Ich schaue viel Fernsehen und bei vielen Sachen, die dort gezeigt werden, frage ich meinen Freund, was er davon hält. Er sagt dann oft, das sei doch alles vorgeschrieben und nicht echt. Gar keine echten Fälle und keine echten Themen. Festgelegt nach einem genauen Drehbuch, wer wann weinen soll und so. Scripted Reality heißt es. Ich kann das gar nicht so glauben, viele der Fälle sehen so echt aus. Er sagt auch die Kochprofis wäre nur Scripted Reality.
Was genau ist denn nun Scripted Reality? Ein geschriebenes Drehbuch? Echte Schauspieler oder Laiendarsteller?
Dein Freund beschreibt das schon ganz richtig. Bei "Scripted Reality" geht es tatsächlich darum, fiktive oder tatsächliche Gegebenheiten mit Schauspielern nachzustellen. Man darf nicht vergessen, dass die TV-Sender darauf aus sind, möglichst hohe Einschaltquoten zu erzielen - immerhin geht es um gewinnorientierte Unternehmen.
Gute Beispiele für SR sind zum Beispiel diese pseudo-realistischen Seifenopern wie Berlin - Tag und Nacht, Köln <irgendne Zahl> usw. Es soll "real" wirken, faktisch handelt es sich aber in der Regel um Laiendarsteller, die einem vorgegebenen Handlungsstrang folgen müssen.
Oft werden auch tatsächliche und fiktive Inhalte miteinander vermischt. Sendungen wie "Auf Streife" oder "Retter im Einsatz" sind dafür gute Beispiele. Es handelt sich um echte Polizisten, echte Feuerwehrleute usw. - aber die zu sehende Handlung ist von vorne bis hinten nachgestellt.
Ich empfehle dir die Website http://fernsehkritik.tv/. Guck dir einfach ein paar Episoden an. Dort erfährst du viel Wissenswertes rund um Fernsehen, und wie es gemacht wird. Übrigens gucke ich seit über fünf Jahren kein Fernsehen mehr, sondern nur noch gezielt Filme oder Sendungen aus der Mediathek, die ich bewusst aussuche.
Scripted-Reality bedeutet „geschriebene Realität“. Das Fernsehprogramm ist mit derartigem wertlosem Müll verstopft. Beispiele sind „Verdachtsfälle“, „Familien im Brennpunkt“, „Schulermittler“, „Mieten, kaufen, wohnen“, „Frauentausch“ oder „Achtung Kontrolle!“. Damit alles wirkt wie echte Reportagen, arbeiten die Sender mit bestimmten filmischen Mitteln:
Zu Beginn und/oder am Ende dieser Sendungen findet sich meist ein kleiner Hinweis, der Scripted Reality andeutet. Wenige Sekunden sind das meist nur. Ob das gesehen und vom Zuschauer verstanden wird, ist eine andere Frage. Viele Leute können nicht mehr unterscheiden, was real ist und was nicht. Damit bist du also nicht allein @brockmann.
Ein Marktforschungsinstitut hat 1000 Leuten ein Stück aus „Die Schulermittler“ gezeigt. Kurz zur Klärung: So etwas gibt es nicht! Trotzdem erklärten sich 48 % dieser Zuschauer mit der Aussage einverstanden: „Man weiß doch, dass solche Schulermittler sinnvoll sind! Es sollte mehr davon geben".
39 % von 1000 konnten bei konkreter Nachfrage nicht einschätzen, ob die Szenen gespielt sind oder nicht. Sie waren sich nicht sicher. Das zeigt, wie gefährlich und irreführend solche Programme sind.
Tipp: Guck mehr Filme! Da weiß man: Alles ist gespielt – und auf einem ansprechenden Niveau.
Ich finde man erkennt sofort, ob es gespielt oder echt ist. Diese Darsteller sind einfach zu schlecht, alles ist so erkennbar gestellt. Niemand würde so reden. Vor allem, wenn Emotionen wie Wut ins Spiel kommen sind diese Laiendarsteller ganz schnell am Ende ihres Könnens und es ist nur noch albern.
Dass viele Sendungen einem Drehbuch folgen erkennt man auch daran, dass jede Folge von beispielsweise Frauentausch oder den Kochprofis ziemlich genau gleich abläuft. Die Frauen beim Frauentausch sind schon echt, aber ihnen wird gesagt, dass sie sie bitte ihrer Rolle entsprechend verhalten sollen. Sie bekommen den Text nicht genau vorgeschrieben, aber Regieanweisungen. Da gibt es das blonde Püppchen, das sich so richtig über den Dreck in der Wohnung aufregen soll usw. Viele wird auch geschickt zusammen geschnitten, damit ein bestimmter Eindruck entsteht.