Hallo allerseits,
ich bin einer von diesen Leuten, die dauernd unter "chronischer Unentschlossenheit" leiden. Egal ob in kleinen oder großen Dingen, sobald ich mal eine definitive Entscheidung treffen soll, kriege ich es einfach nicht auf die Reihe! Ich eiere dann ewig hin und her, entscheide mich alle paar Minuten um und komme nicht zum Punkt. Das ist auch im Alltag richtig belastend, denn manchmal muss man halt Entscheidungen treffen. Mein Freund ist auch jedes Mal angenervt, was ich gut verstehen kann. Aber ich bin da einfach blockiert!
Vielleicht kennt das hier ja noch jemand und kann mir verraten, was man dagegen tun kann? Wie kann ich mir beibringen, endlich Entscheidungen zu treffen?
Mit dem Problem bist du nicht allein. Entscheidungen zu treffen, fällt vielen Menschen schwer. Dabei treffen wir tatsächlich jeden Tag zig Entscheidungen. Meistens unbewusst. Du entscheidest, ob du eine Jeans anziehst oder eine Stoffhose. Du entscheidest, was du zum Frühstück essen möchtest. Irgendwann hast du dich für deinen Freund entschieden.
Warum es so schwer ist, Entscheidungen zu treffen
Mit jeder Entscheidung für ein Ding, eine Sache oder eine Person schließt du unendlich viele Alternativen aus. Beispiel: Du kaufst dir ein Smartphone von Samsung und nicht von all den anderen angesagten Marken (iPhone, Sony, LG etc.).
Man will eine gute Entscheidung treffen, keine Fehler machen. Jetzt passiert Folgendes: Statt einfach glücklich zu sein mit der Entscheidung, trauern wir allem hinterher, was wir nicht gewählt haben. Das nennt sich Verlustangst. Zu viele Wahlmöglichkeiten wirken überfordernd. Das Risiko, falsch zu entscheiden, ist hoch.
Wir wählen oft Dinge, die uns schnell Belohnung versprechen. Wir essen den lecker aussehenden Burger, der unseren Hunger sofort still, statt nach Hause zu gehen und einen Salat zu machen. Dadurch ist unser Bedürfnis schnell befriedigt. Wer das immer macht, wird allerdings auf Dauer mit Gesundheit und Gewicht Probleme bekommen.
Besonders schwer ist es für Menschen, sich für Neues und gegen Gewohntes zu entscheiden. Der amerikanische Ökonom Jack Knetsch hat dazu ein verblüffend einfaches und sehr anschauliches Experiment gemacht: Er schenkte seinen Studenten einen Becher Kaffee. Kurz danach fragte er sie, ob sie den gegen einen Schokoriegel tauschen möchten. Aber 90 % blieben beim Kaffee. Umgekehrt passierte dasselbe: Schenkt er seinen Studenten zuerst einen Schokoriegel und bot danach an, dass sie ihn gegen einen Becher Kaffee tauschen könnten, behielten 90 % die Schokolade. Wir klammern und aus Angst vor Entscheidungen an das Gewohnte. Im Job sind wir nicht glücklich und treten auf der Stelle. Wir langweilen uns abends, gucken aber wie gewohnt Fernsehen. Mit unserem Partner läuft im Bett nichts mehr, aber wir nehmen es hin. Es ist Routine. Routine bietet Sicherheit. Wir sind wie gelähmt.
Warum es dir vermutlich schwerfällt, Entscheidungen zu treffen
Lerne „Nein“ sagen
Beispiel:
Dein Freund fragt: Hast du Lust, schwimmen zu gehen?
Du überlegst. Offenbar will er schwimmen, sonst würde er nicht fragen. Aber eigentlich bist du müde und hast keine Lust. Aber es wäre schön, mal wieder auszukommen und was anderes zu machen. Er würde sich sicher freuen.
Deine Antwort: "Ja, OK."
Dein Freund wird merken, dass du diese Entscheidung nicht begeistert getroffen hast, denn eigentlich wolltest du sagen: Nein, ich bin müde und habe keine Lust. (Du weißt, dass das deine Entscheidung gewesen wäre. Aber du wolltest ihn nicht verletzen. Er will aber ehrlich von dir wissen, was du möchtest.)
Warum Entscheidungen nötig sind
Veränderungen passieren nur, wenn man etwas entscheidet. Alles ist letztendlich besser, als starr zu verharren und nichts zu tun. Man verliert vor sich den Respekt und wir von anderen nicht mehr ernst genommen.
Außerdem fühlst du dich irgendwann ausgeliefert und wie ein Spielball anderer. Statt dein Leben selbstbestimmt zu leben, wirst du von anderen gelebt.
Wie du Entscheidungen treffen kannst
Hallo @tassilo,
ich kann mich gut in dich einfühlen. Ich konnte als junge Frau auch keine Entscheidungen treffen. Das war einfach Lebensangst. Inzwischen bin ich eine Ecke älter und sehe die Dinge ruhiger. Das ist ein Vorteil, wenn man nicht mehr jung ist. Die größere Gelassenheit und Ruhe. Da kommst du garantiert auch irgendwann hin.
Bis dahin habe ich auch ein paar Tipps, wie es dir vielleicht etwas leichter fällt, Entscheidungen im Alltag zu treffen:
Das sind tolle Tipps.
Ich finde, es gibt kaum einen schlimmeren Fehler, als Entscheidungen nicht zu treffen. Man sollte das Ganze auch pragmatischer und positiver sehen: In nahezu keinem Fall wird man im Anschluss erfahren, was passiert wäre, wenn man sich jeweils für die andere Möglichkeit entschieden hätte Von daher: Einfach alles etwas lockerer sehen und einfach tun, statt viele Tage lang nachzudenken!