Wie pflegt man einen Papagei?

Wie pflegt man einen Papagei?

24.06.2017 von lambada
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Hallo!
ich helfe oft im Tierheim als Gassigeher aus. Gestern war ich mal wieder da und die lieben Leute vom Tierheim haben mir ihren neuen Bewohner gezeigt, eine schrecklich traurig aussehende Blaustirnamazone, deren Besitzer verstorben ist. Und jetzt sitzt das arme Ding mit seinen gut 30 Jahren im Tierheim und keiner will es haben „traurig“-Emoticon
Nun bin ich schwer mit mir am Hadern. Ich möchte dem armen Kerlchen unbedingt aus seiner Misere helfen! Und weil ich mit meinem Mann in einer großen Eigentumswohnung lebe, wäre jede Menge Platz da. Grundsätzlich wäre es also möglich, dass wir Jakob (so heißt er) bei uns zu Hause aufnehmen. Natürlich würden wir uns dann auch ein Partnertier holen, denn Papageien soll man ja nicht alleine halten. Aber was braucht so ein Papagei noch alles zum glücklich sein? Schließlich sind das kluge Tiere, die sicher viele Ansprüche haben. Und wenn der arme Kerl schon in Gefangenschaft leben muss, dann soll er es so gut wie möglich haben!
Wenn jemand tolle Ratschläge hat oder Empfehlung für Bücher/Vereine hat, wäre ich so dankbar!

Antworten: 1

arthur
arthur 26.06.2017

Oje „traurig“-Emoticon. Jakob ist bereits ein Senior. Er sollte es unbedingt gut haben in den letzten Jahren, die ihm noch bleiben. Etwa 40 Jahre werden Blaustirnamazonen alt. An sich sind sie unkompliziert zu halten. Du hast Recht: Papageien sollten immer paarweise leben. Alles andere ist für sie eine Qual. Der Vorbesitzer hat sich daran ja scheinbar nicht gehalten... Super, dass das für euch kein Hinderungsgrund für eine Aufnahme ist! „lachen“-Emoticon

Blaustirnamazonen sind allerdings sehr zuwendungsbedürftig. Du solltest also viel Zeit für deine neuen Tiere haben. (Es ist übrigens nicht richtig, dass sich nur Papageien in Einzelhaltung an Menschen binden. Das ist eine Annahme von früher, die längst widerlegt ist. Auch mit einem zweiten Vogel würdet ihr für beide Vögel wichtige Bezugspersonen werden.)

Eventuell problematische Fakten zu Baustirnamazonen: 

  • Sie sind lebhaft und haben ein starkes Flugbedürfnis. Schön wäre es, wenn sie bei euch Freiflugmöglichkeiten hätten. Das erfordert einiges an Umsicht. Alle Fenster müssen sicher abgedichtet werden. Niemand darf mehr gedankenlos Türen aufstehen lassen. Zusätzlich musst du damit leben, dass sie überall hin koten. Tipp: Klebe Müllsäcke oben auf die Schränke. Die kannst du dann bei Bedarf wechseln.  
  • Du musst dich mit dem "Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien" des Verbraucherministeriums beschäftigen. Darin ist eine Voliere von mindestens 200 x 100 x 100 cm (L x B x H) vorgeschrieben. Aber für einen Vogel ist das ein winzig kleines Gefängnis. Wenn du ihnen - unabhängig vom Freiflug - einen größeren Käfig bieten kannst, ist das besser!
  • Sie sind laut. Wenn sie rufen, klingt das schon ziemlich durchdringend. Bevorzugt melden sie sich morgens und abends. So etwas freut die Nachbarn... (Es hilft eventuell, sie im Vorfeld zu informieren. Erzähl ihnen von der traurigen Geschichte des kleinen Kerlchens. Die meisten Menschen sind tierlieb.)
  • Baustirnamazonen haben keine Fresssperre. Das heißt, wenn sie sich langweilen, essen sie den ganzen Tag. Sie müssen beschäftigt werden. Es sind intelligente Tiere.

Futter

Blaustirnamazonen sollten abwechslungsreich essen. Experten raten zu einer Kombination aus Körnerfutter (60 %) und Früchten (40 %).

Geeignet sind Buchweizen, Hafer, Hirse, Rohreis und Weizen. Ab und zu kannst du Kürbiskerne und Sonnenblumenkerne anbieten. Im Handel gibt es aber sehr gute Futtermischungen. Du musst das also nicht alles selbst zusammenstellen.

Blaustirnamazonen fressen gerne Beeren, Ananas, Äpfel, Birnen, Bananen, Gemüse wie Paprika und Möhren, Grünfutter wie Kresse und Löwenzahn.

Zusätzlich brauchen die Papageien Mineralstoffe (gibt es im Zoogeschäft).

Wohnung sicher machen

Wenn sie fliegen dürfen, muss deine Wohnung sicher gemacht werden:

  • Fensterbilder auf Glasscheiben kleben, sonst donnern die Vögel dagegen. 
  • Zimmerpflanzen auf Giftigkeit prüfen. Alles, was giftig für Papageien ist, muss leider weg. Dazu gehören Alpenveilchen, Zimmerfarn, Weihnachtsstern und einiges mehr. 
  • Gitter vor die Fenster, damit ihr sie dennoch öffnen könnt. Keine Netze, Gitter. Die bekommt ihr im Baumarkt. 

Sauberkeit

Einmal wöchentlich muss der Riesenkäfig gründlich gereinigt werden.

Futter- und Wasserbehältnisse sollten täglich sorgfältig gereinigt werden. Schaff mehrere an, dann kannst du sie in die Spümaschine stecken.

Blaustirnamazone beschäftigen

Papageien sind intelligent. Sie wollen Beschäftigung und brauchen Zuwendung. Heißt: Es reicht nicht, den Käfig mit Spielzeug aus dem Laden vollzustopfen und sie fliegen zu lassen. Du musst dich aktiv um sie kümmern. Clickertraining ist eine gute Wahl. Du kannst ihnen sicher auch etwas beibringen. Kümmerst du dich nicht um die Vögel, werden sie unglücklich. Manche fressen und werden dick. Andere schreien nur noch. 

Erziehung

Bitte bestrafe NIEMALS ein Tier. Erziehung funktioniert nur durch positive Verstärkung. Das heißt, belohne sein Verhalten. Macht er etwas falsch, besser ignorieren. Beispiel: Schreit der Vogel, solltest du ihn nicht füttern. Sonst denkt er, immer wenn er schreit, gibt es Zuwendung und Essen. Ergo: Er schreit nur noch. 

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