Woran erkenne ich einen guten Reitstall?

01.03.2017 von lizzie
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Hallo!
Ich möchte mir gerne meinen Kindheitstraum erfüllen und endlich reiten lernen. Es heißt ja, man ist nie zu alt dafür „zwinkern“-Emoticon Nun wälze ich schon seit Stunden die Anzeigen und Angebote für Reitstunden. Allerdings habe ich auch schon viel über die Missstände in Reitschulen gelesen und möchte nicht, dass wegen mir ein armes Schulpferd leiden muss. Darum suche ich einen Reitstall, in dem es die Tiere gut haben, der aber trotzdem auch anständigen Unterricht gibt! Ich weiß aber leider überhaupt nicht, woran ich einen guten Reitstall erkenne. Gibt es da bestimmte Merkmale oder vielleicht sogar eine Art Gütesiegel? Woher weiß ich, ob auch der Unterricht gut ist?
Danke!

Antworten: 3

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tina68
tina68 01.03.2017

Du musst ja zunächst einen Schulpferdestall finden, der Reiten für erwachsene Anfänger anbietet. Damit fallen ja ¾ aller Ställe weg.

Alle Schulpferde verdienen ihr Geld damit, dass Menschen, die es noch nicht so gut können, ihnen im Maul rumziehen und ihnen im Kreuz rumfallen. Das ist ihr Job.

Es geht zum einen um die Pferdehaltung und zum anderen um einen vernünftigen Unterricht.

Wenn Du anrufst, bieten sie Dir hoffentlich eine Probestunde an und sie nehmen Dich hoffentlich bitte an die Longe. Dann sitzt nur auf dem Pferd, spürst die Bewegungen. Das sind erste Kriterien für einen guten Unterricht. Und versuche es nach ein paar Logenstunden mit Einzelstunden, bevor sie Dich in eine Abteilung packen.

Aber das war nicht Deine Frage. Die Pferdehaltung erkennst Du bei einem Besuch im Stall. Sind es Innenboxen? Dann geh wieder. Sind es Außenboxen mit Paddock? Das ist gut. Ist die Box gemistet? Frisches Stroh drin? Haben sie Heusäcke mit Heu drin? Ist das Paddock abgeäppelt? Oder stehen die Pferde in der Scheiße? (Sorry, freundlicher kann man manche Zustände nicht beschreiben). Ist die Tränke sauber oder grün gammelig? Stehen Pferde auf der Koppel oder sagt man Dir, sie kämen morgen wieder raus? Dann fahr morgen nochmal hin…

Es gibt Haltungsformen mit Prämierungen, mit einem Gütesiegel wie den LAG-Laufstall oder Bewegungsstall. Stehen da aber auch die Schulpferde oder nur die Privatpferde der zahlenden Einsteller?

Ich könnte stundenlang weiter erzählen. Frage gerne noch konkreter.

arthur
arthur 08.03.2017

@lizzie:

Woher weiß ich, ob auch der Unterricht gut ist?

Das bekommst du vermutlich erst nach ein paar Unterrichtsstunden mit. Ein guter Lehrer sollte nicht nur herumschreien, sondern viel konstruktive Kritik in einem bestimmten, aber freundlichen Ton geben. Wenn jemand gar nichts sagt, ist das ebenfalls nicht gut. 

Achte allgemein auf den Umgangston und die Harmonie im Stall. Fühlst du dich dort wohl? 

Wichtig finde ich, dass du immer das gleiche Pferd bekommst. So kannst du eine Beziehung zu dem Tier aufbauen und besser werden. 

Allerdings habe ich auch schon viel über die Missstände in Reitschulen gelesen und möchte nicht, dass wegen mir ein armes Schulpferd leiden muss.

Schau dir an, wie die Pferde aussehen und wirken. Sind sie müde, schlapp, gelangweilt? Beißen sie einander? Oder wirken sie eher positiv und fröhlich? (Es ist etwas schwer zu erklären, aber man merkt es den Tieren durchaus an, wie es ihnen geht und wie sie sich fühlen.

Ohne einem Schulpferd Leiden zuzufügen, wirst du vermutlich das Reiten nicht erlernen können. Du hängst dem Tier anfangs wie ein Sack auf dem Kreuz. Bis du gelernt hast, dich richtig zu bewegen, wird viel Zeit vergehen. Wenn du es dann kannst, willst du vermutlich nicht mehr auf diesem Schulpferd sitzen. Und dann kommt der nächste, der wie ein nasser Sack auf dem Tier Platz nimmt... Schicksal eines Schulpferdes. Deswegen habe ich das Reiten nie begonnen. Meine Pferdekontakte sind auf das Spazierengehen mit Pferd beschränkt geblieben.

tina68
tina68 08.03.2017

@arthur (und @lizzie zur Information)

Da muss ich Dir in zwei Punkten widersprechen. Ich hatte 24 Jahre ein eigenes Pferd und habe viele Ställe gesehen und selbst Reitunterreicht für Kinder gegeben, kenne mich also wirklich ganz gut aus in dem Bereich.

Richtig, rumschreien sollte der Reitlehrer nicht. Aber für „konstruktive Kritik“ ist in der Reithalle kein Platz. Reiten ist zunächst mal gefährlich. Der Schüler muss funktionieren, sonst bekommt er seinen eigenen Körper und das Pferd nicht in den Griff und küsst schnell den Hallenboden. Es gibt Kommandos, die werden ausgeführt. Man kann auch nicht ewig langen Ausführen zuhören, wenn man oben sitzt. Ich lasse mal Anhalten (stehen bleiben ist tatsächlich eine wichtige Übung, die im Gelände nützlich ist) und erkläre dann etwas. Ansonsten kommen Befehle und zwar auch im Befehlston. „Bein lang!“, „Schulterblätter zusammen!!“, „Kopf hoch!!!“, „Hände ruuuuunter!!“.

Außerdem ist es viel sinnvoller, ständig andere Pferde zu reiten. Dabei lernt man viel mehr und viel schneller.  Ein Pferd trabt schon von alleine an, wenn der Reitlehrer „ganze Abteilung“ sagt, bevor er zu „Teeeeraaaab“ kommt. Hat man das immer, wird man nicht so schnell die Trabhilfen lernen. Man wird auch viel feinfühliger, wenn man sich auf jedes Pferd anders einstellen muss. Man lernt, seine Hilfen fein zu dosieren.

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