Warum einen Hund aus dem Süden, deutsche Tierheime sind doch auch voll?

Warum einen Hund aus dem Süden, deutsche Tierheime sind doch auch voll?

07.01.2017 von salzhering
958 mal gelesen 1 Follower

Ich frage mich und Euch, warum ich einen Hund oder eine Katze aus dem Ausland adoptieren soll, wenn doch unsere eigenen Tierheime auch randvoll mit armen Tieren sind. Sollte man nicht erst mal vor der eigenen Türe kehren und aufräumen und diesen Tieren ein neues Zuhause geben? Ich gönne jedem Tier ein neues Heim, aber finde es irgendwie sinnvoller, erst mal in Deutschland zu schauen. Was meint Ihr dazu?

Hintergrund ist der, dass ich demnächst eine Flugpatenschaft übernehme für einen oder mehrere Hunde aus Spanien. Ich mache das gerne und finde das auch prima, wie die Organisationen da arbeiten und helfen. Aber muss nicht auch oder erst mal unseren eigenen Tieren geholfen werden? Versteht Ihr, was ich meine?

Antworten: 10

sarah
sarah 07.01.2017

Deutsche Tierheime sind voll! Das sind sie, aber auch wieder nicht. Suchen Sie einen Welpen oder Junghund in einem unserer Tierheime, oder auch einen kleinen oder mittelgrossen Hund? Sie werden sehr schnell sehr enttäuscht sein. Oftmals sitzen in unseren Heimen große, alte, oder verhaltensauffällig Hunde. Oder sie stehen LEIDER auf der Liste. Als Einsteiger möchte man nicht gleich mit einem "Problemhund" anfangen!

Sie finden bei uns in Deutschland sehr viele Hunde vor, sehr viele davon extrem lieb und natürlich hoffen sie genauso, wie das Tier aus dem Süden auf ein neues Heim. Aber was machen Sie, wenn sie in der Stadt wohnen und dazu noch im dritten Stock? Man kann nicht von einer Familie, mit Kindern und "nur" einer Wohnung ohne Garten verlangen, dass sie sich aus Mitleid einen alten und großen Hund nehmen. Und das ist auch gut so, denn dieser würde bald wieder im Tierheim landen. Leider haben wir schon zu oft die Erfahrung gemacht, dass es Interessenten in unseren Tierheimen sehr oft sehr schwer gemacht wird. Die Auflagen sind oft, unserer Meinung nach, zu streng. Hunde werden verweigert weil der Interessent in der Stadt wohnt, es aber gesichert ist, dass das Tier dennoch viel Auslauf bekommt. Hunde werden verweigert, weil der Interessent voll berufstätig ist, aber sichergestellt ist, dass der Hund mit ins Büro darf. Ich könnte 100 weitere Beispiele nennen ... Kurzum, wenn sie einen sozialverträglichen, kleineren oder sogar jungen Hund möchten kommen sie schnell auf einen Hund aus dem Süden. Fast jeder, der sich für einen solchen Hund entschieden hat, wird immer wieder dahin zurückkommen

Doch es sind einfach zu viele. Sie wurden misshandelt, lebend in Mülltonnen geworfen oder zum langsamen sterben aufgehängt. Spanien ist in Sachen Tierschutz und Aufklärungsarbeit auf einem guten Weg, aber leider noch lange, lange nicht am Ziel. Vor allem Mischlingshunde haben nicht den geringsten Stellenwert haben, gerade sie will oft einfach keiner haben. Die Nachfrage nach Hunden aus dem Süden ist sehr hoch, denn sie erweisen sich als sehr liebe, dankbare und völlig sozialisierte Familienmitglieder.

tina68
tina68 07.01.2017

Ich habe einfach keinen Hund aus einem deutschen Tierheim bekommen, obwohl ich ein Haus mit Garten habe und der Hund mit zur Arbeit. Darum ist meine Hündin aus Spanien. Die waren froh dort, ein gutes neues Zuhause für sie gefunden zu haben. Und wenn man mal ein spanisches Tierheim gesehen hat weiß man, wie gut es den Hunden in einem deutschen Tierheim geht…

Die deutschen Tierheime sollten sich meiner Ansicht nach etwas umstellen und ihre Vermittlungspolitik überdenken. Man soll Zeit haben, darf aber nicht arbeitslos sein. Hm. Arztehefrau?

