Au-pair Jahr oder Work & Travel in den USA?

17.02.2017 von lebenshunger
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Ich mache bald Abitur und danach werde ich zwei Monate Auszeit mit Reisen verbringen. Da habe ich inzwischen konkrete Pläne. Meistens werde ich Couchsurfing in Anspruch nehmen, um billig herumzukommen.

Aber jetzt überlege ich, ob ich im Anschluss noch ein Jahr als Au-Pair in die USA gehen sollte. Mein Englisch würde ich schon gern noch etwas aufpeppen, bevor es an die Uni geht. Andere machen Work & Travel. Das wäre auch eine Möglichkeit. An sich mag ich Kinder recht gern. Erfahrungen als Babysitter und durch Praktika im Kindergarten kann ich vorweisen. Jetzt bin ich hin- und hergerissen: Au-Pair-Jahr in den USA oder lieber Work & Travel? Was ratet ihr?

Antworten: 7

Beste Antwort
arthur
arthur 18.02.2017

@lebenshunger: Es gibt für Au-Pair und Work & Travel Vor- und Nachteile. Was besser für dich geeignet ist, entscheidet vor allem deine Persönlichkeit.

Au-Pair

Aufgaben:

  • Auf Kinder aufpassen
  • Mit Kindern spielen
  • Kinder kreativ beschäftigen (malen, basteln, singen, Sport)
  • Hausaufgaben betreuen
  • Fahrten zum Kindergarten, zur Schule, zu Freizeitaktivitäten

Voraussetzungen:

  • Erfahrung mit Kindern (muss nachgewiesen werden)

Vorteile:

  • Ein bis zwei Tage die Woche frei
  • Unterkunft gratis
  • Taschengeld
  • Familienanschluss (direkter Einblick in Alltagskultur)
  • Gemeinsame Unternehmungen mit Familie
  • Unternehmen wie Culture Care, EF & Co. Bieten regelmäßige Au-Pair Treffen
  • College Course inkludiert (College Life hautnah erleben)
  • Sicherheit bei Au-Pair Jahr mit Agentur (Familienwechsel bei Schwierigkeiten möglich, Ansprechpartner der Agentur vorhanden)

Nachteile:

  • Wenig Privatsphäre
  • Ansprechpartner für Kinder rund um die Uhr (Abgrenzung schwierig)
  • Du kommst viel weniger herum und siehst nicht allzu viel vom Land. (Außer, deine Gastfamilie unternimmt sehr viel mit dir.)
  • Nur Kurzausflüge auf eigene Faust möglich
  • Probleme mit Kinder möglich (Kompetenzgerangel, Trotzreaktionen, Au-Pair wird nicht akzeptiert)
  • Bei sehr kleinen Kindern wenig Möglichkeiten, im Alltag anregende Gespräche zu führen und den Wortschatz zu erweitern

Work & Travel

Voraussetzungen:

  • Bereitschaft, für Mindestlohn zu arbeiten
  • Flexibilität
  • Bereitschaft, dich auf Abenteuer einzulassen
  • Freude am Reisen
  • Kontaktfreudigkeit

Vorteile:

  • Du kommst viel herum.
  • Arbeitserfahrung wird gesammelt, das macht sich sehr gut im Lebenslauf.
  • Du erwirbst Business Englisch Wortschatz
  • Unabhängigkeit
  • Ohne Agentur möglich (billiger auf eigene Faust)
  • Du lernst sehr viele neue Leute kennen & knüpfst Kontakte

Nachteile:

  • Du darfst höchstens drei Monate bei derselben Firma arbeiten.
  • Gefahr von Ausbeutung auf der Arbeit (Billigjobs, Knochenjobs)
  • Übernachtung oft in Jugendherbergen / Massenunterkünften (mit sechs Leuten und mehr in einem Zimmer)
  • Wenig Luxus & Komfort
  • Wenig Privatsphäre

Wichtiger genereller Hinweis:

Acht auf einen umfassenden Versicherungsschutz. Alle (!) Kosten müssen im Fall von Unfall oder Krankheit gedeckt sein. Es kann immer etwas passieren.

Fazit

Hast du einen Draht zu Kindern und suchst Familienanschluss, dann ist Au-Pair eine gute Wahl. Willst du eher frei und unabhängig sein und viel vom Land sehen, ist Work & Travel sinnvoller. Du klingst ziemlich selbstbewusst und willst herumkommen, wenn ich deine Postings so angucke. Vermutlich wird es auf Work & Travel hinauslaufen. Falls es nicht unbedingt USA sein muss: Neuseeland wäre eine tolle Wahl dafür.

lena2000
lena2000 18.02.2017

Du kannst aber auch Au-Pair und Work & Travel kombinieren. Dann brauchst du dich nicht zwingend zwischen beiden Möglichkeiten entscheiden. Wenn du erst zum Beispiel drei Monate als Au-Pair bei einer Familie arbeitest, lernst du alles Wichtige im neuen Land kennen. Mit diesem Wissen kannst du dann leichter Jobs finden. Ich weiß das von einer Freundin, die das in Neuseeland genauso gemacht hat.

