Wie groß darf eine Lücke im Lebenslauf sein?

Wie groß darf eine Lücke im Lebenslauf sein?

17.03.2017 von sundance
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Huhu, bitte um kurze Hilfe. Ich habe mehrere Lücken im Lebensauf. Mal hatte ich nie ein Zeugnis bekommen, mal war ich arbeitslos und würde das gar nicht so gerne sagen. Oder muss ich immer gnadenlos ehrlich sein?

Kann ich zwischen Job 1 und Job 2 auch einfach so eine Lücke lassen? Also Job 1 endet im November 2015 und Job 2 beginnt im Februar 2016. Muss ich schreiben, was ich dazwischen gemacht habe? Soll ich arbeitslos schreiben? Oder was erfinden? Oder einfach gar nichts für diese Zeit schreiben?

Danke Euch!

Antworten: 5

Beste Antwort
arthur
arthur 17.03.2017

Lücken im Lebenslauf von mehr als zwei Monaten sehen nicht gut aus und machen misstrauisch. Man kann und solle die Lücken mit glaubwürdigen Erklärungen füllen. Lügen geht natürlich nicht. Aber die meisten Menschen haben Potenziale, an die sie beim Verfassen ihres Lebenslaufes nicht denken.

Wenn man kein Arbeitszeugnis bekommen hat, aber dennoch berufstätig war, sollte man das angeben! Man hat leider eine Holschuld, was so ein Arbeitszeugnis angeht. Darum muss man sich als Arbeitnehmer also immer selbst kümmern. Versäumt man das, stehst man ohne Nachweis da. Falls es noch nicht allzu lange her ist: Nimm Kontakt mit dem damaligen Betrieb auf und bitte höflich um ein Arbeitszeugnis.

Lücken im Lebenslauf erklären

Bewerbungsphase / berufliche Neuorientierung

Falls man in einem anderen Feld tätig wurde, wäre das eine Lösung. Nenn diese Zeit nicht "arbeitslos", sondern bezeichne sie als "berufliche Neuorientierung".

Sabbatical, Auszeit oder Sprachreise

Man kann sich durchaus eine dreimonatige Auszeit oder ein Sabbatical gegönnt haben, bevor man den nächsten Job angetreten hat. Das machen viele Arbeitnehmer, um dann wieder mit ganzer Kraft und voller Energie in den Job einsteigen zu können.

Zweitstudium / Fortbildung / Weiterbildung / Autodidaktische Weiterbildung / Selbststudium

Hast du dich in der Phase der Arbeitslosigkeit weitergebildet? Falls ja, nutze das, um die Lücke zu erklären. Natürlich sollte man besondere Kenntnisse dann auch vorweisen können. Das kann eine Fremdsprache sein, die für den Job relevant sein könnte, sehr gute IT-Kenntnisse usw.

Pflegefall in der Familie

Auch das kann immer passieren. Mutter oder Vater, Oma und Opa werden älter und brauchen Hilfe. Das kann sehr einschneidend sein und alle Karrierepläne lahmlegen.

Guck dir dein Leben aufmerksam an. Du findest bestimmt eine bessere Lösung, als offene Lücken zu lassen.

tina68
tina68 18.03.2017

Ich kann „arbeitslos“ oder neuerdings „arbeitssuchend“ im Lebenslauf auch nicht gut vertragen als Personaler. Für mich liest sich das so, als sei jemand verzweifelt und faul und hätte nichts gemacht, als zum Amt zu latschen und lustlos ein paar Pflichtbewerbungen zu schreiben. Da mag ich es lieber, wenn sich jemand kreative Ausreden ausdenkt.

  • Für mich muss jede Lücke über 4 Wochen erklärt werden.
  • Achte darauf, dass die Zeiten im Lebenslauf mit den Zeiten in den vorhandenen Zeugnissen genau übereinstimmen. Das prüfe ich immer zuerst. Es zeigt mir, wie sauber jemand arbeitet.
  • Schau, dass es nicht zu viele Punkte im Lebenslauf sind, die nichts mit einem Job zu tun haben.
  • Die „berufliche Neuorientierung“ sollte auch irgendwie belegt sein, sonst ist es genauso eine hohle Phrase.
  • „Weiterbildungen“ und „Sprachreisen“ glaube ich nur, wenn auch Nachweise oder Zeugnisse da sind. Oder im Gespräch die Story dazu wasserdicht ist. Also vorsichtig sein mit sowas.
  • Besorge das fehlende Zeugnis.
  • Wenn es den Betrieb nicht mehr gibt, aus dem Dir das Zeugnis fehlt, dann schreib die Zeit trotzdem rein mit dem Vermerk „Firma wurde geschlossen“ oder „Firma insolvent“ und „darum kein Zeugnis vorhanden“.