Ich hätte einen Hund aus Deutschland gerne genommen, aber es stimmt schon, was Sarah schreibt: Die Tierheime sind voll von schwer vermittelbaren großen Listenhunden, die ich keinem Anfänger als Ersthund raten würde. Aus diesen Gründen ist der Hund aus dem Süden auch eine Tierrettung und vielleicht wirklich eine gute Tat.

feldmaus
feldmaus 07.01.2017

Manchmal hab ich den Eindruck, dass viele Tierheime die Tiere gar nicht vermitteln wollen sondern eher an Patenschaften sprich Geld interessiert sind. Die Auflagen, die man erfüllen soll, tun dann ihr übriges. Da braucht man sich nicht wundern, dass sich ein Interessent nach alternativen umsieht. Was ich aber komisch finde ist, dass die deutschen Tierheime teilweise voll sind mit Tieren aus dem Ausland. Es scheint also ein lukratives Geschäft zu sein. Man kann ja alternativ auch in der Zeitung gucken, wenn man ein Tierchen sucht. Oft sind die Besitzer in Not und suchen einfach einen schönen Platz für ihren Liebling, fernab von Bürokratie und Schikane 

tina68
tina68 07.01.2017

Da muss man aber auch gut aufpassen und sich gut auskennen, wenn man ein Tier von privat kauft. Da stecken oft kriminellen Organisationen dahinter, die billig Hunde von Zuchtstationen aus dem Ausland kaufen und hier über eine Familie vermitteln. Da wird einem dann eine rührselige Geschichte erzählt, warum der Hund nicht behalten werden kann (Umzug, Allergie), dabei war es von vorneherein ein geplantes mieses Geschäft, das immer zu Lasten des Hundes geht. Es sind kranke Tiere, die viel zu früh von der Mutter weg kamen und nie richtiges Futter bekamen!

feldmaus
feldmaus 07.01.2017

Ich rede hier nicht vom organisierten Welpenhandel. Klar das der nicht gutgeheissen werden kann. Da sollte man schon differenzieren können und muss man auch um das nicht noch zu fördern 

Auch bei einem Hund aus dem Ausland steckst du nicht drin, was Verhalten und Krankheiten betrifft. Aber wir schweifen vom Thema ab 

taube
taube 08.01.2017

Weder bei einem Hund aus Deutschland noch aus dem Ausland steckt man drin, was Krankheiten betrifft. Rassetypische Erbkrankheiten werden nur bei wirklich guten Züchtern vermieden, dann kann das Tier aber immer noch Krebs oder sonst was bekommen.

Der organisierte Welpenhandel ist manchmal nicht so einfach zu erkennen, wenn die Tiere über eine Familie vermittelt werden. Und gar nicht an einer Tankstelle aus dem Kofferraum verkauft werden. Die Familie sagt da,, sie hat ihn gerade gekauft und merkt nun, dass es doch zu viel Arbeit ist oder das Kind allergisch ist.

Mir ist es in einem deutschen Tierheim bei einem Meerschweinchen (!) ähnlich ergangen. Die haben es echt übertrieben mit ihren Fragen und Auflagen und Vorstellungen, die sie so hatten. So bekommen sie natürlich keine Tiere vermittelt. Sie sollen nicht Hinz und Kunz sofort und für wenig Geld ein Tier geben, aber von ihren uotpischen Anforderungen müssten sie sich mal verabschieden.

olga
olga 09.01.2017

Ich habe lange ehrenamtlich im Tierheim gearbeitet. Dort saßen natürlich keine Welpen. Aber es gab auch nicht nur Problemhunde oder Listenhunde. Mischlinge, liebe Hunde, die Frauchen oder Herrchen durch Tod oder wegen einer auftretenden Allergie verloren hatten, warteten dort ebenfalls auf ein neues Zuhause.

