Was ist Ablasshandel?

11.04.2017 von zuckerschnute
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Hallo, habe eben den Begriff "Ablasshandel" in Verbindung mit der Kirche gehört, kann aber nichts damit anfangen - noch nie gehört vorher. Was ist das?

Antworten: 1

jenny24
jenny24 12.04.2017

@zuckerschnute:

Vom Ablasshandel hast du vermutlich in Zusammenhang mit Martin Luther gehört. „zwinkern“-Emoticon

Im späten Mittelalter war es unter Katholiken eine gängige Praxis, nicht mehr zur Beichte zu gehen, sondern einen sogenannten „Ablassbrief“ zu kaufen. Die Menschen fürchteten sich vor dem „Fegefeuer“ und hatten Angst, dass ihnen ihre Verfehlungen anders nicht vergeben werden würden. Mit Hilfe eines sogenannten Ablasses wurden dann die Sünden automatisch verziehen. Reue und Buße waren mit dieser finanziellen Investition nicht mehr nötig. So ein Ablassbrief kostete Normalverdiener durchschnittlich einen Monatslohn.

Martin Luther, damals Theologieprofessor und Prediger in Wittenberg, war diese Praxis der katholischen Kirche ein Dorn im Auge. Er war der Meinung, dass man ein Leben lang demütig sein sollte und sich nicht von Sünden freikaufen könne. (Davon handeln seine berühmten 95 Thesen.)

Trotzdem nutzten viele Menschen lieber die Möglichkeit, einen Ablass von ihren Sünden zu kaufen statt in der Kirche zu bereuen und zu beichten. Ein Ablasskauf wurde auch gern für bereits verstorbene Angehörige genutzt! Die Menschen glaubten, dass man sie damit aus dem Fegefeuer holen oder zumindest die Zeit dort verkürzen könne…

Der Ablasshandel kam ab 1507 richtig in Schwung, weil in Rom Geldnot herrschte. Damit konnte die Kirche einfach eine Menge Geld scheffeln. Papst Leo X.. brauchte dringend Geld für den Neubau seines Petersdoms. Er gab den sogenannten „Petersablass“ heraus, mit dem er gezielt Geld für den Bau sammelte.

Es gab einen dominikanischen Mönch namens Johann Tetzel, der wie ein Marktschreier damit handelte. Einer seiner Sprüche war: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“

Eine wunderbare Einnahmequelle, mit der man leichtgläubigen Menschen das Geld aus der Tasche gezogen hat.

Luther wandte sich in seinen Thesen – angeschlagen angeblich eigenhändig 1517 - gegen den Ablasshandel. In frühen deutschen Drucken stand war der Titel „Propositiones wider das Ablas“. Das war der Beginn der Reformation.

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