Was ich immer glaube, wenn die Geschichte dazu gut und stimmig ist, sind private Gründe. Sie sind nicht nachprüfbar, aber ich höre mir die Story dazu immer an. (Und wehe, da widerspricht sich jemand. Ich frage am Anfang danach, mache mir Notizen, und frage am Ende nochmal was und die Antworten sollten bitte inhaltlich gleich sein.)

  • Mutter oder Vater gepflegt. (Bitte Krankheit und Wissen dazu parat haben im Gespräch)
  • Elternzeit (Wollte ein halbes Jahr auch mal mein Kind aufwachsen sehen. Die Zeit kommt nie wieder)
blogger
blogger 18.03.2017

@sundance: Du kannst auch ehrenamtliche Tätigkeiten verwenden, um Lücken im Lebenslauf glaubhaft aufzufüllen. Das sollte allerdings auch etwas sein, was du wirklich getan hast. Nachfragen können immer kommen. Peinlich wäre es, wenn du dann ins Stocken und Stottern gerätst und die Schwindelei auffliegt. Das wäre schlimmer als die Lücke! Also musst du bei der Wahrheit bleiben. Aber eventuell hast du etwas Soziales getan, im Tierheim geholfen, Nachbarschaftshilfe geleistet?

Mithilfe im elterlichen Betrieb ist auch eine fabelhafte Erklärung für kurze Lücken im Lebenslauf.

@tina68: Bei vier Wochen würde ich noch nicht von einer Lücke sprechen. Das ist meiner Meinung nach absolut vertretbar. In der Zeit kann der Bewerber Urlaub gemacht haben oder umgezogen sein. Das würde ich nicht als Phase der Arbeitslosigkeit werten. Dass jemand während eines Vorstellungsgespräches nachfragt, was man in diesen vier Wochen getan hat, glaube ich auch nicht. Jedenfalls nicht, wenn die sonstigen Referenzen stimmen und man anständige Arbeitszeugnisse vorweisen kann. So etwas wird vernachlässigt. Da muss man echt nicht päpstlicher sein als der Papst.

kublai
kublai 18.03.2017

Baue deinen Lebenslauf nicht chronologisch auf, sondern mach dir ein Profil. Dadurch hast du noch einen weiteren Vorteil: Deine Bewerbung hebt sich aus der Masse ab.

So könntest du deinen Lebenslauf gliedern:

Persönliche Daten:

  • Name
  • Adresse
  • Geburtsdatum, Geburtsort
  • Familienstand

Abschlüsse:

  • Berufsabschlüsse
  • Studienabschlüsse
  • Zertifikate

Erfahrungsspektrum:

  • Berufserfahrung: Stelle deine Berufserfahrung kategorisiert nach Aufgabenfeldern, Branchen oder relevanten Schwerpunkten dar (anpassen an die Stelle, um die du dich bewirbst).
  • Zusatzqualifikationen: EDV-Kenntnisse, Staplerschein, Sanitätsausbildung
  • Sprachkenntnisse

Ein roter Faden sollte für den potentiellen neuen Arbeitgeber erkennbar sein. Er muss beim Lesen das Gefühl bekommen, dass du der perfekte Mitarbeiter für die freie Stelle bist.

So fallen Lücken überhaupt nicht auf. Deine Zeugnisse zeigen, von wann bis wann du wo beschäftigt warst.

tina68
tina68 18.03.2017

@blogger

Nein, die 4 Wochen sind keine wirkliche Lücke im Lebenslauf, aber ich bin ja nun auch nicht von gestern. Ich wiege die Bewerber ein wenig in Sicherheit und lasse sie brav alles aufsagen, was sie vorher schön auswendig gelernt haben und stelle ihnen drei dämliche Fragen, zu denen sie die besten Antworten auch überall nachlesen können. Und dann fange ich an zu stochern, um sie zu verunsichern. Dann frage ich nach Dingen, mit denen sie nicht rechnen und auf die sie nicht vorbereitet sind. Weil ich ihre Reaktion sehen will und auch, wie sie sich verhalten, wenn sie etwas in die Enge getrieben werden.

@kublai

Davon kann ich wirklich nur abraten. Wer sich nicht an die Norm hält, tut es vermutlich auch bei den Aufgaben nicht, die ich ihm vorgebe. Habe ich Lust, die Lücken in seinem Lebenslauf zu suchen, wenn er sie so offensichtlich vor mir verschleiert? Mit Glück kommt er auf den Stapel „vielleicht“.

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