Meine Freundin ist stolze Mama. Aber ihre Kleine (10 Jahre) hängt immer wieder am Tablet oder am PC und schaut im Internet auf Videoseiten Videos über Minecraft oder spielt selber. Ich habe meine Bedenken geäußert und sie meinte, das wäre schon okay, die Kinder haben ja so schon genug Stress im Alltag. Ich finde aber, dass man das begrenzen sollte. Bei mir wäre nach maximal einer Stunde Schluss und zwar nach den Hausaufgaben usw. Ihre Tochter macht auch reichlich Sport und hat soziale Kontakte, trotzdem halte ich die Dauerdaddelei für bedenklich. Bin ich da irgendwie bieder oder wie seht ihr das?
Hi Schokominza,
man kann natürlich die Ansichten anderer Eltern nicht ändern. Doch ich habe es damals mit meinem Sohn ähnlich gesehen wie Du - zuviel Daddeln ist ungesund.
Wir hatten ein ganz gutes System. Er hat pro Woche 7 Steinchen bekommen, die jeweils für 30 Minuten Daddeln standen. Es stand ihm frei, die ganzen Steichen auf einmal einzusetzen (für jede halbe Stunde bekam ich ein Steinchen) oder eins nach dem anderen. Er hätte sie auch aufsparen können.
Damit hatte er die Freiheit, sich selbst seine Zeit einzuteilen und ich die Sicherheit, dass er nicht nur vor der Flimmerkiste oder dem PC sitzt.
Er weiß es noch heute und hat noch ein Steinchen als Andenken an die Zeit
Bei uns wird auch begrenzt, meiner ist 14 und würde den ganzen Tag daddeln. Ich kassiere alle Geräte ein, wenn er aus der Schule kommt bzw. nach dem Mittagessen und erst nach den Hausaufgaben bekommt er es wieder. Anders würde es bei uns leider nicht funktionieren. Aber Deine Freundin ist mit dem Problem nicht alleine, gerade gestern haben wir im Büro auch davon gesprochen. Ich arbeite nur vormittags und kann es darum kontrollieren, habe aber Kolleginnen, die Vollzeit arbeiten und sich schon überlegt haben, ob man den Router irgendwie mit einer Zeitschaltuhr versehen kann. Aber die Kids sind ja findig, die gehen dann halt zu Freunden, bei denen es erlaubt ist, und zocken da.
Ja ich sehe auch das Problem, dass jeder Haushalt einfach heut zu Tage auch mit verschiedenen Geräten ausgestattet ist. Das ist ja eigentlich auch schon völlig normal. Das mit den Steinchen finde ich eine gute Idee und werde ihr das mal vorschlagen. Da sie aber selber recht resistent dagegen ist, weiss ich nicht wie sie reagiert. Allerdings baut die Kleine auch in der Schule schon langsam ab und ich habe das Gefühl, dass sie auch die schlechten Noten so züchtet und gleichzeitig kompensiert die Tochter das fehlende Erfolgserlebnis mit dem Daddeln. Mir fällt dazu kein anderer Begriff leider ein, aber ihr wisst ja was ich meine. Ich sehe das eher mit Besorgnis. Ich hoffe auch inständig, dass es genug Eltern gibt, die das begrenzen, denn wenn alle Kinder jetzt dann so aufwachsen, dann sehe ich lauter Chiller in ein paar Jahren auf der Couch sitzen, die völlig ohne Antrieb in den Tag flätzen.
Definiere doch mal daddeln? Was macht das Kind denn? blöd rumklicken ist nichts, das ist klar. Aber vielleicht kann man es ja auch mit was sinnvollem verbinden? Ich seh das nicht so verbissen. Klar sollte man nicht nur vor der Kiste sitzen aber feste Zeiten nach Stoppuhr? Solange sonst nichts drunter leidet. Ob die schlechten Noten nun davon kommen oder ne andere Ursache haben, sollte erst noch erforscht werden. Mein großer Sohn ist täglich 10 Stunden in der Schule und nutzt den Rechner am Abend zum Stressabbau. Da will er seine Ruhe.
Ich sehe das Problem eher darin, dass du deiner Freundin vorschreiben möchtest, wie sie ihr Kind erziehen soll. Siehst du denn, wie viel das Kind tatsächlich "daddelt"? Sieben Tage in der Woche? Ich denke, du solltest ihrer Mutter vertrauen, dass sie weiß, was für ihr Kind das Beste ist. Du schreibst selbst, dass ihre Tochter neben Tablet und PC auch noch soziale Kontakte pflegt und in andere Freizeitaktivitäten integriert ist, da finde ich ein paar Stunden zocken in der Woche nicht weiter bedenklich. Und ihre Mama scheint da ebenfalls entspannt.
Es ist so: Sie spielt nichts sinnvolles, sondern wirklich nur so Klickspiele und Minecraft. Das ist nun nichts, was ich als pädagogisch sinnvoll halte. Sicherlich ist es nicht dramatisch, wenn sie eine halben Stunder, von mir aus auch eine Stunde zur Abwechslung spielt. Aber ich bin sehr oft mit ihr zusammen und weiß, dass sie das Tablet kaum mehr aus der Hand legt. Ich rede hier von bis zu 4 Stunden! Und nein ich möchte meiner Freundin nicht vorschreiben, wie sie ihr Kind erzieht. Wir kennen uns schon über 20 Jahre und es würde mir nicht im Traum einfallen. Aber sie hat mich gefragt, woran es liegen könnte, dass ihre Tochter immer unaufmerksamer wird. Da kamen wir eben auf das Daddeln zu sprechen. Das hätte ich vielleicht vorher noch erwähnen sollen.
Wenn das Kind in der Schule schlechter wird und daddelt und Freunde hat und Sport macht – dann macht es vielleicht insgesamt zu viel. Also es macht zu viele Sachen nebenbei und hat dadurch zu wenig Kraft für die Konzentration in der Schule. Verbieten würde ich das Spielen auch nicht, man darf ein Kind ja nicht ausgrenzen, aber die Zeiten einschränken würde ich auch auf jeden Fall. Und wenn die Noten nicht besser werden, würde ich einen Sport weglassen und Nachhilfe einschieben.
Danke Xenia, ja wir haben jetzt auch seit einiger Zeit miteinander darüber geredet und sind zu dem Entschluss gekommen, dass es wohl das Beste ist, etwas weniger von allem zu machen. Die ersten Tage war es ein regelrechter Kampf um Tablet und Laptop, da sie leider tatsächlich ein Suchtverhalten entwickelt hatte und nach dem langsamen reduzieren ein bisschen wie auf Entzug war. Mittlerweile muss ich sagen blüht sie richtig auf und hat jetzt sogar ein neues Hobby. Sie geht gerne am Wochenende raus auf den naheliegenden Reiterhof und nimmt bald Reitstunden. Danke für Eure Hilfe.