Mein Sohn will nicht lernen, was soll ich tun?

Mein Sohn will nicht lernen, was soll ich tun?

29.04.2017 von hannchen
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Guten Morgen, ich bin alleinerziehende Mutter und mein Sohn ist 13. Er ist in einer völligen Anti-Haltung im Moment und will nur zocken den ganzen Tag. Seine Noten werden immer schlechter, er will nicht lernen. Ich glaube auch, dass er oft seine Hausaufgaben nicht macht. Wenn ich frage, heißt es nur: „Wir haben nix auf“.

Ihm die Spiele zu verbieten macht wenig Sinn, dann spielt er bei seinen Freunden. Ich kann ihn ja auch nicht zu Hause festbinden. Kennt das jemand von Euch und wie habt Ihr das Problem gelöst? Mit einem Vater im Haus wäre das vermutlich leichter, so fühle ich mich doch sehr hilflos manchmal.

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Beste Antwort
mamapetra
mamapetra 29.04.2017

Ich würde mit ihm ein Mutter-Sohn-Gespräch führen und das volle Programm präsentieren. Er ist jetzt in der Pubertät und wird erwachsen. Dazu gehören nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Mache ihm klar, dass du dich auf ihn verlassen können musst. Das Leben ist nicht nur Fun & Gag, sondern auch Arbeiten. So wie du deinen Job und den Haushalt hast, hat er seinen Job: Er ist Schüler. Dazu gehören der Schulbesuch, die Hausaufgaben und das Lernen für Klassenarbeiten.

Sag ihm: Du bist und bleibst seine Mutter. Bis er 18 ist, hast du Einfluss auf sein Leben. Danach kann er machen, was er will. Solange hast du ein Auge darauf. Nicht nur, weil das deine gesetzliche Pflicht ist, sondern auch weil du ihn liebst. Erkläre ihm, dass du möchtest, dass es ihm gut geht, nicht nur jetzt, sondern auch später. Er soll mal seine Träume wahr machen können.

(Kinder in dem Alter betteln um Grenzen. Sie sind oft extra-widerlich, um auszutesten, wie weit sie gehen können. Du darfst ihn aber eben nicht fallen lassen. Mit Vater im Haus ist das auch nicht anders. Da streitet dann nur ein Erwachsener mehr mit dem Jungen.)

Vereinbare mit ihm, dass er nach dem nach Hause kommen einen bestimmten Ablauf einhalten muss. Dafür (das ist dein Teil der Vereinbarung) nervst du ihn danach nicht mehr.

1. ESSEN: Er sollte nach Hause kommen und zunächst etwas essen. Nutze diese Zeit, mit ihm zu plaudern. Frag ihn, wie es in der Schule war. Reagiert er dann einsilbig, frag, welches Spiel er gerade zockt, was ihm daran gefällt. Wichtig ist, dass du als Mutter nicht den Kontakt zu ihm verlierst. Das geht nur, wenn ihr redet. Du musst ihn ernst nehmen, dann nimmt er dich auch ernst.

2. LERNEN: Er muss am Nachmittag mindestens zwei Stunden etwas für die Schule tun. Er hat keine Hausaufgaben? Super! Dann kann er sehr gut lernen. Frag ihn Vokabeln und unregelmäßige Verben in Englisch ab. Diktiere ihm ein Stück aus seinem Deutschbuch, um zu gucken, wie seine Rechtschreibung ist. Wiederhole ein paar Matheaufgaben mit ihm oder klappt sein Erdkundebuch auf und lest zusammen einen Text. Was auch gut ist: Zusammen ein Buch lesen und darüber reden. "Supergute Tage" ist für 13-Jährige nicht schlecht, weil es auch lustig ist. Sonst kommt vielleicht "Eine wie Alaska" in Frage. Ihn allein hinsetzen nach dem Motto: "Mach mal!" wird nicht gut gelingen. Du musst dabei sitzen, mitmachen, dich für seine Themen (privat und schulisch) interessieren.

3. FREIZEIT: Er sollte mit Freunden rausgehen, nicht sofort spielen. Sein Hirn braucht nach dem Lernen Zeit, um das Gelernte zu verarbeiten. Selbst wenn er dann doch mit Freunden bei denen spielen geht, muss er da erst mal hinlaufen oder hinradeln. Dazwischen vergeht also ein bisschen Zeit.

4. DADDEL-TIME: Zocken ist, wenn er nach Hause kommt, für maximal 2 Stunden erlaubt. In dieser Zeit nervst und störst du ihn nicht. Sind die 120 Minuten vorbei, gehst du in sein Zimmer und kassierst die Playstation bzw. Xbox ein.

5. GEMEINSAME ZEIT: Ist dann noch Zeit, bevor geschlafen wird, redet miteinander, guckt einen Film an, spielt Puzzle usw.

Dahinter steht der Gedanke, dass ihr euch wieder annähert. Zum einen musst du Mutter sein. Dazu gehört, dass du dich durchsetzt und Grenzen vorgibst. Dazu gehört aber auch, dass du ruhig, selbstbewusst und bestimmt bleibst. Er wird dich nicht ernstnehmen, wenn du brüllst und heulst. Das gehört also nicht dorthin.

