Wie kann man seine Rhetorik verbessern?

Wie kann man seine Rhetorik verbessern?

13.05.2017 von neugierig
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Hallo!
Mein größter Traum ist es, später im Beruf viel vor Menschen sprechen zu können. Im Radio, in der Fernsehmoderation, vielleicht auch in der Lehre oder als Coach - irgendetwas in diese Richtung! Ich bin nebenher auch schon dabei, nach einem passenden Studiengang zu suchen.
Grundsätzlich finde ich, dass ich schon ziemlich gut reden kann. Referate und Vorträge zu halten machen mir nichts aus und es gelingt mir immer gut, dass alle bei der Stange bleiben. Auch alle, die ich gefragt habe, sehen das so. Ich denke aber, dass da noch mehr geht! Wenn ich mir die großen Redner so ansehe, dann merke ich, dass die richtig Ahnung von Rhetorik haben. Diese Leute wissen ganz genau, was sie tun und wie sie was sagen müssen. Das könnte ich gerne auch! Aber wie? Gibt es Tricks, wie man seine Rhetorik verbessert? Vom Zuhören lernt man ja viel, aber eben nur theoretisch... wie lerne ich die Praxis?
Danke!

Antworten: 2

Beste Antwort
arthur
arthur 17.05.2017

Deine Rhetorik kannst du durch diese Tipps & Tricks verbessern:

Inhalte richtig ausdrücken

  • Auf Negation verzichten: Unser Gehirn kann mit Negation nichts anfangen. Berühmter Vorschlag: Versuche, nicht an einen rosa Elefanten zu denken! Sofort ist dieser Gedanke im Kopf und wir sehen einen rosa Elefanten. Dementsprechend hören wir bei „Du siehst nicht schlecht aus!“ genau das Gegenteil und denken: „Ich sehe schlecht aus.“
  • Füllwörter weglassen: Vermeide „äh“, „ähm“, „hm“, „tja“ oder „halt“. Sprich bewusst etwas langsamer und mit Betonung. Das gibt dir genug Zeit, diese Füllwörter, die nur Zeit gewinnen sollen, wegzulassen.
  • Aufgaben positiv verpacken: „Ich muss noch Wäsche waschen, einkaufen und dann die Wohnung putzen. Danach soll ich auch noch kochen.“ Das klingt schlecht. Schon beim Schreiben fühle ich mich ganz erschöpft. Dabei gehört das nach der täglichen Arbeit selbstverständlich dazu. Es klingt völlig anders, wenn man stattdessen sagt: „Ich werde jetzt Wäsche wachsen, dann gehe ich entspannt einkaufen, räume ein bisschen auf und koche was Leckeres.“

Wortschatz erweitern

Eine Grundlage für gute Rhetorik ist ein umfangreicher Wortschatz. Je nach Anlass sollte das Vokabular angepasst werden. Vor Uniprofessoren spricht man anders, als wenn es um eine Umweltgruppe oder eine Hochzeitsansprache geht.  Je mehr Wörter dir in deinem aktiven Wortschatz zur Verfügung stehen, desto besser kannst du dein Anliegen in Worte kleiden.

Tipps zur Wortschatzerweiterung

  • Viel lesen trägt zur Erweiterung des passiven Wortschatzes bei.
  • Lautes Lesen ist sinnvoll, um die Wörter selbst zu nutzen, zu sprechen und zu hören. Sie prägen sich dadurch besser ein und gelangen dadurch (hoffentlich) in den aktiven Wortschatz.
  • Lies einen Zeitungsartikel und fasse ihn anschließend laut zusammen.
  • Wende die Simulgan-Technik (Matthias Pöhm) an: Höre dazu einem Radiosprecher zu und sprich ihm zeitverzögert nach. Anfangs geht das vielleicht noch ein bisschen holprig. Aber je öfter du das machst, desto kürzer wird die Zeit zwischen Hören und Nachsprechen werden. Das funktioniert natürlich auch mit Fernseh-Personen und Hörbüchern. Wähle Menschen aus, deren Art zu reden dir gefällt. Du kannst so deinen aktiven Wortschatz mühelos erweitern. Diese Technik stammt aus dem Fremdsprachen lernen. Du kennst sicher dieses System mit Hörkassetten oder Hör-CDs, wo ein Sprecher einen Satz vorsagt, den man nachsprechen muss? Macht man das regelmäßig, ist man bald fit in genau diesen Sätzen und beherrscht sie.
  • Gelungene Formulierungen notieren: Am besten hast du immer ein Büchlein bei dir, in das du besonders gelungene Formulierungen einträgst, die dir beim Lesen oder bei Gesprächen mit anderen auffallen. Übertrage sie später in den Schreibprogramm und kategorisiere sie. Dadurch hast du sie erneut vor Augen und beschäftigst dich damit.