Man darf nicht vergessen, dass es die schuld der Halter ist, wenn ein Hund zum "Problemhund" wird. Das Tier ist meiner Meinung nach unschuldig. Bevor man sich einen Hund aus dem Ausland holt, sollte man sich zumindest in der Umgebung bemühen, ein Tier aus dem Tierheim zu retten. Die Zustände sind dort oft dramatisch schlecht. 

katzenlady
katzenlady 09.01.2017

Ich kann jetzt nur von meinen Katzen sprechen - ich denke aber, bei einem Hund wäre es genau so gelaufen. 

Ursprünglich hatte ich mir felsenfest vorgenommen, mir eine ganz arme Socke aus dem lokalen Tierheim zu holen. Egal ob nun alt, mit Handycap oder psychisch ein bisschen daneben. Und zwar weil ich mir dachte, dass die armen Nasen hier ja auch jemanden brauchen und dass so eine lange Fahrt oder ein Flug auch stressig für das Tier ist! Das Problem war nur, dass ich wegen meiner Wohnlage (stark befahrene Innenstadtlage) keinen Freigang bieten kann. Die lokalen Tierheime hatten aber partout keine Katze, die als reine Wohnungskatze gehalten werden kann. So habe ich nach Tierhilfen im größeren Radius gesucht und bin am Ende doch bei einer Auslandskatze gelandet. Es hat einfach auf den ersten Blick PENG gemacht! Ich muss sagen, ich habe es nie bereut. Er ist einfach genau der richtige Kater für mich.

In meinem Umfeld gibt es auch etliche Auslandshunde, und die sind allesamt tolle Tiere. Und bestimmte Rassen, etwa Windhunde, kriegt man sonst auch kaum als Tierschutztier!

Mein Fazit aus dieser Erfahrung: Ich finde beides in Ordnung. Am wichtigsten ist, dass das Tier zu einem passt!

bezzerwizzer
bezzerwizzer 09.01.2017

@katzenlady: Ich könnt an die Decke gehen, wenn ich lese, wie unmöglich sich die Mitarbeiter in deutschen Tierheimen verhalten. Sie vermitteln keine reinen Wohnungskatzen? Katzen frei durch Stadt und Land laufen zu lassen, sollte verboten werden. Es ist viel zu gefährlich. Man kann Katzen artgerecht drinnen halten, wenn man ihnen entsprechend was bietet. Draußen sind sie in Gefahr, Katzenhassern, Autos und Wildtieren zum Opfer zu fallen. Wer das passend findet, tickt nicht mehr richtig.

Gut, dass sich wahre Tierfreunde nicht an so einen Unsinn halten. Sorry, das musste mal raus.

katzenlady
katzenlady 09.01.2017

@bezzerwizzer: Das Problem ist, dass viele Katzen, die einmal an Freigang gewöhnt sind, in Innenhaltung kaum noch glücklich werden. In manchen Fällen geht es mit viel Mühe, aber in den allermeisten Fällen hat man dann eine Katze, die Zeit ihres Lebens unglücklich ist, immer ausbrechen will und völlig fixiert aufs Rauskönnen ist. Die können ihr Leben drinnen dann gar nicht genießen. Einer Katze das anzutun, wäre auch Tierquälerei! Insofern kann ich es schon verstehen, dass ein Tierheim die Hardcore-Freigänger nicht in Wohnungshaltung vermittelt. Immer vorausgesetzt natürlich, die Katzen sind auch kastriert. Unkastrierte Katzen gehören grundsätzlich ins Haus!

Ich wollte aber gezielt Katzen, die es gar nicht erst kennen gelernt haben oder (wie bei meinen beiden ehemaligen Straßenkatern) es zwar kennen, aber keinen Drang nach draußen haben. 

Anzeige

Suchtags

© 2024 werweiss.de