Was genau ist eigentlich das Darknet?

Was genau ist eigentlich das Darknet?

28.02.2017 von lina1307
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Ich höre in Krimiserien oft den Begriff "Darknet" und dass das wohl so etwas wie ein Parallel-Internet ist, nur, dass da eben ausschließlich illegale und kriminelle Dinge vonstatten gehen.

Aber ich kann mir das konkret nicht richtig vorstellen. Wo ist dieses Darknet? Man geht doch normalerweise so ins Internet, dass man einen Browser öffnet und eine Adresse eingibt (oder halt Google befragt).

Wieso stößt man dabei nicht zufällig auch mal auf das Darknet?

Okay, es gibt zwar auch Websites, in die man ohne Passwort nicht reinkommt, aber man findet diese Websites ja zumindest, auch wenn man dann nicht reinkommt.

Wieso stolpert man also nicht auch schon mal über Darknet-Seiten? Oder bräuchte man dazu Spezial-Browser?

Versteht mich nicht falsch, ich habe nicht die Absicht, mich im Darknet herumzutreiben!! Ich würde nur gern verstehen, was das genau ist.

Antworten: 3

Beste Antwort
blechtrommel
blechtrommel 28.02.2017

Hallo Lina,

deine Frage ist durchaus interessant und deshalb möchte ich mich auch gerne kurz mit ihr auseinandersetzen. @Daisyd hat das sehr grob schon ganz gut erläutert, ich möchte deshalb ein wenig detaillierter vorgehen, damit die Zusammenhänge, vor allem im Bezug auf deine Fragestellung, etwas klarer herausgestellt werden.

Ich verzichte extra auf Erklärungen wie "P2P"-Verbindungen usw. - das wäre nicht zielführend und nur die technische Seite.

Unterschiede zwischen "dem Internet" und "Darknet"

Um die diversen technischen Unterschiede zwischen beiden Netzarten plastisch greifbar zu machen, arbeite ich jetzt in der Erklärung mit entsprechenden Beispielen, um auch "Laien" die Thematik erfassbar zu machen.

Stell dir vor, es gäbe eine globale "Weltbank" - die stellt das Internet als Ganzes dar.

Jeder Kontinent hat dann eine "Kontinentale Bank" als nächstkleinere Untergruppe. Das entspricht den Verbindungsknoten, um globale Verbindungen zu ermöglichen.

Dann folgen die einzelnen Staaten, die jeweils eine "Staatenbank" haben. Das entspräche der "DENIC".

Nun haben wir einzelne Landeszentralbanken - deren Entsprechung wären dann die Internetprovider wie Telekom, Vodafone, Kabel Deutschland usw.

Aus Sicht des normalen Internetusers wäre das Internet, heruntergebrochen auf die einfachste verständliche Ebene, eine Bank am Wohnort. Jeder Einwohner kann diese Bank nutzen - mittels Bankkarte benötigt man auch keine Öffnungszeiten - rund um die Uhr verfügbar also. Die vielen Angebote der Bank sind jedermann zugänglich.

Dann gibt es aber noch den Tresorraum - der ist abgeschottet und gesichert. Nur berechtigte Personen haben darauf Zugriff. Innerhalb des Tresorraums gibt es Schließfächer. (Jetzt begeben wir uns ins "Darknet"). Den Zutritt zum Tresorraum kann man noch relativ leicht erreichen. Man muss sich nur den passenden Schlüssel besorgen (Browser, Netzwerkadresse usw.).

Bei den Schließfächern (die verschiedenen Angebote innerhalb des sogenannten Darknet) hört es aber dann auf. Diese kann nur öffnen und nutzen, wer den passenden Schlüssel bzw. Code von einem der Inhaber des Schließfaches bekommt.

Zusammenfassung

Man stolpert deshalb nicht zufällig über das "Darknet", weil man nicht automatisch darüber stolpert. Und selbst wenn man die entsprechenden Möglichkeiten hat, hat man noch lange nicht die Möglichkeit, illegale Aktivitäten durchzuführen, da man keinen Zugriff auf sie hat. Erst dann, wenn man entsprechende Kontakte aufgebaut und verifiziert hat, kann man per Einladung (Zugriffsberechtigung) überhaupt die entsprechenden Angebote nutzen.

War das irgendwie verständlich oder muss ich doch deutlich weiter ausholen? „lachen“-Emoticon

LG, Micha

daisyd
daisyd 28.02.2017

Um in das Darknet "reinzukommen", muss man von anderen Teilnehmern, die sich bereits dort aufhalten, eingeladen werden, soweit ich weiß. Im Darknet ist alles so perfekt verschlüsselt, dass man da nicht einfach mal eben so drauf stößt. Deswegen ist es ja auch so schwer für die Polizei, in dieser Richtung zu ermitteln. Wobei da mit Sicherheit auch undercover ermittelt wird. Im Darknet gibt es auch keine zentralen Server. Man kann das eher so verstehen, dass sich mehrere einzelne Computer zu einem Netzwerk zusammenschließen. Auch kann man das Darknet nicht durch einen ganz normalen Browser erreichen, man benötigt dazu eine spezielle Software.

arthur
arthur 28.02.2017

@lina1307: Um das Darknet zu verstehen, kannst du es dir auch einfach angucken. Mit Verstand und Vorsicht, natürlich. @blechtrommel hat ein theoretisches Fundament gelegt, hier kommen noch ein paar Tipps zur Praxis:

Das Darknet kennen lernen

@daisyd: Bekannt ist der Zugang zum Darknet über den Tor-Browser. Der lässt sich unkompliziert herunterladen und installieren:  www.torproject.org

Vorteile Tor-Browser

Damit surft man sowohl im Darknet als auch im „normalen“ Internet, ohne Spuren zu hinterlassen. Man bekommt als Bonus Zugriff auf Websites, die Google & Co. eben nicht ansteuern können. Allerdings verlangsamt sich eventuell die Geschwindigkeit.

Typisch ist, dass Darknet-Websites verwirrende Buchstaben- und Zahlenreihen beinhalten und auf „onion“ enden, nicht auf *.com oder *de.

Was gibt es eigentlich im Darkweb?

Der Tor-Browser dient als Browser im Deep Web. Um interessante Seiten zu finden, muss man wissen, wie sie heißen. Es gibt dort viele illegale Angebote (Waffen, Drogen, Prostitution etc.), wovon man sich besser fernhält. Aber man findet auch Diskussionsforen, Verschwörungstheoretiker, E-Mail-Dienste (Tor- und anderes. Die meisten Seiten haben den Retro-Charme der 1990er Jahre.

Warum Darkweb?

  • Mehr Anonymität als im normalen Internet.
  • Keine Überwachung bei entsprechender Verschlüsselung
  • Wichtig für Oppositionelle in diktatorischen Regimen, Whistleblower, Journalisten
  • Keine Zensur (dementsprechend ist in den Foren das Niveau…)

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