Macht Facebook unglücklich?

Macht Facebook unglücklich?

17.05.2017 von orpheus
1992 mal gelesen 17 Follower

Guten Tag euch allen!
Ich bin ein ziemlich aktiver Facebook-Nutzer. Anfangs bin ich nur sehr widerwillig auf den Zug mit aufgesprungen, aber mittlerweile habe ich es doch zu schätzen gelernt, die aktuellen Infos meiner Lieblingsportale und -vereine auf einem Fleck zu haben und jeden schnell zu erreichen. Naja, und die witzigen Seiten sind auch immer für einen Lacher gut.
Nun habe ich gelesen, dass Facebook unglücklich machen soll, wenn man zu viel Zeit dort verbringt. So richtig vorstellen kann ich mir das eigentlich nicht, wenn man nicht gerade ein absoluter Suchtfall ist, der von morgens bis abends nur auf Facebook surft. Aber als Normalnutzer?!
Ist da was dran und, wenn ja, warum?

Antworten: 4

Beste Antwort
lena2000
lena2000 17.05.2017

Ich denke, es kommt auf zwei Dinge an:

  • Wie nutzt du Facebook?
  • Was für eine Art Mensch bist du?

Problemlose Nutzung

Hast du ein stabiles Familienleben und Freunde, mit denen du dich im echten Leben triffst und unterhältst? Hast du einen Job, wo du Kollegen begegnest? Dann ist Facebook einfach eine Ergänzung zum Kontakthalten, Spaß haben und Abschalten.

Guckst du einfach ab und zu, was deine Freunde posten, liest zum Spaß und zur Unterhaltung ein bisschen mit, schreibst und kommentierst und freust dich über den Kontakt zu Leuten, die du ewig nicht gesehen hast, ist das kein Problem. Wieso sollte das unglücklich machen?

Freude macht:

  • Kontakt mit Freunden und Bekannten halten, die es in alle Winde verschlagen hat.
  • Lustige Fotos und Videos angucken
  • Sich in Gruppen zu den eigenen Hobbys austauschen
  • Mit netten Leuten chatten
  • Selbst etwas posten (Bilder, Statusmeldungen, witzige News) und sich über Likes und Austausch dazu freuen

Problematische Nutzung

Bist du eher ein Einzelgänger, der keine Freunde hat bzw. trifft, vielleicht Single ist und arbeitslos, sieht die Situation schon anders aus. Dann wird Facebook womöglich schnell zum einzigen Lebensinhalt. Das kann passieren, selbst wenn man kein Süchtiger im eigentlichen Sinn ist. 

Problematisch ist einfach, dass du dann zuviel Unwichtiges an dich heranlässt. Du gratulierst zum Geburtstag, liest Statusmeldungen wie "Heute Nudeln gehabt, Läkka!!" oder guckst dir ein Katzenvideo nach dem anderen an. Ja, sie sind süß. Aber in Maßen genossen, reicht das auch.

Außerdem besteht die Gefahr, dass du dich abhängig machst von den Likes, die deine Postings bekommen. Angenommen du veröffentlichst dein neuestes Selfie mit aktueller Frisur, es liked aber kaum jemand. Dann könnte diese "Kritik" schmerzhaft sein. Oder du postest eine unpopuläre Meinung zu einem Thema, die viele Leute nicht teilen. Dann kann es mal böse Worte geben. Wer sich in so etwas hineinsteigert, kann in der Tat sehr unglücklich werden. Man darf diese Dinge nicht überbewerten. Facebook ist schnellebig. Nicht jeder guckt dauernd nach und nicht alle Leute liken. Selbst wenn sie Dinge super finden, wird nicht geliked, weil ihre Freunde das sehen können. Oft ist diese Sichtbarkeit nicht erwünscht.

