Meine Freundin liest sehr gern, bevorzugt amerikanische Romane der Gegenwart. Klassiker schätzt sie selbstverständlich ebenfalls. Aber da ist ihre Bibliothek bereits sehr umfangreich. Ich möchte ihr gern einen aktuellen "großen" amerikanischen Roman unter den Weihnachtsbaum legen. Habt ihr Ideen? Es sollte kein banales Unterhaltungsbuch sein, sondern ein Gesellschaftsroman. Ein oder zwei Sätze zum Inhalt und warum ihr ein bestimmtes Buch mögt, wären hilfreich für mich. Danke im Voraus für eure Tipps!
Ein Great American Novel (GAN) ist ein Roman, bei dem die relevanten sozialen und gesellschaftlichen Probleme und Missstände der Gegenwart im Mikrokosmos einer amerikanischen Familie aufgegriffen werden.
Meine Empfehlung ist nicht mehr neu, aber noch kein Klassiker. Als großen amerikanischen Autor sehe ich T.C. Boyle. Wie wäre es mit dem Roman "The Tortilla Curtain?" Es geht um illegale Einwanderer und ihre Probleme in den USA.
Sonst fällt mir spontan noch "Kanada" von Richard Ford ein. Ein sprachgewaltiger Autor, von dem ich, ohne jedes Nachdenken, sofort alles kaufe, was er neu verfasst hat.
Schau dich bei den Pulitzerpreisträgern um. Da findest du bestimmt die passende Lektüre.
In der Schule haben wir "Moon Palace" von Paul Auster gelesen, der als großer amerikanischer Autor gilt. Was an dem Buch so speziell sein soll, hat sich mir allerdings nicht erschlossen. Die Handlung ist völlig unglaubwürdig und total konstruiert. Mir hat das den Spaß am Lesen zerstört. Die Themen sind der American Dream, going west, die eigene Vergangenheit und Geschichte, Einwanderung, Liebe und Growing up.
Freiwillig würde ich dieses Buch allerdings kein zweites Mal lesen wollen. Den langatmigen Schreibstil muss man vermutlich einfach mögen.
@jenny24: So eine Anti-Empfehlung hätte ich auch: "The Great Gatsby". Ich fand es sterbenslangweilig. Allerdings habe ich es auch nach ein paar Seiten abgebrochen. Wir haben in der Schule die Verfilmung mit Robert Redford angesehen. Zum Einschlafen! Angeblich ist das ebenfalls ein großer amerikanischer Roman gewesen. Für mich war es so ein typisches Schulbuch. Man sollte am besten jede Stelle interpretieren, egal, wie nebensächlich sie auch ist.
Ein Buch, deiner Freundin vielleicht gefällt: "The Great American Novel" von Philip Roth. Das ist ein Sachbuch, in dem sie bestimmt Anregungen findet.
Mal eine positive Empfehlung: "Die Kunst des Feldspiels" von Chad Harbach. Das Buch hat alles, was einen großen amerikanischen Roman ausmacht: Einen Antihelden, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, Baseball, Gesellschaftsprobleme, einen sagenhaften Schreibstil und eine zeitlose Botschaft. Es geht um Freundschaft und Familie, darum seinen Weg zu finden und um das Thema "Growing Up". Ich konnte es nicht aus der Hand legen. Was für ein unglaublich geniales Debüt!
Kennt sie von "Freiheit" von Jonathan Franzen? Dabei handelt es sich um eine Familiengeschichte, die drei Generationen umspannt. Vom Ende der 1970er Jahre bis kurz vor der Wahl Obamas zum US amerikanischen Präsidenten wird zeitgeschichtlich alles abgedeckt. Im Zentrum stehen die weiße Mittelstandsfamilie, aber auch Freundschaft, Liberalismus, Freiheit und natürlich der American Dream. Jede der Generationen hat mit politischen und gesellschaftlichen Problemen ihrer Zeit zu kämpfen.
Das Werk ist sehr komplex. Empfehlen würde ich die englische Ausgabe "Freedom". Meiner Meinung nach kommen Übersetzungen nur selten an das Original heran.