nerdygirl
nerdygirl 18.02.2017

Wirklich erwachsen wird man beim Work & Travel. Da bist du auf dich gestellt. Du entscheidest, welche Jobs du machst (Fast Food Kette, Restaurants, Arbeit in National Parks, Supermarkt...) und bist eben nicht an Regel deiner Gastfamilie gebunden. Sonst musst du dich dort nämlich womöglich an deren Gepflogenheiten anpassen. Die geben die vor, wann du zu Hause sein musst, "überwachen" Alkoholkonsum und Besuch von anderen jungen Leuten oder bestehen auf den Kirchgang am Wochenende. 

olga
olga 18.02.2017

@arthur: Ein Punkt fehlt in deiner Liste bei "Nachteile" zu Work & Travel: Für junge Mädchen, die völlig allein unterwegs sind, finde ich das ziemlich gefährlich. Schließlich sind die jungen Leute kaum erwachsen. Mit 18-21 ist man doch mit vielen Situationen noch total überfordert. Als Au-Pair hat man wenigstens eine Gastfamilie, die Halt gibt. 

Es kann viel passieren (sexuelle Übergriffe, Sekten, Ausbeutung...). Mir würde es besser gefallen, wenn mein Kind als Au-Pair ein Jahr ins Ausland geht.

bezzerwizzer
bezzerwizzer 18.02.2017

@olga: Man muss sich auf Work & Travel eben vorbereiten und überlegen, wie man im Fall von Schwierigkeiten reagiert. Mit 18 bis 21 ist man rein rechtlich zwar erwachsen, aber emotional oft nicht. Da gebe ich dir Recht. Aber wie soll das denn je was werden, wenn die Eltern das "Kind" nicht auf das Leben loslassen? Nach dem Abi wollen viele erstmal weg und was ganz anderes erleben als immer nur Lernen und Schule. Der Freiheitsdrang ist oft rieisg. Ich verstehe gut, wenn jemand dann keine Lust hat, sich statt in der eigenen Familie auch den Regeln einer fremden Familie zu unterwerfen.

traumfee
traumfee 19.02.2017

@olga

Es kann viel passieren (sexuelle Übergriffe, Sekten, Ausbeutung...). Mir würde es besser gefallen, wenn mein Kind als Au-Pair ein Jahr ins Ausland geht.

Wenn man Pech hat, nähert sich der Gastvater dem Au-Pair oder aber die Familie ist tief religiös. 100% sicher, dass dem Kind nichts passiert, ist man auch bei Aufenthalt in einer Gastfamilie nicht. Wenn die Tochter mit einer Organisation fährt, bekommt sie aber zumindest Hilfe, wenn etwas schief geht und die Familie gewechselt werden muss.

blumenwiese
blumenwiese 20.02.2017

Also, ich war als Au Pair drüben. Habe 12 Monate gearbeitet und bin anschließend einen Monat lang gereist.

Den Vergleich zum Work-&-Travel-Dasein habe ich nicht, aber was ich am Au-Pair-Dasein sehr gut fand, war, dass man Ansprechpartner hat, die einem in jeder Lage Hilfestellung geben können.

Ich war mit einer seriösen Organisation drüben, die sich um wirklich alles gekümmert hat. Wir hatten monatliche Treffen mit einer Betreuerin, die wir auch ansonsten immer anrufen oder bei Problemen auch außer der Reihe besuchen konnten.

Außerdem wurden ganz oft Wochenend-Trips organisiert, z. B. an die Niagarafälle, zum Skifahren in die Berge, etc. So bin ich sehr viel rumgekommen und habe mich immer sicher und gut betreut gefühlt.

Auch das Leben in der Familie hat Vorteile. Man ist direkt viel "näher dran" als wenn man allein ins Land kommt und sich erst mal selbst zurechtfinden muss. Außerdem hatte ich ein Auto (okay, bekommt man vielleicht nicht in jeder Gastfamilie) und war dadurch in meiner Freizeit auch extrem mobil. 

Und durch die monatlichen Treffen aller Au Pairs der Gegend bei unserer Betreuerin hatte man auch gleich Anschluss an "Gleichgesinnte", mit denen man quasi ab Tag 1 abends was unternehmen konnte.

Ein paar negative Punkte muss ich trotzdem noch aufführen. Je nach Familie, in der man landet, ist das Au-Pair-Dasein nicht so prickelnd. Wenn man z. B. mehrere plärrende Babys zu versorgen hat, irgendwo in der Pampa sitzt und kein Auto nutzen darf, hat man nicht viel davon. 

Meine Familie war zum Glück sehr gebildet und weltoffen und lebte in einer tollen Stadt an der Ostküste, nur eine Stunde von New York und Philadelphia entfernt.

Ich kann dir also einen Aufenthalt als Au Pair eigentlich empfehlen, solange du darauf achtest, dass du bei einer guten Organisation landest und dass du dich nicht in die Einöde verschiffen lässt. „zwinkern“-Emoticon

Aber noch besser fände ich den Vorschlag von lena 2000, also erst eine Weile als Au Pair jobben und anschließend noch ein paar Monate Work & Travel dranhängen. (Vielleicht gibt's auch Organisationen, die Halbjahres-Aufenthalte anbieten.) Dann hast du schon "gut behütet" erste Erfahrungen im Land gesammelt, bevor du dich allein ins Abenteuer stürzt. „zwinkern“-Emoticon

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