Wie viel Geld braucht man zum Leben?

Wie viel Geld braucht man zum Leben?

23.04.2017 von lokfuehrer
1831 mal gelesen 7 Follower

Guten Abend zusammen,

ich bekomme im nahen Bekanntenkreis immer häufiger mit, dass Geldsorgen den Alltag bestimmen und das Geld bei nahezu allen Leuten an allen Ecken und Kanten fehlt. Schon ab der Monatsmitte drückt man rapide auf die Sparbremse und wünscht sich sehnlichst den Monatsanfang herbei. Und das, obwohl alle arbeiten gehen und ganz normale Jobs haben. Wenn ich an frühere Jahre (1990-2000) zurückdenke, so konnte man damals wirklich auch am Ende vom Monat noch unbesorgt zum Einkaufen gehen und zur Tankstelle fahren. Auch der Jahresurlaub war keine überwältigende Sonderausgabe, sondern war ohne großes Sparen in den Monaten davor möglich.

Die Zeiten haben sich geändert, würde ich sagen. Auch bei uns in der Familie muss gerechnet werden, im Gegensatz zu früher. Und das ja, obwohl die Gehälter von mir und meiner Frau deutlich gestiegen sind.

Meine konkrete Frage an die Community wäre, wie viel Geld man Eurer Meinung nach zum Leben braucht. Hier meine ich kein Luxusleben, sondern ein ganz normales Durchschnittsleben, aber ohne dass man ab der Monatsmitte schon zittern muss oder dauernd im Kopf die Kosten hin- und herrechnen muss.

Mich würde sehr interessieren, wie ihr das so seht und wie ihr mit dem Thema generell umgeht.

Meinen Dank im Voraus,
Ulrich aus Hamm

Antworten: 10

Beste Antwort
arthur
arthur 24.04.2017

Das ist eine spannende, aber nicht so ganz leicht zu beantwortende Frage.

Wie @danielhh schon angesprochen hat, man müsste dabei unbedingt eingrenzen:

  1. Wer ist „man“? Eine Einzelperson, ein Paar, eine Familie? Mit Haustieren oder ohne? Mit eigenem Vermögen (Haus, Erbe) oder ohne?
  2. Was heißt „zum Leben brauchen“? Manche Menschen sind mit wenig zufrieden. Andere haben gewisse Ansprüche.
  3. Krankheiten: Ist der Mensch, sind die Menschen, gesund oder müssen sie zwingend Medikamente einnehmen?

All das sind wichtige Punkte. Hobbys sind ein gewisser Luxus. Aber erwähnt werden sollte man sie als Kostenfaktoren natürlich auch.

Unsere Lebenssituation

  • Paar ohne Kinder
  • Kein Vermögen, keine Erbschaften, keine Ersparnisse
  • 4 Katzen (innen), 2 Gastkatzen (außen)
  • Kein Urlaub (finanziell nicht realisierbar).
  • Minimalistischer Lebensstil
  • Keine Hobbys, die Geld kosten
  • Kein Ausgehen / Essen gehen, außer, es ist geschäftlich bedingt

Feste Kosten (gerundet)

  • Mietwohnung - Kosten: 850,- € (warm)
  • Abzahlung Auto + KFZ-Versicherung: 270,- €
  • Katzen: 200,- €
  • Medikamente: 50,- €
  • Telefon/Handy/Internet/Mediennutzung: 120,- €

Das macht zusammen 1490,- €.

Variable Kosten:

  • Lebensmittel
  • Hygieneartikel und Pflegeprodukte
  • Benzin
  • Tierarzt

Erst werden die Kosten bezahlt und dann die Katzen versorgt. Es kommt vor, dass es knapp wird. Dann bleibt der Kühlschrank leer. Gekauft wird das Nötigste. Wir sparen an allen Ecken und Enden.

Was bei uns dazu kommt, sind betriebsbedingte Kosten, denn ich bin selbständig. Das heißt Krankenversicherung, Steuerberater und Betriebshaftpflicht kommen dazu.

Wir brauchen zum Leben also etwa 2700,- € monatlich (besser wären 3000,- €). Dann darf aber nichts kaputtgehen, nichts extra anfallen usw.

susanne45
susanne45 23.04.2017

Ich finde, dass man die Fragen nicht wirklich einfach beantworten kann, da man ja nur das Geld ausgeben kann, welches man auch wirklich hat. Was nutzt es mir also, 1.500 Euro netto zu brauchen, wenn ich nur 1.000 Euro netto habe? Ich muss mit dem Geld haushalten, das ich aktuell verdiene. Da führt kein Weg dran vorbei.

