Kann man Frettchen im Haus halten?

Kann man Frettchen im Haus halten?

20.06.2017 von mustela
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Huhu!
Ich war kürzlich auf einem Tierheimfest und habe dort zum ersten Mal Frettchen gesehen. Ich durfte sogar eines auf dem Arm halten und habe mich auf der Stelle in die Tierchen verliebt! Die sind ja wirklich unglaublich niedlich und interessant, wie eine Mischung aus Hund und Katze. Jetzt bin ich ernsthaft am überlegen, ob ich mir nicht in ein paar Monaten zwei Frettchen aus dem Tierheim hole. Eine schöne große Wohnung habe ich und da ein paar meiner Nachbarn Katzen haben, sind Haustiere offenbar auch erlaubt!
Meine Mutter war allerdings ganz entsetzt, als ich ihr von der Überlegung erzählt habe. Sie sagt, dass Frettchen stinken und dass man die auf keinen Fall in der Wohnung halten kann! Ihr Schwager war wohl Jäger und hatte welche, und die hätten gebissen und so gestunken, dass man die gar nicht anfassen konnte, ohne dass alles danach riecht. Deshalb wurden die draußen im Zwinger gehalten. Ich erinnere mich aber überhaupt nicht daran, dass das Frettchen auf meinem Arm überhaupt nach irgendwas gerochen hätte! Außerdem hole ich mir doch kein Tier, um es dann draußen in einen Zwinger zu sperren...
Stinken Frettchen wirklich so schlimm oder erinnert sich meine Mutter bloß falsch? Kann man die echt nicht im Haus halten?

Antworten: 2

Beste Antwort
kleinehexe
kleinehexe 21.06.2017

Ich hatte gut fünf Jahre lang drei Frettchen und die ließen sich wunderbar in der Wohnung halten! Sie haben zwar einen Wildgeruch, wie @tina68 schreibt, aber der ist auch nicht intensiver als der Geruch eines Hundes. Ein nasser Hund riecht meines Erachtens sogar sehr viel schlimmer „laut lachen“-Emoticon Am besten gehst du einfach mal zu einem Frettchenhalter probeschnuppern (im Internet gibt es viele hilfsbereite Leute!) und guckst, ob du den Geruch magst oder nicht.

Allerdings können Frettchen tatsächlich bestialisch stinken, und zwar wenn man sie nicht kastriert! Dann produzieren vor allem die Rüden ein Öl, das wirklich übel riecht und  Partner anlocken soll. Nach der Kastration verfliegt der "Duft" aber innerhalb weniger Wochen. Insofern hatte deine Mutter wahrscheinlich gleichzeitig Recht und Unrecht - beim Jäger werden Frettchen nämlich normalerweise nicht kastriert, und dann stinken sie wirklich. Ein kastriertes Frettchen kann man aber problemlos auch im Haus halten. Überhaupt müssen Frettchen zwingend kastriert werden, denn die Männchen werden sonst stinkig und aggressiv und die Weibchen können in die so genannte Dauerranz kommen und an einer Östrogenvergiftung sterben.

Frettchen besitzen auch Stinkdrüsen, die sie genau wie Stinktiere entleeren können. Das tun sie aber nur, wenn sie sich erschrecken oder in eine Stresssituation kommen! Wenn es mal passiert: Keine Panik. Fenster auf und zwei Minuten später ist der Geruch verflogen. Anders als beim Stinktier bleibt der Duft nicht haften. Die Stinkdrüsen werden in Amerika und Neuseeland oft entfernt, das ist hier aber aus gutem Grund illegal! Denn die Tiere brauchen die Drüsen zur Kommunikation untereinander.