Weniger Freude macht:

  • Postings lesen von Menschen, die nur klagen, wie schlecht es ihnen geht. Das kann dich total herunterziehen.
  • Politische Nachrichten verfolgen. Man wird depressiv und mutlos, wenn Donald, Kim und Wladimir alles ist, was man liest und sieht.
  • Sich in sinnlose Facebook-Diskussionen verstricken, bei denen man kritisiert wird oder unter Rechtfertigungsdruck gerät
  • Zu viel Zeit mit Facebook zu verbringen, denn das ist Zeitverschwendung.
arthur
arthur 18.05.2017

Ich denke, dass es wirklich darauf ankommt, wie ernst man das alles nimmt. Manchmal sind die Facebook-Freunde einfach echte Freunde, mit denen man sich auch online unterhält. Dann setzt man einfach nur die Kommunikation auf eine andere Weise fort. Man trifft sich, redet, telefoniert, schreibt und chattet.

Manche Menschen haben aber auch Facebook-Freunde, die sie nicht einmal kennen. Sie akzeptieren jede Anfrage und sind stolz auf die Zahl, die dort steht. Dabei liken diese Leute nichts und man hat keine Ahnung, wer sie sind. Das ist eine sehr schlechte Ausgangslage. Dann fühlt man sich nur einsam.

So, wie du deine Facebook-Nutzung skizzierst, klingt das völlig normal und gesund.

Meine persönliche Facebook-Nutzung:

Ich nutze es beruflich. Privat gar nicht. Ich lese kaum Statusmeldungen anderer Leute. Zum Geburtstag gratuliere ich zwar, wenn ich es mitbekommen, aber ich verfolge kaum, was andere so machen. Aber... ich habe meine große Liebe über Facebook kennen gelernt. Und damals habe ich in jeder freien Minute mit ihr gechattet (Stunden), Fotos getauscht, Videos zusammen geguckt (in zwei verschiedenen Ländern), es gab nichts anders. Wir leben seit drei Jahren zusammen und haben uns noch immer viel zu erzählen. „zwinkern“-Emoticon So kann es also auch gehen. Vorher war meine Facebook-Nutzung gleich Null.

Deutsche Studie (2014): Facebook macht schlechte Laune

Zu dem Ergebnis, dass die Facebook-Nutzung unglücklich macht, kam vor drei Jahren eine Studie. Durchgeführt wurde sie von den Psychologen Christina Sagioglou und Tobias Greitemeyer (Universität Innsbruck). Nachlesen kann man ihre Ergebnisse in „Computers in Human Behaviour, Bd. 35, S. 359, 2014“.

Die beiden Forscher haben sich gefragt, welche Emotionen die Facebook-Nutzung in Menschen hervorruft. Eine berechtigte Frage. Immerhin nutzen 1,6 Milliarden jeden Monat dieses soziale Netzwerk.

Christina Sagioglou befragte 123 Testpersonen, nachdem diese Zeit auf Facebook verbracht hatten, und verglich sie mit einer Gruppe Menschen, die anderweitig Zeit im Internet verbrachten. Danach beurteilten die Studienteilnehmer ihr emotionales Befinden. Erklärung der Wissenschaftler: Die Menschen betrachten ihre Facebook-Zeit als verschwendet.

Amerikanische Studie (2012): Facebook macht neidisch

Hui-Tzu Grace Chou and Nicholas Edge kamen in ihrer Studie (2012) zu einem ähnlichen Ergebnis (Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking). Sie erklären sich das mit einem Attributionsfehler.

Auf Facebook werden fast nur Urlaubsbilder aus fernen Ländern, gelungene Fotos von neuen Frisuren, Kleidung und schönen Körpern, lustigen Feiern und dergleichen gepostet. Das suggeriert, dass alle Menschen glücklich sind und ein spannendes Leben führen. Reisen, Lieben, Lachen, toll aussehen… Man selbst arbeitet, sieht nach nichts aus und kann sich nicht mal ein Wochenende im Allgäu leisten. Das weckt Neid und frustriert. Alle anderen schienen glücklicher zu sein. Hierin liegt der Attributionsfehler.

Schlimmstenfalls macht die Facebook-Nutzung also sogar depressiv.

