Sohn kann nicht mit Geld umgehen?

13.07.2017 von lederer
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Guten Nachmittag,
ich schreibe wegen meinem 15 Jahre alten Sohn. Er kann einfach nicht mit Geld umgehen und wir wissen nicht, was wir noch machen sollen! Wenn er am Anfang des Monats Taschengeld bekommt, ist es sofort weg. Wenn er zu Weihnachten, zum Geburtstag oder zu anderen Anlässen Geld geschenkt bekommt, hält es mit Glück eine Woche. Sobald er Geld hat, wirft er es für irgendetwas, das ihm spontan gefällt, gleich wieder zum Fenster raus. Den Rest des Monats fragt er dann beständig nach noch mehr Geld und führt sich auf, als würde er nie etwas bekommen. Er hat keinerlei Gefühl dafür, Geld zurückzulegen oder zu haushalten.
Wir haben schon versucht, ihm den Wert von Geld zu erklären und dass es nun mal nicht vom Himmel fällt. Und dass man sich vorm Kaufen kurz überlegen sollte, ob man das Objekt der Begierde auch wirklich braucht. Aber wir stoßen auf taube Ohren und mittlerweile hängt der Haussegen mehr als schief.
Bald ist er mit der Realschule fertig und beginnt dann eine Ausbildung. Wir machen und jetzt schon Sorgen, was danach passiert... was sollen wir tun?

Antworten: 2

Beste Antwort
doctorwho
doctorwho 13.07.2017

Euer Sohn scheint auf Durchzug zu schalten, wenn ihr mit ihm redet, und das tut mir leid für euch. Klar, dass da der Haussegen in Schieflage gerät.

Was macht ihr denn, wenn er sein Geld gleich am Monatsanfang verprasst und euch dann die restliche Zeit um mehr Geld anbettelt? Bekommt er es? Wenn ja, dann ist es kein so großes Wunder, dass er das ausnutzt. Nicht schön und auch nicht nett von ihm, aber wenn ein "Nein" von euch in seinem bisherigen Leben nie ein wirkliches "Nein" war, ist er es einfach so gewohnt.

Ich will euch das aber nicht unterstellen, das ist jetzt nur eine Vermutung, die auch völlig danebenliegen kann.

Wenn ihr es schafft, ihn dazu zu bringen, mal ganz in Ruhe und vernünftig mit euch zu reden, würde ich ihn bitten, eine Liste mit allen Sachen aufzustellen, von denen er meint, sie unbedingt kaufen zu müssen. Sprich eine umfassende Ausgabeliste für den jeweiligen Monat.

Und danach würde ich mich mit ihm hinsetzen und die einzelnen Punkte durchsprechen. Sie vielleicht auch nach (seiner!) Priorität ordnen. Und versuchen, mit ihm zu klären, dass es nicht immer möglich ist, sich ALLE Wünsche zu erfüllen, und dass er sich anhand seiner Liste überlegen soll, welche Dinge wirklich nötig sind und auf welche er verzichten könnte, falls sein Geld nicht reicht.

Ihr könnt ihm auch Alternativen aufzeigen. Viele Dinge (gerade Technik) sind oft wenige Wochen nach der Neuerscheinung schon günstiger zu bekommen. Dann könnte er vielleicht einfach bis zum nächsten Monat warten. 

Ihr solltet gemeinsam herausfinden, welche Dinge ihm WIRKLICH wichtig sind und ob sein Taschengeld vielleicht ein bisschen angepasst werden sollte. Aber auch das sollte nicht so ablaufen, dass ihr einfach sagt: "Okay, kriegste halt mehr", sondern er sollte euch tatsächlich belegen können, wieso und warum.

Und ihr könntet Kompromisse finden. Wenn er anfängt, seine Ausgaben zu planen und zu kontrollieren, könntet ihr ihm im Gegenzug mal bei einer Sache, die ihm wirklich richtig wichtig ist, aushelfen. Aber dafür müsste er dann eben auch mal auf etwas anderes verzichten.

Es kann gut sein, dass er in diesem Alter sehr stark dem Gruppendruck unterliegt, und wenn seine Freunde ständig die neuesten Handy etc. haben, ist es schwer für ihn, zu sagen: "ICH brauche so was aber nicht".

Also, mein Tipp ist, noch mal ein wirklich ruhiges, offenes Gespräch zu suchen, das nicht in Streit ausartet und bei dem ihr ihm zeigt, dass euch seine finanziellen Bedürfnisse wichtig sind und ihr sie verstehen möchtet.

arthur
arthur 15.07.2017

Euer Sohn scheint starken Nachholbedarf zu haben. Er will scheinbar viele Konsumwünsche befriedigen.

Ursache für ungebremsten Konsum finden

Die Frage ist: Warum braucht er das? Was gibt ihm das? Meine Vermutung ist, dass er damit eine Lücke stopfen will. Möglicherweise stärkt er damit sein Selbstwertgefühl. Vielleicht nutzt er es, um seinen Stellenwert im Freundeskreis oder in der Klasse zu verbessern. Vielleicht fühlt er sich unglücklich und versucht damit, sich aufzurichten.

Gespräch suchen

Ein ruhiges Gespräch ist auf jeden Fall eine gute Sache. Vielleicht könnt ihr auch präventiv mit einem Schuldenberater Kontakt aufnehmen und dort einen Termin vereinbaren. Wenn ein Fremder mit ihm spricht, dringt das vielleicht eher durch.

Plan zu Beginn der Ausbildung aufstellen

Die Ausbildung steht erst in einem Jahr (frühestens an). Bis dahin kann sich noch viel verändern. Er wird reifer sein. Eventuell macht er doch noch eine Schule hintendran. Dann ist er noch zwei bis drei Jahre älter, wenn er wirklich ins Geldverdienen einsteigt. Was dann wichtig ist: Das Ausbildungsgeld ist kein Verprassungsgeld. Er muss davon seine Kosten decken.

Macht mit ihm einen genauen Plan, in dem er erkennen kann, wo sein Ausbildungsgeld bleibt. Ihr werdet ihn vermutlich finanziell unterstützen müssen. Besser als ihn daheim wohnen zu lassen, ist, ihm ein Zimmer am Ausbildungsort zu suchen, das er finanzieren muss. Wenn er erlebt, dass er erstmal notwendige Kosten decken muss, bevor er Spaß-Items kaufen kann, wird sich das vermutlich von selbst regulieren.

Vor allem: Er muss dann für jeden Cent arbeiten und kriegt das Geld nicht einfach so geschenkt. Glaub mir, das macht einen gewaltigen Unterschied. 

Umgang mit Geld lernen

Geld außer der Reihe geben solltet ihr ihm nicht. Helft ihm, einen Ferien- oder Nebenjob zu finden. Kommt er mit dem Taschengeld nicht aus, ist Arbeit die einzige Alternative. Er muss begreifen:

  • dass er zuerst die Lebenshaltungskosten zahlen muss (Miete, Nebenkosten, Lebensmittel etc.)
  • dass Konsumgüter keine Werte darstellen
  • dass er sich verschulden kann, wenn er nicht aufpasst.
  • dass er reich werden kann, wenn er spart und knausert.
  • dass er sein Geld langfristig sinnvoll anlegen sollte statt sich schnelle Bedürfnisbefriedigung zu verschaffen
  • dass Geld seine "Lücken" nicht stopft. (Findet diese Lücken, damit steht und fällt alles!)

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