Wie funktioniert Carsharing und wer hat Erfahrungen?

22.02.2017 von melkfett
858 mal gelesen 1 Follower

Hi an Euch,
ich habe gestern einen Bericht zum Thema Carsharing im Fernsehen gesehen. Generell finde ich das Thema ja echt spannend und vor allem für die Umwelt ist es super, aber ich frage mich ernsthaft, wie genau das funktionieren soll? Steht da einfach an bestimmten Stellen ein Auto, in das jeder einsteigen und damit losfahren kann? Woher weiß die Firma, wer gerade fährt? Wenn was an das Auto dran kommt, wer haftet? Woher will der Carsharing-Anbieter wissen, wer den Schaden verursacht hat? Oder werden die Autos nach jeder Fahrt untersucht?

Wie wird abgerechnet? Kostet eine Fahrt pauschal, pro km, oder pro Zeiteinheit? Woher will der Anbieter auch das alles genau wissen, wird es per Funk übertragen?

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand dazu was erklären kann und vielleicht hat jemand hier ja auch schon erste Erfahrungen mit Carsharing sammeln können. Danke und VG, Bernd

Antworten: 4

Beste Antwort
arthur
arthur 22.02.2017

@melkfett:

Hallo Bernd, da kann ich eine Menge zu sagen, denn ich habe ein Jahr lang Carsharing im Standardtarif genutzt. Erst über eine Organisation, dann in einer Privatvereinbarung (Autokauf mit zwei anderen Personen). Vermutlich unterscheiden sich die Carsharing-Betriebe leicht. Ich kann also nur ein konkretes Beispiel geben.

Carsharing bei einer Organisation:

Du suchst in deiner Stadt einen Carsharing-Anbieter. In der Regel haben sie viele Stellplätze. Achte bei der Auswahl des Betriebs darauf, dass ein Stellplatz so nah wie möglich an deiner Wohnung liegt. Bist du eventuell Student? Dann kannst du vielleicht sogar einen Sondertarif bekommen.

Bei dem Betrieb, bei dem ich war, lief das folgendermaßen:

Autoauswahl:

Man hat die Wahl zwischen folgenden Fahrzeugen (ganz nach Wunsch & Bedarf):

  • Mini
  • Mittelgroßer Wagen
  • Kombi
  • Komfort
  • Transporter
  • Sprinter

Je größer der Wagen, desto teurer die Gebühr pro Nutzungsstunde und je teuerer der Preis, der pro gefahrenen Kilometer gezahlt werden muss.

Bei den Gebühren fallen bei dem Betrieb, wo ich war, vier Posten an:

  • 1. Kaution (150,- €)
  • 2. Monatsbeitrag (8,- €/Monat)
  • 3. Gebühr pro genutzter Stunde (abhängig vom Fahrzeug, ab )
  • 4. Preis für Benzin pro gefahrenem Kilometer

Man zahlt einen Monatsbeitrag. In meinem Fall (kein Student) waren das 8,- €/Monat. Bis zu vier Personen hätten das nutzen können. Meine Partnerin und ich sind jedoch allein, keine Kinder. 

Das Mieten eines Kombis (unsere Wahl) kostete von 8-24 Uhr pro Stunde 2,70 €. Für einen kompletten Tag (24 Stunden Nutzung) zahlt man 27,- €). 

Übers Wochenende, wenn man z.B. einen Familienbesuch machen oder spontan übers Wochenende wegfahren will, sind 54,- € fällig (von Freitag, 17 Uhr bis Montag 7 Uhr). In der Regel klappt das, wenn man Montag sowieso arbeiten muss, recht gut. 

Willst du den Kombi eine Woche lang behalten, kostet es 154,- € in der ersten Woche, in der zweiten wird es mit 130,- € ein wenig günstiger.

Zusätzlich zur Nutzungsgebühr fällt Kilometergeld an.

Pro gefahrenen Kilometer (bis 49 km) sind das pro km 0,51 €. Ab 49 km sinkt der Kilometerpreis auf 0,24 €/Kilometer.  