Mir persönlich macht das nicht viel aus. Ich habe früher 2.500 Euro netto verdient und das Geld ausgegeben. Ich hatte einen Neuwagen und einen Oldtimer, habe mir unsinnig viele Handtaschen gekauft und wunderschöne Reisen gemacht. Die Erinnerung kann mir keiner nehmen.

Heute arbeite ich halbtags und komme mit 1.000 Euro netto aus. Das geht auch. Ich fahre trotzdem mein eigenes Auto und kaufe Bio-Fleisch. Handtaschen habe ich ja von früher noch genug und wenn mir mal Geld fehlt, setze ich eine bei ebay rein.

Wäre es mir zu wenig Geld, würde ich wieder mehr arbeiten und hätte auch mehr Geld. Ich weiß, dass nicht alle Leute diese Möglichkeit haben und nur vom Mindestlohn leben können, weil sie an der Supermarktkasse einfach nicht mehr verdienen.

Also ich sage: Von 1.000 Euro netto kann man gut leben. Bin gespannt, was die anderen sagen.

liebelein
liebelein 23.04.2017

Also ich sage: Von 1.000 Euro netto kann man gut leben. Bin gespannt, was die anderen sagen.

@susanne45

Da möchte und muss ich Dir aber ganz klar widersprechen! Musst Du keine Miete bezahlen, oder an einem Haus abbezahlen? Ich denke das müssen fast alle Leute, und dann reichen 1.000€ bei Weitem nicht aus. 

Selbst wenn man eine sehr günstige, kleine Mietwohnung hat, so kostet diese doch auch inkl. aller anfallenden Nebenkosten wie Telefonanschluss, GEZ usw. ihre 600€. Dann bleiben noch 400€ für 30 Tage. Wie soll das funktionieren? Davon werden 200€ für den Unterhalt eines Autos aufgezehrt (wenn es bezahlt ist!). Und 200€ im Monat für alles andere, also Lebensmittel, Kleidung, Hygiene usw. - sorry, das kann nicht gehen. Entweder hast Du ein bezahltes Haus, kein Auto oder läufst in Lumpen rum und isst nichts.

danielhh
danielhh 23.04.2017

Es kommt bei der Frage ja wirklich immer auf die gesamten Umstände an:

  • Wohnt man in einem bereits bezahlten Haus oder muss man einen Hauskredit tilgen oder Miete zahlen?
  • Fährt man ein bereits bezahltes Auto oder gibt es hierzu noch einen Kredit? Fährt man überhaupt ein Auto?
  • Hat man Kinder?
  • Hat man Tiere?
  • Teure Hobbys?
  • Gut versichert, unterversichert?

Die Liste ließe sich beliebig fortführen. Meine Meinung: Unter normalen Umständen kommt ein Single mit 1500 Euro pro Monat aus (Mietwohnung und Auto, kein Kind), ohne dauernd zittern und rechnen zu müssen. 1000 Euro, wie von @susanne45 aufgerufen, werden nicht ausreichen. Da müsste es noch einen Lebenspartner mit Zweiteinkommen geben.

susanne45
susanne45 24.04.2017

Stimmt, bei mir macht es etwas aus, dass mein Freund die Lebensmittel und das Tierfutter bezahlt. Miete und Autokredit habe ich auch und Versicherungen. Allerdings gebe ich selten Geld für Klamotten und Schnickschnack aus. Also sind die 1.500 vermutlich der wirklich richtige Betrag.

danielhh
danielhh 24.04.2017

Stimmt, bei mir macht es etwas aus, dass mein Freund die Lebensmittel und das Tierfutter bezahlt.

„Augen rollen“-Emoticon

Erst denken, dann schreiben.

schneezauber
schneezauber 24.04.2017

Wir brauchen zum Leben also etwa 2700,- € monatlich (besser wären 3000,- €)

@arthur

Ungefähr so sieht es bei uns auch aus (2 Personen).

Wenn man sich jetzt vor Augen hält, dass das fast 6000 DM sind (ja ich weiß, man soll nicht mehr umrechnen), ist das schon ein Wahnsinn, was das normale Leben heute kostet.

