Ich bin 20, lebe aber leider immer noch zuhause. Eine eigene Wohnung kann ich mir einfach nicht leisten, da in meiner Stadt die Mieten extrem hoch sind und mein Ausbildungsgeld einfach nicht ausreicht. Eigentlich wäre das kein Problem, aber meine Eltern sind leider extrem kontrollierend. Meine Interessen auszuleben und Freundschaften zu pflegen ist so gut wie unmöglich, da sie mir alles verbieten wollen. Wenn ich mich nicht daran halte, hängt tagelang aufs Übelste der Haussegen schief. Doch ich will mir auch nicht mit 20 noch vorschreiben lassen, wie ich mein Leben lebe! Was kann ich tun?
Hallo,
eine wirklich blöde Situation. Also zuerst einmal hast Du recht: Du bist 20 und musst Dir nichts mehr sagen lassen. Schon gar nicht, was Deinen Umgang mit Freunden betrifft. In diesem Fall würde ich in aller Ruhe das Gespräch mit Deinen Eltern suchen und sie auch mal direkt fragen, was sie dagegen haben, wenn sie Dir etwas verbieten. Oft kommen da nämlich nur fadenscheinige Ausflüchte, die Du vielleicht relativieren kannst. Ansonsten stelle klar, dass sie auch keine Kontrolle hätten, würdest Du nicht mehr zuhause wohnen. Was also haben Deine Eltern davon, wenn Sie mit Deinen Interessen nicht einverstanden sind und Dir Umgang mit Freunden verbieten wollen? Suche also das Gespräch, aber in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre.
Wenn das nicht klappt, dann hast Du nur zwei Möglichkeiten: Entweder, Du akzeptierst es, oder Du ziehst aus. Auch wenn Dein Ausbildungsgeld nicht reicht, gibt es Möglichkeiten.
1. Such Dir einen Nebenjob. Vielleicht hast Du ja die Möglichkeit, ein- oder zweimal in der Woche irgendwo zu kellnern oder anderweitig auszuhelfen.
2. Beantrage BAB. Dabei handelt es sich um diee Berufsausbildungsbeihilfe, die man von der Arbeitsagentur bekommen kann, wenn das Ausbildungsgehalt für den eigenen Lebensunterhalt nicht ausreicht.
3. Beantrage BAföG. Je nachdem, welche Ausbildung Du machst, kann auch BAföG das Richtige sein. Bekommt man aber nur, wenn man eine schulische Ausbildung absolviert, also bspw. an einer Uni oder Fachhochschule.
Wäre eine Wohngemeinschaft vielleicht was für dich? Meine eigene Erfahrung hat gezeigt, dass meist auch intensive Gespräche eventuell nichts bringen, weil es eben eine ganz andere Generation ist. Mir hat es damals geholfen auszuziehen und mir was eigenes zu suchen. In deinem Fall bietet sich also vielleicht wirklich eine WG an, da dürften die Preise noch recht überschaubar sein und du findest auch noch neue Freunde. Durch einen Auszug kann sich außerdem die Beziehung zu deinen Eltern verbessern, da ihr dann einen gewissenn Abstand voneinander habt und die gemeinsame Zeit dann eher geschätzt wird.
Das war bei mir ähnlich und ich habe auch ein gewisses Verständnis für die Eltern, da ich heute selbst erwachsene Kinder habe. Der Wunsch, das eigene Kind zu schützen, endet einfach nicht damit, dass es nun 18 oder 20 Jahre alt ist.
Ich war die Kontrolle so gewohnt, dass ich mich gefügt hatte. Bis ich eines Tages eine Entscheidung getroffen habe. Die erste erwachsene Entscheidung meines Lebens. Ich hatte das Studienfach gewechselt und meine Eltern waren enttäuscht und sauer. Das volle Programm.
Letztendlich haben sie dadurch aber gemerkt, dass ich nun wirklich erwachsen bin und sie mir nichts mehr vorschreiben können. Mache einfach mal Dein Ding und schaue, wie sie reagieren. Sie werden nicht das Türschloss austauschen, wenn Du später nach Hause kommst.
Es täte Dir allerdings wirklich gut, selbstständig zu werden und das Haus im Guten zu verlassen, bevor es zu bösen Streitigkeiten kommt.