Wie werde ich Selbstversorger?

Wie werde ich Selbstversorger?

12.02.2017 von trude
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Ich interessiere mich sehr für das frühere Landleben. Mein Traum ist es, im Sommer so viel Obst und Gemüse selbst anzubauen, dass ich davon im Sommer und im Winter leben kann. Aber ist das überhaupt realistisch? Ich habe zwei Gärten und damit schon mal die Grundvoraussetzung. Trotzdem kann ich mir fast nicht vorstellen, die ausreichende Menge zu produzieren. Mit welchen Methoden mache ich die Lebensmittel haltbar? Was muss ich unbedingt anbauen? Reicht mir eine Ziege? Kann ich die Milch trinken und selbst Käse machen? Kann ich Hühner halten? Darf ich die schlachten?
Es wird vermutlich niemand alle Fragen beantworten können, aber jeder Teil hilft mir weiter.

Antworten: 5

Beste Antwort
orange
orange 12.02.2017

Für mich sind meine selbst angebauten Kleinigkeiten auch nur eine Ergänzung, über die ich mich sehr freue. Eine eigene Tomate, die reif geerntet wird, schmeckt tausendmal besser als das Grün gepflückte Zeug aus Holland. Gurken, die nur nach Wasser schmecken usw. Eine Selbstversorgung kann meiner Ansicht nach alleine gar nicht funktionieren. Du kannst ja nicht Getreide anbauen und Tiere züchten und Obst und Gemüse anbauen. Ein paar Sachen musst Du sicher kaufen oder mit anderen Selbstversorgern tauschen. Schau doch mal, ob es welche in Deiner Nähe gibt. Sie können Dir sicher auch viele wertvolle Tipps geben.

Ich könnte auf viele Dinge der heutigen Zeit nicht verzichten. Alleine die vielen Gewürze, mit denen man Gerichte verändern kann. Es wäre mir zu langweilig, nur das zur Verfügung zu haben, was in meinem Garten wächst. Keine Bananen oder Zitrusfrüchte. Das Leben der Bauern vor 100 Jahren nur mit Kartoffeln und Wurzelgemüse, nein, das könnte ich nicht. Und an Getränken könnte es bei mir nur Apfelsaft geben, aber auch der würde vermutlich nicht reichen für ein Jahr. Und ich möchte auch Orangensaft und Bier und Wein und Cola haben.

wachteljo
wachteljo 12.02.2017

Ich finde das Thema Selbstversorgung auch sehr spannend, habe aber noch keine komplette hinbekommen. Wie soll das auch funktionieren, wenn man Vollzeit arbeitet? Ich glaube, es geht nur mit einer Teilversorgung.

Wenn der Kirschbaum voll hängt, dann kann ich daraus genug Marmelade für zwei Jahre einkochen und habe Gläser zum Verschenken übrig. Dieses Jahr hat die Zwetschge keine einzige Furcht gehabt. Mal sehen, ob sie dieses Jahr wieder kommt. Also drauf bauen sollte man nicht.

Du kannst einen kleinen Stamm Hühner halten, wenn Du ausreichend Platz für sie hast. Sie werden vor Deinen Beeten allerdings keinen Abstand halten. Ansonsten kann ich Dir Japanische Legewachteln empfehlen. Die brauchen wenig Platz, legen tolle Eier und in Hessen darf man sie zum Eigenverzehr schlachten (da würde ich mir aber zeigen lassen!).

Ich freue mich über Kürbis und Zucchini, wenn sie reif sind und wecke sie ein. Einwecken und einfrieren sind meine beiden Methoden. Kartoffeln habe ich auch noch nicht für ein ganzen Jahr produziert und auch Tomaten nicht.

Eine komplette Selbstversorgung kann gar nicht funktionieren außer, man würde sich sehr einschränken. Aber ohne Mehl und ohne Öl und ohne Milch, Butter usw. – puh, kann ich mir das Leben schwer vorstellen. Von Rotwein, Cola und Pfeffer mal ganz abgesehen. Also ich freue mich über frische eigene Sachen aus dem Garten, wenn sie da sind. Aber ein ganzes Jahr davon zu leben, wäre nichts für mich.

tobias
tobias 13.02.2017

Wenn man sehr rustikal ist, kann das schon funktionieren. Es leben ja auch Menschen ohne Geld auf der Platte und vor 100 Jahren haben sie das auch gekonnt. Sie wurden allerdings nicht sehr alt.

Also wenn das mein Wunsch wäre, würde ich zumindest halbtags fest angestellt arbeiten, um eine Grundsicherung zu haben. Eine Krankenversicherung und Geld für Anschaffungen.

Ich würde diesen Sommer dann voll Gas geben und schauen, wie viel ich anbauen, ernten und konservieren kann. Ein paar Artikel würde ich mir erlauben. Mehl, Öl, Milch, Gewürze und Tee. Und ich würde mir einen Kalender aufhängen und tageweise versuchen, nur von selbst angebauten und hergestellten Sachen zu leben.

