehr viel zu schnell warst, kann der Führerschein auch weg sein. Für 4 Wochen oder länger. Und da fängt das MPU Problem an. Dann kann die Behörde zur Wiedererlangung des Führerscheins die MPU-Prüfung anordnen. Normalerweise passiert das aber eher, wenn Du betrunken erwischt worden bist und sie Dir den Führerschein direkt deswegen abgenommen haben. Falschparker und Raser sind da erst mal nicht so betroffen. Auch frühere Alkoholfahrten werden nach ein paar Jahren gelöscht und können Dir nicht mehr gefährlich werden.
Ich habe eine MPU hinter mir und bin nicht durchgefallen. Letztendlich war das nur teuer und langwierig. Man wird dort allerdings behandelt, als sei man ein Junkie.
Um die MPU wird viel Wirbel gemacht und es gibt ganze Industriezweige, die mit Deiner Angst davor spielen und ihr Geld verdienen. Stichwort: „MPU-Vorbereitung. Wir bringen sie sicher durch die MPU!“. Sowas braucht kein Mensch. Es geht auch ohne.
Wenn der Führerschein mal weg ist und zwar, weil man besoffen gefahren ist, dann denkt man als normaler Mensch sowieso endlich mal über sein Alkoholproblem nach und ändert etwas.
Aber bei Dir sehe ich da auch erst mal keine Gefahr!
@arthur
Man muss erst ab 1,60 Promille zur MPU? Das überrascht mich jetzt. Ich dachte der Grenzwert liegt deutlich drunter und das wäre auch gut so! 1,60 Promille sind ja schon mehr als lebensgefährlich im Straßenverkehr.
@mindshape
Man wollte die Promillegrenze auch ändern, sodass man bereits ab 0,30 Promille zur MPU muss. Das wurde aber lt. Wiki jetzt im April 2017 vom Bundesverwaltungsgericht wieder verworfen! Also: MPU-Anordnung erst ab 1,6 Promille. Darunter nur, wenn Anzeichen für einen generellen Alkoholmissbrauch bestehen.