Darf Kita den Betreuungsplatz kündigen?

01.04.2017 von pudelhuhn
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Unsere Kita hat unseren Platz gekündigt, was für uns eine ziemliche Katastrophe ist. Die Begründungen sind fadenscheinig. Unser Kind würde sich nicht eingewöhnen und – noch besser! – „Ein Verbleib des Kindes in der Gruppe würde die gesamte pädagogische Arbeit gefährden.“

Selbst wenn mein Sohn ein wenig schwierig wäre, was er natürlich nicht ist, dafür sind die Damen und Herren doch da, um das Kind zu integrieren!? Dürfen die uns einfach so kündigen??

Antworten: 3

Beste Antwort
arthur
arthur 02.04.2017

@pudelhuhn:

Selbst wenn mein Sohn ein wenig schwierig wäre, was er natürlich nicht ist, dafür sind die Damen und Herren doch da, um das Kind zu integrieren!?

Dass du dein Kind verteidigst, verstehe ich natürlich. Aber wenn die Kindertagesstätte solch eine Begründung gibt, würde ich mir an deiner Stelle schon Sorgen machen und das Gespräch zu den Erzieherinnen suchen. Da muss etwas vorgefallen sein. 

Wie verhält sich das Kind denn dort? Fühlt sich dein Sohn dort so unwohl, ist es vielleicht auch gut, den Kita-Platz zu wechseln und zu gucken, ob er mit einer anderen Gruppe und anderer Betreuung nicht besser zurechtkommt. Braucht er spezielle Zuwendung und Unterstützung? Dann hilft es auch, mit dem Personal vorab offen zu sprechen und viel Kontakt zu halten.

Übrigens: Niemand, der in Kindergarten, Kindertagesstätte oder Grundschule tätig ist, hat wirklich Lust, sich mit schwierigen Kindern zu befassen. Pädagogik ist so etwas wie ein theoretisches Ideal, dass man bei den ausgebrannten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Praxis oft nicht (mehr) findet. Schwierig sind Kinder, die

  • viel weinen
  • nicht gern / bereitwillig bei Gruppenaktivitäten mitmachen
  • immer eine Extra-Wurst brauchen, um mitzumachen
  • die andere schlagen, ihnen Spielzeuge wegnehmen
  • die viel quengeln
  • die langsamer sind
  • die viel hinterfragen, Erklärungen haben wollen
  • nicht gehorchen usw.

Kinder, die in der Grundschule die Leistung nicht bringen, nicht gut mitmachen, Hausaufgaben oft nicht haben, Fragen stellen, nicht stillsitzen oder die Mitarbeit verweigern, finden sich Ruckzuck mit Sonderschulfempfehlung (oder einem euphemistischen Equivalent dazu) wieder. Ich habe in dieser Hinsicht sehr viel erlebt.

Daher meine Tipps:

  • Fördere deinen Sohn beizeiten.
  • Verschließe vor Problemen nicht die Augen!
  • Sorge dafür, dass er lernt, sich zu integrieren.
  • Sprich mit den Verantwortlichen in pädagogischen Einrichtungen und halte engen Kontakt. Wenn sie dich mögen, sind sie hoffentlich nett zu deinem Kind. Du bist von ihrem Wohlwollen abhängig. Was passiert, wenn du nicht da bist, weißt du nicht...  Immer, wenn Menschen in sozialen Berufen tätig sind, ist deren eigene Haltung, ihr persönliches Engagement das einzig entscheidende.
jeanluc
jeanluc 01.04.2017

Eine Kita darf den Betreuungsplatz sogar ohne die Angabe von Gründen kündigen. Dies hat das Amtsgericht München (AZ 222 C  8644/11) entschieden. Es sei zwar nicht ideal, dass der Platz gekündigt wird und das Kind nun in eine andere Einrichtung müsse, aber es sei den Eltern und dem Kind zuzumuten. So hat das AG das Urteil begründet.

schokominza
schokominza 03.04.2017

Hallo, in der Tat dürfen Kitas den Platz kündigen. Ich kann nachfühlen, wie sich der Brief für dich liest. Aber ich würde tatsächlich einmal das Gespräch mit den Erziehern suchen, welche Dinge sie festgestellt haben, sodass es zur Kündigung kam. Viele Kinder verhalten sich im Kiga oder der Kita nämlich ganz anders als daheim.

Wir hatten in unserer Gruppe 2 Kinder, bei denen war es ebenso. Natürlich muss auch mal betrachtet werden, ob sich dein Sohn in der Gruppe nicht wohlgefühlt hat. Dann wäre der Wechsel in eine andere Gruppe ja noch möglich. Ich wünsche dir viel Glück und Erfolg bei der Suche nach einem guten Platz. Sie sind leider nicht nur aufgrund der Plätze rar, sondern auch die Einrichtungen unterscheiden sich massiv.

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