Rhetorische Mittel

Vermutlich kennst du sie noch aus der Schule.  Die Begriffe Metapher und Vergleich sagen den meisten etwas. Aber erinnerst du dich noch an Zeugma, Oxymoron und Epipher? Die Redekunst ist uralt. Sie war schon in der Antike eine wichtige Disziplin. Aus dieser Zeit stammen die rhetorischen Mittel. Bis heute sind sie überall um uns herum. Schau Werbespots an und versuch herauszukriegen, womit darin gearbeitet wird. Wer ködert welches Publikum mit welchen Mitteln? Wo werden wir wie manipuliert, damit wir einen Lippenstift, einen TV oder eine Nudelsuppe kaufen? Erstelle eine möglichst umfassende Liste mit diesen Stilmitteln. Es gibt sehr viele! Such dazu mehrere Beispiele. Denk dir hinterher selbst ein oder zwei aus. Versuch die, die dir gefallen, aktiv zu benutzen.

Einem Debattierclub beitreten / Rhetorikkurs belegen 

Ideal zum Üben sind Debattierclubs. Dort lernst du, pro oder contra zu vertreten und vor Gruppen zu sprechen. Die Übung ist letztendlich das Wichtigste. Alternativ kommt ein Kurs an der Volkshochschule in Frage. Dort spricht man zu einem Thema vor der Gruppe, wird mit Videokamera aufgezeichnet. Anschließend wird das Ergebnis analysiert. Du bekommst direktes Feedback.

Übungen für zu Hause

Natürlich kannst du auch alleine üben. Erweitere deinen Wortschatz mit obigen Tipps und mach dich fit in Sachen Stilmittel. Dann kannst du:

  • Mündlich Zeitungsartikel nach dem Lesen zusammenfassen
  • Zettel mit provokanten oder unangenehmen Fragen oder Thesen beschriften („Abtreibung ist moralisch!“ „Ist die Religion schuld an der Kriegslust der Menschen?“ „Sollen Frauen ihre Brüste vergrößern lassen, um damit Männern zu gefallen?“). Davon ziehst du jeden Morgen einen und hältst eine spontane kleine Rede über das Thema, wobei du entweder pro oder contra argumentierst. Es ist egal, was du zu dem Thema denkst. Spring in andere Rollen. Sie z.B. ein katholischer Priester, ein Landarbeiter, ein frustrierter weiblicher Single.

Mimik und Gestik

Wer redet, wird angeguckt. Das Publikum verfolgt zwar PowerPoint-Präsentationen, aber der Blick der Zuhörer ruht vor allem auf dem Redner. Stell dich beim Reden vor einen Spiegel, nimm dich mit der Kamera auf. Was auch hilft: Skype mit Menschen. Gewöhn dich an die Situation, dauernd angeguckt zu werden.

Stimme

Hohe fiepsige Stimmen wirken nicht so glaubwürdig wie tiefere Stimmen. Arbeite bewusst mit Betonung. Wer gepresst, heiser, atemlos oder stotterig klingt, wirkt nicht souverän. Daran kann man arbeiten.

schokominza
schokominza 16.05.2017

Hallo, ich habe eine Ausbildung zur Sprecherin gemacht. Da habe ich gelernt, wie man Reden hält, moderiert und so weiter.

Generell gehört Überzeugung, Mut und auch etwas Talent sowie Ausstrahlung dazu. Du kannst aber einen Kurs belegen. Bei mir war solch ein Rhetorik-Kurs der Anfang. Später habe ich dann Moderations-Coachings besucht. Das alles durfte ich im Rahmen meiner Ausbildung machen. Aber ich weiß, dass diese Kurse auch so angeboten werden.

Bist du denn generell wortgewandt und schlagfertig? Dann sollte ein Rhetorik-Kurs eine gute Möglichkeit sein, diese Fähigkeiten auszubauen. Wer über einen guten Wortschatz verfügt, hat hier schon die halbe Miete. Schau doch einfach mal in deiner Region, wo solche Kurse angeboten werden.

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