Gibt es in der Montessori Schule Noten?

14.05.2017 von coulette
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Hallo euch allen,
ich habe vor ein paar Tagen eine Dokumentation über das Schulsystem und seine Vor- und Nachteile gesehen. Darin wurden auch einige weitere Schulformen vorgestellt, die es hierzulande gibt. Sehr interessant, wie verschiedene Herangehensweisen es heute an das Thema Lernen gibt! Eine Bekannte von mir hat ihre Kinder zum Beispiel auf eine Montessori Schule geschickt und alle drei haben sich zu tollen und kreativen Persönlichkeiten entwickelt. Ich selbst habe eine ganz normale Schulbildung genossen und nicht das Gefühl, dass mir das besonders gut getan hat. Ich hatte oft das Gefühl, dass der viele Wettbewerb in der Schule mich eher gestresst als angefeuert hat, und dass der viele Druck niemandem gut getan hat. In Montessori-Schulen ist das offenbar völlig anders. Ich frage mich aber: Wie wird denn dann der Fortschritt der Kinder bewertet? Irgendetwas muss es für das Zeugnis doch geben, spätestens fürs Abschlusszeugnis! Sonst ist man im Berufsleben doch aufgeschmissen. Gibt es in der Montessori Schule so etwas wie Noten überhaupt?

Antworten: 2

Beste Antwort
mamapetra
mamapetra 15.05.2017

In Montessori-Schulen gibt es keine Noten.

Die Leistungen der Schüler werden zwar ebenfalls bewertet, aber eben nicht mit Zensuren. Es gibt regelmäßige Elterngespräche mit den Lehrkräften, und die Schüler bekommen jedes halbe Jahr und zum Ende des Schuljahres einen Bericht, in dem ihre Leistung in Worten erläutert wird. Dazu gibt es für jeden Schüler einen so genannten IzEL-Bogen (Informationen zum Entwicklungs- und Lernprozess). Daraus kann man den Lernfortschritt und Informationen zum Sozial- und Arbeitsverhalten erhalten. 

Montessori-Pädagogik

Kerngedanke

Beim Montessori-Konzept steht Selbstbestimmtheit auf dem Programm. Der natürliche Wissensdurst der Kinder wird gefördert. Kerngedanke der Pädagogin Maria Montessori: "Hilf mir, meine Arbeit selbst zu tun." 

Gemischte Klassen

Es gibt keine strikte Klassenbildung, die sich am Lebensalter orientiert. Schüler lernen in altersgemischten Gruppen. Das bedeutet, Erst- und Viertklässler befinden sich in einer Lerngruppe. Das soll die Individualität fördern. Durch die Kooperation zwischen Jüngeren und Älteren soll das soziale Miteinander gestärkt werden. Die Kleinen lernen so automatisch von den Großen. 

Freiarbeit: Lernen nach Wahl

Das ist ein zentrales Element des Montessori-Konzepts. Jeder Schüler darf sich mit Lernmaterialien seiner Wahl beschäftigen. Vorgegeben wird nichts. Aber die Lehrer sind dabei, beantworten Fragen oder geben Unterstützung, wenn sie nötig sein sollte. Die Kinder sollen selbständig arbeiten und auch ihre eigene Arbeit prüfen. Montessori-Materialien beinhalten Hilfen zur Selbstkontrolle. 

Frontalunterricht? Gibt’s nicht

Weil in der Montessori-Pädagogik Individualität und Selbstständigkeit im Zentrum stehen, gibt es keinen Frontalunterricht wie in staatlichen Regelschulen. Die Kinder bearbeiten nicht alle zur selben Zeit dieselben Aufgaben, sondern sie arbeiten für sich in ihrem eigenen Tempo und entsprechend ihres eigenen Wissenstandes. 

Den Abschluss machen

Kinder, die eine Montessori-Schule besuchen, können alle staatlichen Abschlüsse vom Hauptschulabschluss bis hin zum Abitur ablegen und sich damit dann ganz normal bewerben. Dafür müssen sie die Prüfungen an staatlichen Schulen absolvieren. Unabhängig davon legen die Schüler mit Abschluss der neunten Klasse einen Montessori-Abschluss ab. Dieser umfasst eine "Große praktische Arbeit".

Wechsel von der Montessori-Schule auf eine Regelschule

Manchmal geben Eltern ihre Kinder auf Montessori-Schulen. Die Kinder entscheiden sich aber später, doch eine Regelschule zu besuchen. Möglich ist dies in aller Regel, aber meist findet zunächst Probeunterricht statt oder es gibt eine Prüfung zur Ermittlung des Kenntnisstandes.

Montessori-Schule als Alternative?

Prinzipiell kann jedes Kind diese Schulform besuchen. Ob es eine gute Idee ist, muss im Einzelfall entschieden werden.

Vorteile

  • Kind kommt im Unterricht in der Regelschule nicht mit, ist überfordert oder unterfordert, weil das Lerntempo nicht stimmt.
  • Das Kind leidet unter Leistungsdruck und Prüfungsangst.
  • Das Kind „begreift“ in der Regelschule vom Stoff fast nichts.

Nachteile

  • Es gibt wenig Regel und Strukturen. Manchen Kindern fehlt da der Halt.
  • Kinder, die unter ADHS leiden, werden sich eventuell dem Unterricht entziehen.
  • Wer „keinen Bock“ hat, wird nichts lernen. Die Selbstbildung erfordert Aktivität und Interesse seitens der Schüler.

Wichtig:

Diese Schulform erfordert ebenfalls ein starkes Engagement von den Eltern. Teilweise werden diese zu einem Arbeitseinsatz von 20 Stunden pro Jahr verpflichtet, müssen Hospitationen ableisten und sich natürlich für den Lernfortschritt ihrer Kinder interessieren.

susanne45
susanne45 15.05.2017

Hier gibt es auch noch ein paar Argumente und Meinungen: https://www.werweiss.de/frage/was-ist-von-montessori-schulen-zu-halten

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