Wie mündliche Leistung in der Schule verbessern?

11.05.2017 von barbarella
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Hallo liebe Community,
ich schreibe hier wegen meiner Tochter, die nach den Sommerferien auf das Gymnasium kommt. Aber leider hat sie ein großes Problem: Ihre mündliche Leistung in der Schule ist im Grunde nicht existent! Ihre Klassenarbeiten haben immer gute Noten, aber alle Lehrer haben sich beklagt, dass sie den Mund nicht aufmacht. Bisher ging das immer gut, aber die Lehrer haben mich gewarnt, dass das auf dem Gymnasium unbedingt besser werden muss.
Bei meiner Tochter stoße ich allerdings auf taube Ohren, sobald ich das Thema anspreche! Sie sagt, sie hat keine Lust, sich zu melden und dann doch nicht dranzukommen. Außerdem hätte es ja auch ohne super in der Schule geklappt, womit sie leider Gottes auch noch recht hat. Mit dem Argument, wie wichtig das für die Zukunft ist, brauche ich gar nicht erst anzufangen. Da schaltet sie sofort auf Durchzug.
Wie komme ich zu ihr durch und kann ihr begreiflich machen, dass sie sich jetzt mehr bemühen muss?

Antworten: 1

lena2000
lena2000 13.05.2017

Ich muss dir leider sagen, dass das stimmt. Auf dem Gymnasium zählt die mündliche Leistung 50% und in der Oberstufe manchmal sogar 60%, 70% oder sogar 80%. Das kann ein Vorteil, aber auch ein Nachteil sein.

Angenommen, man vergeigt eine Klassenarbeit. Dann kann man die Note trotzdem mit guter mündlicher Mitarbeit noch retten. Wird nur eine Klassenarbeit oder Klausur im Halbjahr geschrieben, zählt die kontinuierliche Mitarbeit natürlich mehr, als wenn man drei Klassenarbeiten im Halbjahr schreibt.

Eine Frage der Persönlichkeit

Ist deine Tochter denn generell sehr still und zurückhaltend? Ist sie einfach ein schüchternes Mädchen? Oder ist sie eher faul und muss nur motiviert werden? Als Erstes müsstest du versuchen herauszufinden, warum sie nicht mitarbeitet.

Gymnasium: Eine anspruchsvolle Schulform

Die nächste Frage: Will sie selbst gerne das Gymnasium besuchen? Oder möchtest du, dass sie diese Schulform besucht, weil du an ihre Zukunft denkst? Mich hat dieser Satz von dir stutzig gemacht:

Mit dem Argument, wie wichtig das für die Zukunft ist, brauche ich gar nicht erst anzufangen. Da schaltet sie sofort auf Durchzug.

Wenn sie erst 10 oder 11 Jahre alt ist und gerade von der Grundschule auf die weiterführende Schule wechselt, ist sie für so eine Argumentation sowieso noch viel zu klein. Das kann sie gar nicht verstehen.

Oder besucht die 10. Klasse einer Oberschule, Haupt- oder Realschule? Dann sollte sie schon begriffen haben, dass es um ihre Zukunft geht. Kann sie das nicht erfassen, ist sie auf dem Gymnasium sowieso fehl am Platz. (Tut mir leid, wenn das so hart klingt. Aber der Besuch des Gymnasium ist ab der 11. Klasse eine persönliche Entscheidung und ein Privileg. Dazu wird niemand gezwungen.)

Ist sie älter und einfach faul, lustlos oder vertritt eine Anti-Haltung, versuche es mit der langen Leine. Du hast sie belehrt, ihr gesagt, wie wichtig die Schule ist. Das reicht. Lass sie ihr Ding alleine machen. Es ist ihr Leben. Irgendwann hast du als Mutter eben keinen Einfluss mehr.

Warum Schüler die mündliche Mitarbeit verweigern

Wenn Schüler sich nicht melden und mündlich zurückhaltend sind, hat das unterschiedliche Gründe:

  • Sie wissen die Antwort nicht, weil sie inhaltliche Lücken haben, nicht zugehört haben oder nicht vorbereitet sind. Manchmal haben sie auch die Aufgaben nicht verstanden und können sie nicht lösen.
  • Schlechte Aussprache. Das ist oft in Englisch, Französisch oder Spanisch ein Problem (weniger in Latein).
  • Panik. Ihnen versagt die Stimme, sie bekommen Herzrasen oder sie werden rot, wenn sie in der Öffentlichkeit sprechen müssen.
  • Anpassung: Manchmal werden Kinder auch gemobbt, wenn sie besser sind als der Rest der Klasse. Sie werden dann als "Streber" bezeichnet (von den neidischen Kindern, die nicht mithalten können).
  • Hohe Intelligenz: Das gibt es auch. Manche hochbegabte Schüler empfinden die Fragen der Lehrer als zu einfach und reizlos. Sie stehen über den Dingen. Der Unterricht ist für sie meistens sehr langweilig, denn er orientiert sich an der breiten Masse.

Tipps

  1. In allen Fächern kann man sich auf die nächste Stunde vorbereiten. Die Lehrer gehen meistens nach Buch vor. In Englisch kann man den nächsten Text schon mal lesen und so die Aussprache trainieren und Vokabeln im Voraus nachgucken und gleich lernen. In Deutsch kann man Texte lesen und die Fragen dazu gleich im Kopf beantworten. In Erdkunde, Geschichte und Bio kann man zu jedem Thema im Internet Filmmaterial (Dokus) finden.
  2. Immer Hausaufgaben machen und zum Vorlesen melden. Es ist leichter, wenn man weiß, dass keine Fehler drin sind. Eltern sollten also die Hausaufgaben nachgucken oder das Kind zur Hausaufgabenbetreuung oder Nachhilfe geben, wenn das nicht möglich ist. Hat deine Tochter Lücken, ist Nachhilfe sowieso eine gute Idee. Je schneller sie sie aufarbeitet, desto besser ist es.
  3. Freiwillig kleine Referate übernehmen. Fast alle Lehrer schätzen es, wenn man selbst ein Referat vorschlägt und übernimmt. Das geht ab Klasse 5.
  4. Bei Gruppenarbeit sollte man freiwillig die Person sein, die sich meldet, um die Ergebnisse vorzulesen.
  5. Zur Motivation hilft es, sich einen starken Schüler auszusuchen. Immer, wenn der sich meldet, bekommt er einen Punkt. Um ihn zu übertrumpfen, muss man sich selbst einmal mehr melden als er. Dieser Wettbewerb hat mir in der Unterstufe geholfen. Aber ich war total ehrgeizig und wollte immer die Beste sein.

Letztendlich steht meistens die Angst vor Blamage und davor, ausgelacht zu werden. Wenn ein Schüler aber weiß, dass er die Antwort hat, will er eigentlich auch damit glänzen. Schließlich gibt es dafür Anerkennung und Lob des Lehrers und gerade jüngere Kinder motiviert das meistens.

Falls deine Tochter vorher in der Schule Schwierigkeiten mit anderen Kindern hatte, weil ihre Noten so viel besser waren als die des Durchschnitts, erledigt sich das Problem auf dem Gymnasium von alleine. Da sind nur die besseren Schüler. Sie muss sich also wieder neu beweisen.

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