Mindestnutzungsdauer ist eine Stunde. Braucht man z.B. 66 Minuten statt 60 Minuten, muss man für 90 Minuten zahlen. 

Versicherung

Die Autos sind alle versichert. Bei selbstverschuldeten Unfällen muss man eine Selbstbeteiligung zahlen. Beim ersten Schaden sind das maximal 1000,- €. Beim zweiten Schaden maximal 1300,- €. 

Autos mieten

Als Mitglied bekommst du einen Tresorschlüssel und Identifikationskarten. Damit hast du Zugang zu den Fahrzeugen. Du musst den Mietzeitraum vor dem Mieten angeben. Überschneidet sich dein Wunsch mit dem eines anderen Mitgliedes, gilt: Wer zuerst gemietet hat, bekommt das Fahrzeug.

Umgang mit dem fahrbaren Untersatz

  • Vor Fahrtantritt prüfst du den Wagen auf äußere Mängel, technische Mängel und Sauberkeit. Fällt dir etwas auf, muss das vermerkt und gemeldet werden. Dafür gibt es eine Mängelliste.
  • Du bist verpflichtet, das Auto sehr sorgsam zu behandeln. Vor Fahrbeginn musst du Reifendruck und Ölstand prüfen.
  • Das Fahrzeug muss sauber zurückgegeben werden.
  • Es muss zum Ende des Mietzeitraums am vorgesehenen Parkplatz stehen. Der Schlüssel muss wieder im Tresor sein.
kublai
kublai 22.02.2017

Ich hätte gern Carsharing in Anspruch genommen, als ich zu arm für ein eigenes Auto war. Aber in der Kleinstadt, in der ich damals lebte, gab es keine Möglichkeit dazu. Wer in der Großstadt lebt und ohnehin mit Straßenbahn und Bus überall hin kommt, braucht vermutlich wirklich kein Auto zur dauerhaften Verfügung. Wer es nur ab und zu braucht, OK. Aber die Kosten sind schon nicht ohne.

jutta
jutta 23.02.2017

Carsharing über eine Agentur ist nur für Leute interessant, die sehr selten mal ein Auto benötigen. Und es macht nur in der Großstadt Sinn, denn auf dem Ort sind zu wenige Abstell-Stationen. 1.000 Euro Selbstbeteiligung sind viel zu hoch, dafür kann man sich ja ein Auto kaufen. Da würde ich ein Auto mieten, wenn ich mal einen Kombi übers Wochenende oder einen Transporter für einen Umzug brauche.

Beim privaten Carsharing geht der Ärger schnell los, wenn einer einen Unfall gebaut hat und das Auto dadurch an Wert verliert. Wenn es mal nicht vollgetankt da steht oder Hundehaare auf dem Beifahrersitz sind. Das würde ich auch lassen.

Ansonsten kann man für 100 Euro im Monat ein eigenes Auto abzahlen, das einem danach gehört. Darin kann man rauchen und der Hund kann den Sitz vollhaaren. Und es steht immer da, wo man es abgestellt hat und wenn man nicht getankt hat, ärgert man sich nur über sich selbst.

arthur
arthur 23.02.2017

@jutta

1.000 Euro Selbstbeteiligung sind viel zu hoch, dafür kann man sich ja ein Auto kaufen.

Das ist das, was man schlimmstenfalls (!) bei einem selbstverschuldeten Unfall dazu zahlen muss. Die meisten Leute fahren unfallfrei.

Ansonsten kann man für 100 Euro im Monat ein eigenes Auto abzahlen, das einem danach gehört. Darin kann man rauchen und der Hund kann den Sitz vollhaaren. Und es steht immer da, wo man es abgestellt hat und wenn man nicht getankt hat, ärgert man sich nur über sich selbst.

Stimmt! Wenn man Haustiere hat oder nicht so für Sauberkeit zu haben ist, ist es schwierig. Man muss sich schon aufrichtig für den Umweltgedanken begeistern. Wer Bequemlichkeit bevorzugt, braucht ein eigenes Auto. „zwinkern“-Emoticon

Anzeige

© 2024 werweiss.de