So einen Tag, an dem ich Rührei von eigenen Hühnern frühstücke, mittags einen Salat mit Tomaten essen und abends Gnocchi mit Tomatensauce als grün in meinem Kalender markieren. Oder ein selbstgebackenes Brot mit eigener Marmelade, Kartoffelpfuffer mit Apfelbrei usw. Anfangen würde ich im August, da ist ja Vieles schon geerntet. Und dann ein Jahr lang schauen, wie viele Tage ich Grün und wie viele ich Rot markiert habe.

alex0305
alex0305 13.02.2017

Selbstversorgung hat was sehr gutes an sich, wie ich finde. Ich stehe auch total auf Gemüse aus dem eigenen Garten. Da ich selbst kein Fleisch konsumiere, werde ich dir zu diesen Dingen nichts sagen können. Was aber super funktioniert sind Salate, Tomaten, Erdbeeren und Kartoffeln. Ganz toll finde ich auch Kräuter aus dem eigenen Garten. Schnittlauch und Petersilie sind bei mir ganz hoch im Kurs. Lass dich dazu am besten in der Gartenabteilung eines Baumarktes beraten. Die kennen sich damit super aus und können dir sicher bei all deinen Fragen eine kompentente Hilfe sein.

arthur
arthur 13.02.2017

@trude: Wenn ich dein Posting richtig verstanden habe, willst du nicht komplett autark leben und alles von der Seife bis zum Strom selbst herstellen. Richtig? Dir geht es vor allem darum, Gemüse und Salat anzubauen und Milchprodukte aus Ziegenmilch herzustellen. Möglich ist es durchaus, mit selbstangebautem Gemüse durch den Winter zu kommen. 

Ich versuche mal, auf deine Fragen möglichst konkret einzugehen:

Mit welchen Methoden mache ich die Lebensmittel haltbar?

  • Du solltest dich damit beschäftigen, wie man Obst und Gemüse einkocht. Das ist sinnvoll, wenn du im Winter mit selbst geerntetem Gemüse aus deinem Garten versorgt sein möchtest. Ein Einkochautomat leistet dabei gute Dienste.
  • Als Alternative kannst du Gemüse auch sauer einlegen, um es für den Winter aufzubewahren.
  • Außerdem würde ich dir die Anschaffung mehrerer Gefriertruhen empfehlen. Man kann Gemüse wunderbar einfrieren.

Reicht mir eine Ziege?

Bei einer Ziege wird es nicht bleiben. Wenn deine Ziege Milch geben soll, muss sie ein Lämmchen zur Welt bringen. Ungefähr vier bis sechs Wochen nach der Geburt muss es von der Mutter getrennt werden. Dann kannst du deine Ziege melken. Damit hast du schon zwei Tiere. Wenn du das Lämmchen nicht schlachten willst, kannst du es verkaufen (dann schlachtet es jemand anders) oder behalten... So kommst du schnell zu einer kleinen Herde. Eine Ziege liefert dir ungefähr 700 Liter Milch im Jahr.

Kann ich die Milch trinken und selbst Käse machen?

Ja. Ziegenmilch kannst du roh trinken, wenn das Tier kerngesund ist und keine Euterentzündungen hat. Das muss sich ein Tierarzt regelmäßig ansehen. Erwärmen kannst du die Ziegenmilch ebenfalls, das zerstört aber wertvolle Inhaltsstoffe.

Du kannst aus der Milch natürlich Quark und Käse herstellen. Ich habe schon aus Ziegenmilch selbst Ziegenfrischkäse hergestellt. Das geht schnell, einfach und schmeckt herrlich!

Kann ich Hühner halten? Darf ich die schlachten?

Wenn du Platz hast, einen Stall und ein Gehege baust, natürlich. Die Hühnerhaltung ist in Deutschland rechtlich gesehen kein Problem. Das darfst du sogar in einem Wohngebiet, denn Hühner sind Kleintiere wie Meerschweinchen. Aber du musst die Hühner sowohl beim Veterinäramt als auch bei der Tierseuchenkasse melden. Das verlangt das Tierseuchengesetz (§ 14). Regelmäßige Impfungen sind ebenfalls Pflicht. 

Wenn du die Hühner selbst schlachten willst, solltest du die "Verordnung zum Schutz von Tieren im Zusammenhang mit der Schlachtung oder Tötung" (Tierschutz-Schlachtverordnung – TierSchlV) kennen und beachten. Für den Eigenbedarf ist die Schlachtung ohne tierärztliche Kontrolle erlaubt. Achte bitte darauf, den Kopf der Tiere schnell und komplett abzutrennen, damit sie nicht lange leiden.

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