Noch ein paar Punkte zur Haltung von Frettchen:

  • Frettchen brauchen viel Platz! Zwei Frettchen brauchen einen großen Käfig von mindestens 2 Quadratmetern (für jedes weitere einen halben Quadratmeter zusätzlich) und mehrere Stunden täglich Auslauf. Da es so große Käfige nicht zu kaufen gibt, ist es am einfachsten, einen Kleiderschrank umzubauen. Es gibt tolle Anleitungen dafür im Internet. Viele Halter gönnen ihren Frettchen auch gleich ein eigenes Zimmer.
  • Sie lassen sich ans Katzenklo gewöhnen, aber es kann trotzdem mal passieren, dass was daneben geht. Frettchen haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und da kann es durchaus passieren, dass sie vor lauter Spieltrieb zu spät merken, dass sie müssen!
  • Frettchen haben weniger Schmerzempfinden als wir Menschen und spielen sehr grob miteinander. Deshalb müssen sie erst lernen, dass wir Menschen empfindlicher sind und sie auf uns deshalb bitte nicht rumkauen sollen! Gerade in Nasen und Zehen wird gerne mal reingebissen. Welpen (im Frettchenhalterjargon "Tackermaschinen") sind schwierig zu erziehen, als Anfänger sollte man sich lieber Frettchen ab 2 Jahren holen, nicht nicht mehr so viele Flausen im Kopf haben.
  • Frettchen sind Rudeltiere. Wenn man sie alleine hält, entwickeln sie Verhaltensstörungen. Da eh alle Tiere kastriert werden müssen, kann man die Geschlechter auch gemischt halten. Allerdings sind Rüden beim Spielen etwas raufboldiger und brauchen einen Spielpartner mit entsprechend Power. Der Tierschutzverein deines Vertrauens kann dir sicher ein tolles und anfängerfreundliches Trüppchen empfehlen.
  • Frettchen sind strikte Fleischfresser und benötigen hochwertiges Futter. Außerdem haben sie einen extrem schnellen Stoffwechsel: Das Futter rauscht in drei Stunden durch. Sie benötigen deshalb einen Fleischanteil von mindestens 80% in ihrem Futter und müssen rund um die Uhr welches zur Verfügung haben! Es hat sich bewährt, immer Frettchentrockenfutter bereit zu stellen und ein- bis zweimal täglich hochwertiges Katzenfutter, Rohfleisch oder (natürlich tote) Futtertiere anzubieten.
  • Frettchen sind relativ exotische Haustiere, mit denen sich nicht jeder Tierarzt auskennen. Du musst rechtzeitig einen frettchenkundigen Tierarzt finden. Aus genau diesem Grund kann ein krankes Frettchen SEHR teuer werden! Frettchen werden 8-10 Jahre alt, teilweise durch schlechte Zucht auch weniger. Ab 5,6 Jahren können die ersten Alterserscheinungen auftreten. Du solltest genug Geld auf der hohen Kante haben.

Ganz wichtige Ergänzung: Sprich deinen Frettchenwunsch mit deinem Vermieter ab! Frettchen sind Marder und als solche nicht bei jedem Vermieter willkommen. Es wäre traurig, wenn die Nasen sich eingelebt haben und sich dann der Vermieter querstellt. Apropos Marder: Frettchen haben auch das mardertypische Bunkerverhalten. Mach dich also darauf gefasst, die unmöglichsten Dinge in den unmöglichsten Verstecken zu finden! Mein Loki hat damals immer Schraubenzieher geklaut... „laut lachen“-Emoticon

tina68
tina68 21.06.2017

Ich würde schon davon abraten, Frettchen im Haus zu halten. Wir haben welche im Reitstall im großen Käfig und sie stinken wirklich. Finde ich jedenfalls. Der Eigengeruch ist einfach wie bei allen Wildtieren ziemlich intensiv, selbst wenn Du das Klo immer peinlich sauber hast. Bedenke bitte, dass es Raubtiere sind, die bis zu 10 Jahren alt werden und überlege Dir gut, ob Du sie artgerecht halten kannst. Es hat ja auch seinen Grund, warum die Tiere, die Du im Auge hast, im Tierheim gelandet sind…

Frettchen sind verspielte kleine Gesellen, die beschäftigt werden wollen. Sie dürfen keinesfalls alleine gehalten werden, aber das war ja auch nicht Dein Plan. Ich wollte es nur der Vollständigkeit halber ergänzen. Für die Haltung draußen brauchen sie eine isolierte Schlafbox und einen Bereich, der vor Wind und Wetter geschützt ist. Man kann dort auch viel besser bauen, als in der Wohnung.

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