Und die Medien wollen uns immer verarschen, es kommen immer so tolle Vergleiche im Fernsehen, angeblich sei ja gar nichts teurer geworden! Klar gibt es Sachen die im Vergleich zu früher günstiger geworden sind, z.B. Fernseher, Elektronik allgemein, aber: All diese Dinge kauft man ja nicht regelmäßig, sondern alle paar Jahre mal! Sachen, die man regelmäßig kaufen muss (Lebensmittel, Benzin, Hygiene usw.) sind extrem teurer geworden, da lasse ich mir von den Medien auch nichts anderes eintrichtern! „wütend“-Emoticon

lena2000
lena2000 24.04.2017

Ich werde ab Oktober umziehen und dann studieren. Die Wohnung liegt direkt in der Stadt. Es ist eine winzig kleine Bude. Aber immerhin keine WG. Dafür bin ich nicht der Typ, denke ich. Zum Glück habe ich Eltern, die mich unterstützen. Jobben muss ich aber in den Semesterferien trotzdem. Vielleicht kann ich sogar während des Semesters kellnern oder so.

Wegen der Kosten habe ich mich beraten lassen. Mir wurde gesagt, dass ich mit 1500,- € rechnen muss, wenn ich nur mich versorgen muss. Aber dann muss ich mich bei Büchern einschränken und viel in der Bücherei arbeiten oder da Bücher ausleihen bzw. kopieren, was auch Geld kostet.

Meine Situation:

  • Allein wohnend
  • Keine Haustiere
  • Kein Auto
  • Haftplicht- und krankversichert über Eltern
  • Kein Vermögen
  • Hobbys: teuer, aber Ausrüstung ist schon komplett vorhanden

Fixkosten (auf den Monat umgerechnet und gerundet):

  • 550 € Miete (warm) für kleine Stadtwohnung
  • 60 € für Telefon, Internet, Handy, Gebühren
  • 10 € Medikamente
  • 40 € Freizeitkosten
  • 50 € Kopiergeld (wird vorab für das Kopieren von Readern kassiert)
  • 10 € Friseur
  • 60 € Semesterbeitrag

Das sind 780 €.

Flexible Kosten:

  • 200 € Lebensmittel
  • 20 € Pflegeartikel und Hygieneprodukte
  • Kleidung
  • Bücherkosten, Studienmaterial
  • Essen gehen, Ausgehen, Party
  • Kosten für Bücherei
  • Kopiergeld für eigene Kopien
  • Büromaterial
  • Ausdrucken und Binden von Studienarbeiten
arthur
arthur 24.04.2017

@schneezauber:

Und die Medien wollen uns immer verarschen, es kommen immer so tolle Vergleiche im Fernsehen, angeblich sei ja gar nichts teurer geworden!

Genau, das stimmt definitiv nicht. Faktisch sind die Lebenshaltungskosten seit 1991 kontinuierlich gestiegen. Das kann man statistisch ermitteln. Besonders teuer geworden: Wohnen, Wohnsanierung und Energiekosten.

blogger
blogger 25.04.2017

Also, in Berlin käme man mit so geringem Einkommen nicht weit. Mieten und Lebensmittel sind hier wirklich teuer. Was noch keiner erwähnt hat: Es spielt eine Rolle, in welchem Bundesland und wo genau man dort lebt. Wer in der Großstadt wohnt, muss mit höheren Mieten rechnen.

Dafür gibt es vielleicht wegen öffentlicher Verkehrsmittel Alternativen zum Auto. Mehr Einkaufsmöglichkeiten bedeuten: Man kann Preise vergleichen. Aber wer hat schon Zeit, bei den Entfernungen in zig Supermärkte zu laufen, nur weil beim A die Gurken 20 Cent billiger sind als bei B?

Also, als Single in Berlin, der auch mal in Urlaub fahren will (2 x im Jahr), Katzen als Haustiere hat, abends gern mal weg geht (Theater, Musical, Konzerte, Kneipe), brauche ich 3500,- €. Mit Luxus hat das meiner Meinung nach nichts zu tun. Immerhin arbeite ich viel dafür. Ein ganz kleines bisschen will ich mein Leben ja nun auch genießen. Wenn da nicht mal Geld für ein paar Bücher, ausgehen usw. drin ist, wäre ich sehr frustriert.  

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