Wir haben seit Kurzem ein 4 Monate altes Kätzchen. Jetzt kam bei einem Geburtstag die Diskussion auf, dass man Katzen vor der Sterilisation zumindest mal decken lassen sollte, da das angeblich besser für sie sein soll. Es wurde erwähnt, dass sie dann vielleicht auch nicht so einen Hängebauch bekommt, wie es bei vielen weiblichen Katzen der Fall ist. Ist denn da was dran?
Um Gottes Willen, bloß nicht!
Katzen ziehen keinerlei Gewinn daraus, vor der Kastration einmal gedeckt zu werden. Eher im Gegenteil: So eine Trächtigkeit ist auch bei Katzen eine große Belastung für den Körper, gerade bei jungen Exemplaren. Das Problem ist nämlich, dass Katzen viel früher geschlechtsreif als erwachsen werden. Teilweise kann so ein Katzenmädchen schon mit 6 Monaten trächtig werden - und das, obwohl die geistige und körperliche Reife erst mit eineinhalb Jahren abgeschlossen ist! Das Ergebnis ist dann etwa so, als würde eine Minderjährige schwanger werden.
Auch der Hängebauch wird davon nicht weniger, denn der hängt mit den hormonell bedingten Bindegewebsänderungen nach der Kastration zusammen - und an denen ändert auch eine Trächtigkeit nichts. Übrigens ist der Hängebauch auch eher typisch für Kater und weniger für Katzen. Weibliche Katzen mit Hängebauch sind meistens einfach bloß etwas zu wohlgenährt
So schlimm dürfte es also nicht werden, falls du dich deshalb sorgst.
Leider legen wir Menschen oft menschliche Maßstäbe an unsere Haustiere an. Eine Katze wird nicht nach ihrer Kastration denken: "Ach, hätte ich doch mal Junge gehabt". Es ist unsinnig und für die Katze sogar gefährlich, unsere menschlichen Vorstellungen von Mutterfreuden auf ein Tier anzuwenden, das so anders ist als wir.
Außerdem müsstest du dann auch mit Jungen irgendwohin - und das kann dann zu einer echten Gewissensfrage werden. Denn selbst wenn du all deine Kätzchen unterkriegst, nehmen sie damit anderen Katzen ein potenzielles Zuhause weg. Und gerade in den Tierheimen gibt es unzählige auch junge Katzen, die dringend eines brauchen.
Übrigens: Katzen sollten immer kastriert werden! Im Volksmund heißt es immer, dass weibliche Katzen sterilisiert und männliche Katzen kastriert werden. Das sind aber in Wirklichkeit zwei ganz verschiedene Eingriffe. Beim Sterilisieren werden bloß die Eileiter durchtrennt, d.h. deine Katze kann nicht mehr trächtig werden, hat aber immer noch die Hormone und die Gebärmutter und wird rollig. Bei einer Kastration werden Gebärmutter und Eierstöcke komplett entfernt, d.h. die Katze kann nicht mehr rollig werden und hat auch kein Risiko einer Gebärmutterentzündung mehr, die bei sterilisierten Katzen gerne mal vorkommt.
Also: Tu deiner Mieze den Gefallen und kastriere sie ohne vorheriges Decken. Als bester Zeitpunkt gilt nach der ersten Rolligkeit.
@kleinehexe hat im Grunde schon alles gesagt.
Diese Aussage, dass es gesünder für Katzen (oder auch Hunde) ist, einmal Junge zu bekommen, ist ein altes Ammenmärchen.
Angeblich soll eine einmalige Trächtigkeit Erkrankungen der Fortpflanzungsorgane verhindern (Milchleistentumore etc.). Zwar ist die Entstehung dieser Krebszellen bei Tieren noch nicht umfassend geklärt, aber man weiß inzwischen, dass vor allem Muttertiere, die schon einmal Welpen gesäugt haben, besonders häufig erkranken. Es wird vermutet, dass die gesteigerte Durchblutung der Organe (in dem Fall des Gesäuges) zur Bildung und Ausbreitung von Krebszellen führen kann.
Außerdem durchläuft die Katze während jeder neuen Rolligkeit enorme Hormonschwankungen, die das Risiko auch zunehmend erhöhen können.
Studien zufolge sinkt das Risiko der Erkrankungen, wenn Katzen frühzeitig kastriert werden (d. h. nicht nur die Eileiter durchtrennen, sondern die Eierstöcke komplett entfernen, wie @kleinehexe ja auch schon erklärt hat).
Aber wenn du dir unsicher bist, besprich das Ganze doch einfach in Ruhe mit deinem Tierarzt. Du musst ja wahrscheinlich sowieso zu einer Voruntersuchung hin, damit der beste Zeitpunkt für die Kastration bestimmt werden kann. Der ist bei Katzen sicherlich ähnlich wie bei Hunden, nämlich genau zwischen zwei Rolligkeiten, damit die betreffenden Organe möglichst nur schwach durchblutet sind und der Hormonhaushalt ausgeglichen ist.