Ich habe das Interesse an Menschen verloren, ist das schlimm?

Ich habe das Interesse an Menschen verloren, ist das schlimm?

29.11.2017 von neverwinter
4121 mal gelesen 6 Follower

Guten Tag zusammen. Ich habe eine Frage der etwas anderen Art und hoffe hier einfach auf ein paar Meinungen und Sichtweisen.

Zu mir:
Ich bin 41 Jahre alt und merke von Jahr zu Jahr mehr, dass ich das Interesse an anderen Menschen vollständig verloren habe und mir soziale Kontakte eigentlich nicht mehr wichtig sind. Ich bin am allerliebsten ganz alleine.

Mit meinem Leben und Beruf fühle ich mich zu 100% ausgelastet und ausgefüllt. Ich bin sehr froh, wenn ich dann abends und am Wochenende alleine bin und meine Ruhe habe. Anfangs dachte ich, das sei nur eine Phase und würde vorbei gehen, aber inzwischen bin ich auch schon 6 Jahre single und ich vermisse einfach keinen Partner. Da der Kontakt zu meinen Freunden und der Familie eh immer weniger wurde, habe ich mich mittlerweile fast vollständig zurückgezogen. Und es macht mir nichts aus. Im Gegenteil, es tut mir sogar sehr gut - denn ein Familientreffen oder der Besuch der Freundin, das belastet mich schon Tage im Voraus. Ich möchte einfach meine Ruhe und mir den Müll der anderen Menschen nicht anhören. Diese Ängste, Sorgen , Ärgernisse - wegen nichts und wieder nichts, das erdrückt mich einfach. Ich will es nicht hören!

Am liebsten würde ich ein Schild an meine Haustür machen: "Bitte lasst mich in Ruhe!". Ich würde auch sehr gerne meinen Smartphone-Vertrag kündigen, aber ich muss von der Arbeit aus erreichbar sein, leider. Mit den Kollegen auf der Arbeit habe ich übrigens auch nichts zu tun und spreche dort nur das Allernötigste.

Meine Frage ist, ob das wirklich so unnormal ist? Oder geht es anderen hier auch so? Kann die Isolation mit der Zeit schaden (psychisch)? Wenn ja: Ich kann mich doch nicht zwingen und selbst überreden, mit anderen Menschen Kontakt zu haben „traurig“-Emoticon

Danke Euch vorab und viele Grüße aus Mannheim,
Pia

Antworten: 3

Beste Antwort
susanne45
susanne45 29.11.2017

Du musst so leben, wie es für Dich am besten ist. Wenn Dir andere Menschen im Moment auf den Zeiger gehen, dann ist es für mich völlig in Ordnung, ihnen privat aus dem Weg zu gehen.

Es ist Dein Leben und komplett Deine Sache.

Du musst keine Erwartungen anderer Leute erfüllen. Echte Freunde verlierst Du auch nicht, wenn Du nur ab und zu mal schreibst oder telefonierst. Du willst eben Deine Ruhe im Moment.

Da Du ja noch einen Job und damit zwangsweise soziale Kontakte hast, mache ich mir da keine Sorgen. Anders würde es aussehen, wenn Du beispielsweise arbeitslos wärst und den ganzen Tag zu Hause sitzen würdest und damit völlig alleine. Da hätte ich schon Bedenken, ob Du in einem normalen Alltagsleben wieder klarkommen würdest.

Zwei Dinge möchte ich aber noch anmerken. Wenn Du jetzt und länger keinen großen Kontakt zu Deiner Familie hast, kann es sein, dass Du das irgendwann bereust. Wenn jemand nicht mehr da ist, machst Du Dir vielleicht Vorwürfe, ihn jahrelang nicht gesehen zu haben, weil Du es dann nämlich nicht mehr kannst.

Der andere Punkt ist, dass Freunde einem auch etwas geben können. Nicht nur Action und Stress, sondern auch Ruhe und Sicherheit. Vielleicht hast Du einen Freund, der nicht ständig jammert, sondern Dich so sein lässt, wie Du bist – und Du ihn auch.

kleinehexe
kleinehexe 30.11.2017

Ich persönlich halte es zwar für ungewöhnlich, dauerhaft so gar keine Lust auf Menschen zu haben - aber ganz sicher nicht für beunruhigend oder gar schlimm.

Es gibt eben gesellige und weniger gesellige Menschen! Und gerade für introvertierte Leute ist der Kontakt mit anderen oft mehr anstrengend als alles andere. Da können selbst ganz normale, nicht jammernde Erzählungen zu einem richtig lästigen Dauerrauschen werden, das einen entweder nervt oder zu Tode langweilt.

Natürlich ist es schon sinnvoll, zumindest zur Familie einen losen Kontakt zu halten. Aber eine erzwungene Geselligkeit tut keinem gut, weder dir noch den anderen, die dein Unbehagen ja auch spüren würden. Von daher: Wenn du mit deinem Leben glücklich bist, und das scheinst du ja zu sein, dann ist alles im Lot!

Ein völliges Desinteresse an sozialen Kontakten kann allerdings auch ein Zeichen dafür sein, dass irgendwo tiefer in der Psyche etwas anders läuft als normal. Das kann zum Beispiel bei Depressionen, schizoiden Beschwerdebildern oder auch autistischen Zügen vorkommen.

In den allermeisten Fällen ist es aber eben eine ganz profane Introvertiertheit „lachen“-Emoticon

lindholm
lindholm 30.11.2017

Warst Du denn schon immer eher eine "Einzelgängerin"? Oder mochtest Du früher den Kontakt zu anderen Menschen und erst seit einigen Jahren ist es Dir unwichtig geworden? Wenn Letzteres zutrifft, so könnte natürlich auch ein prägendes Lebensereignis wie z. B. Trennung, Enttäuschung, Verlust eines geliebten Menschen dahinterstecken.

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