Wichtig ist auch, dass ihr Zeit miteinander verbringt, die nichts mit "Räum auf" oder "Lern für die Schule" oder "Hör auf zu zocken" zu tun hat. Seine Welt ist anders als deine. Interessier dich dafür.

Lernprobleme in den Griff kriegen:

1. Ruf in der Schule an und bitte um Termine. 

2. Besuch einen Lehrer nach dem anderen. Vereinbare mit denen, dass sie dir per Mail mitteilen, was das Kind aufhat. (Das machen sie, wenn du darum bittest.)

3. Erkläre deinem Sohn, dass du das getan hast und nun bestens informiert bist. Ab sofort weißt du, was er aufhat. Arbeite das mit ihm durch. 

4. Du hast keine Ahnung von Bio, Erdkunde und Physik? Guckt zusammen YouTube Videos zu dem Thema an und sprecht über die Inhalte. Lass deinen Sohn das Gesehene zusammenfassen. 

5. Nachhilfeunterricht: Geh zu einem Nachhilfeinstitut. Wähle keine Schüler oder Studenten, die haben keine Ahnung und kriegen unmotivierte Schüler nicht wieder auf Kurs. Das ersetzt NICHT (!), dass er lernen muss oder dass du dich für seine Hausaufgaben interessieren musst.

Eltern dürfen nicht nachlassen, sie müssen an ihrem Kind dranbleiben. Bis zu den Sommerferien bleibt nicht mehr viel Zeit. Du musst also sofort aktiv werden! Noch kann er durch freiwillige Referate, mündliche Beteiligung und gute Zensuren in den noch kommenden Arbeiten das Ruder herumreißen. Du kannst ihn auch jetzt noch zur Nachhilfe anmelden.

kublai
kublai 29.04.2017

Vielleicht kannst du ihn rausholen aus dem Trott, indem du ihn in einem Verein anmeldest. Oft zocken Jungs nur noch, wenn sie ihr Selbstwertgefühl stabilisieren wollen. Wenn er schlecht in der Schule ist, kriegt er da kein positives Feedback. Von dir kommt sicher auch keine positive Bestätigung (verständlich). Wenn er dann im Spiel gut ist, kriegt er da Lob, Bewunderung oder zumindest einen positiven Energieschub, entweder durch die Spiele selbst, weil er den nächsten Level schafft, bessere Waffen kriegt usw., oder weil Kumpels ihn dafür loben.

Vielleicht kommt für ihn eine Mitgliedschaft in einem Verein in Frage. Fußball, schwimmen, Tennis? Richtig cool finden viele Jungs aber auch Karate oder Quad fahren. Ich würde ihn mit sowas eher "Männlichem" locken.

arthur
arthur 29.04.2017

Überforderung

Was auch sein kann, ist, dass dein Sohn auf der Schule überfordert ist und sich deswegen verweigert. Besucht er das Gymnasium? Vielleicht ist das Tempo dort für ihn einfach zu schnell. Es kann sein, dass er auf einer Oberschule oder Realschule besser aufgehoben wäre.

Schulprobleme

Denkbar sind auch Schulprobleme. Vielleicht gibt es Streit und Stress mit Klassenkameraden. Oft sind Kinder, die sich bemühen, nicht angesehen. Dann machen alle auf Verweigerung. 

Schwierigkeiten mit Lehrern

Möglicherweise hat er auch Schwierigkeiten mit einem oder mehreren Lehrern. Wichtig ist, dass du mit der Schule Kontakt aufnimmst und dich über seinen Lernstand informierst. Dass er nie etwas aufhat, glaube ich auch nicht. Irgendetwas stimmt da nicht...

Mutter-Sohn-Beziehung stärken

Eine gute Idee ist, die Mutter-Sohn-Beziehung zu stärken. Dein Sohn hat sicher Stärken. Fördere die. Vielleicht könnt ihr beide zusammen etwas Neues beginnen, um euch anders kennenzulernen. Geh mit ihm z.B. ins Tierheim, stellt euch als Hundeausführer vor. Vermutlich werdet ihr eingewiesen und trainiert, bevor ihr einen Vierbeiner ausführen dürft. Aber Kontakt mit Tieren tut gut und dein Sohn übernimmt so Verantwortung. Macht es unbedingt gemeinsam!

Eine andere Idee ist, sich zusammen z.B. für etwas Soziales zu engagieren: Alten Leuten vorlesen (hilft ihm beim Lesen üben!), bei der Tafel vielleicht Essen ausgeben oder bei einem Flüchtlingsprojekt mitmachen.

lena2000
lena2000 30.04.2017

In vielen Schulen gibt es Nachmittagsangebote, bei denen ältere Schüler jüngeren Schülern helfen und mit ihnen Hausaufgaben machen. Es kann helfen, wenn er mal von anderen Jugendlichen hört, wie wichtig es ist, sich in der Schule zu bemühen. Meistens kostet das nichts. Einen Versuch ist es vielleicht wert. Auch wenn sich seine Noten dadurch nicht verbessern, hilft ihm vielleicht der Kontakt mit einem älteren Jungen, den er sich als Vorbild nehmen könnte.

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