Man muss sich einfach bewusst machen, dass normale Menschen Highlights aus ihrem Leben posten. Eine realistische Einschätzung hilft hier weiter.

foodie
foodie 19.05.2017

Die Frage sollte nicht lauten, ob Facebook unglücklich macht, sondern ob es sinnvoll ist, zu viel Zeit am Computer und im Internet zu verbringen, statt mit echten Menschen. Für mich liegt eher da der Hase im Pfeffer.

Ich bin beruflich und privat auf Facebook unterwegs und das bestimmt eine Stunde am Tag. Hier erfahre ich Neuigkeiten aus der Welt und von meinen Freunden und kann mich austauschen. Für mich ist es ein Kommunikationsmittel.

Facebook bietet einfach viele Möglichkeiten gleichzeitig in einem Portal. Wenn ich meine alten Gartenstühle loswerden möchte, kann ich sie in einer Gruppe einstellen. Ich habe schon Jobs über FB gefunden und vor allem alte Schulfreunde wieder entdeckt. Ich habe tolle lange ernsthafte Gespräche geführt und chatte auch gerne einfach so in kurzen Sätzen mit Menschen, die ich kenne. Kontakt zu fremden Leuten lasse ich nicht zu.

Wenn man FB so für sich nutzt, wie es angenehm ist, ist es eine tolle Sache und macht mich eher glücklich als unglücklich.

jenny24
jenny24 21.05.2017

Die Frage sollte nicht lauten, ob Facebook unglücklich macht, sondern ob es sinnvoll ist, zu viel Zeit am Computer und im Internet zu verbringen, statt mit echten Menschen. Für mich liegt eher da der Hase im Pfeffer.

@foodie: Diese Argumentation kenne ich eigentlich nur von Leuten, die Facebook nicht selbst nutzen. Man beschäftigt sich doch mit "echten" Menschen. Wer auf Facebook aktiv ist, existiert in der realen Welt, er kommuniziert nur in der virtuellen. In der Regel kennt man zumindest einen Teil der Facebook-Freunde aus Schule, Büro oder Freizeit. Diese Leute trifft man unter der Woche ab und zu oder sogar täglich. Es ist wichtig, persönliche Beziehungen zu pflegen. Wieso sollte man moderne Mittel nicht nutzen? 

Facebook macht es einfach. Am Telefon hängt man fest. Viel nebenbei machen kann man dann nicht. Der andere hört das. Chatte ich auf Facebook, kann ich nebenher schnell auf Toilette gehen oder etwas essen. So angenehm sind diese Geräusche nicht, wenn das jemand am Telefon anhören muss.

Die meisten Menschen wissen gern darüber Bescheid, was andere so machen. Aber dauernde Besuche gefallen kaum jemandem. Man arbeitet, muss den eigenen Haushalt schmeißen, will auch mal Ruhe und Zeit für sich haben, geht aus, dated... Wenn dann ständig Kollegen, Nachbarn und Freude in der Tür stünden, käme man zu nichts. Darum verstehe ich nicht, warum immer so ein Drama daraus gemacht wird, dass angeblich persönliche Kontakte verkümmeren. In meinen Augen ist das Gegenteil der Fall. Facebook fördert eher Kommunikation und Austausch und sorgt dafür, dass man viel stärker am Leben anderer Menschen teilnimmt. 

Macht Facebook glücklich oder unglücklich?

Ich sage: Mich macht Facebook glücklich. Ich schätze es als Kommunikationsmittel, ich nutze es für Ansprachen in meiner Freizeit. Wenn meine Fitness-Gruppe Outdoor Sport macht, wird über eine Facebookgruppe besprochen, wann und wo wir uns treffen. Das geht schnell und einfach. Bei acht bis 12 Leuten wäre jeder andere Weg enorm zeitintensiv. 

Facebook ist toll, wenn man mal lachen und abschalten will. Es gibt so viele lustige Postings. Ein bisschen Ablenkung schadet meiner Meinung nach nicht. Ob man vor sich hin starrt, Fernsehen guckt oder eben auf Facebook herumschaut - ich sehe darin keinen Unterschied. Man kann nicht 100 % des Tages nur produktiv verbringen. 

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