Warum sind gerade Reiche so geizig?

14.07.2017 von kopp
1180 mal gelesen 3 Follower

Guten Tag!
Ich habe gerade eine Reportage über die Situationen der Armen in Europa gelesen. Leider klappt die Schere zwischen Arm und Reich ja immer weiter auf. Das ist nicht neu, frustriert mich aber jedes Mal aufs Neue. Was mich jedoch ernsthaft erschüttert hat, war das in der Reportage beschriebene Verhalten der Reichen! Denn denen ist das Elend offenbar völlig egal, obwohl sie mit ihrem Geld so viel gutes tun könnten. Aber abgesehen von einzelnen Charity-Geschichten scheinen die Reichen ja zu geizig zu sein, um etwas zu bewirken. Obwohl gerade sie es doch könnten! Oft wird stattdessen auch noch auf die Armen herabgeblickt und behauptet, die seien an ihrer Situation ja selbst schuld. Wenn ich dagegen die armen Familien sehe, die ich so kenne, dann sind die allermeisten davon unheimlich gastfreundliche und großzügige Menschen, soweit es ihnen denn möglich ist.
Wie kann das sein?

Antworten: 3

Beste Antwort
doctorwho
doctorwho 14.07.2017

Erst mal werden solche Reportagen je nach Sender mit einer bestimmten Absicht zurechtgeschnitten. Da wird dann nicht immer alles objektiv gezeigt, sondern man pickt sich gern bestimmte Extreme heraus und hebt die hervor.

Sicherlich gibt es Reiche, die nur an sich selbst denken und denen alle anderen egal sind. Aber solche Menschen gibt es in jeder Gesellschaftsschicht, das hat eher mit dem Charakter als mit dem Bankkonto zu tun. „zwinkern“-Emoticon

Es gibt aber auch viele Reiche, die sich wirklich engagieren und viel Gutes tun, und die meisten, denen es wirklich am Herzen liegt, hängen das nicht an die große Glocke, sondern helfen "im Stillen".

Ich bin (leider „zwinkern“-Emoticon) nicht reich und habe keinen Einblick in die Köpfe der Reichen, aber ich glaube, ob jemand geizig und/oder selbstsüchtig ist, hängt wirklich ausschließlich mit seiner Persönlichkeit zusammen.

arthur
arthur 15.07.2017

Arme spenden prozentual tatsächlich mehr von ihrem Einkommen.

Die Dachorganisation der amerikanischen Wohltätigkeitsverbände hat eine US-weite Umfrage durchgeführt. Dabei ist Folgendes herausgekommen:

Studie 1

Menschen mit einem Jahreseinkommen von weniger als 25.000 Dollar spenden 4,2 %. Reiche ab 100.000 Dollar Jahreseinkommen geben nur 2,7 % davon für wohltätige Zwecke aus. Diese Daten basieren auf Selbstauskünften der Befragten.

Studie 2

Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen Wohltätigkeitsforscher der New Tithing Group in San Francisco. Die guckten sich die Steuererklärungen von Menschen unter 35 Jahren an und werteten diese aus. Dadurch hatten sie handfeste Zahlen. Zahlen lügen nicht.

Ergebnis: Menschen mit weniger als 200.000 Dollar Jahreseinkommen spendeten 1,9 Prozent. Diejenigen, die mehr verdienten, gaben mal gerade ein halbes Prozent.

Am wenigsten spendabel waren übrigens durch das Internet reich gewordene Unternehmer. Das galt sogar für die jungen Großverdiener mit einem Jahresverdienst von über zehn Millionen – neureiche Internet-Unternehmer erwiesen sich als ganz besonders geizig.

Also stimmt es durchaus: Arme Menschen geben prozentual mehr als reiche Menschen. Natürlich kann ein Reicher locker mal ein paar Tausender in einen Spendentopf stecken, ohne mit der Wimper zu zucken. Der Arme kann das nicht.

Was man aber auch nicht vergessen darf: Spendet ein reicher Unternehmer einen schönen Batzen Geld, setzt er diese vermeintlich großzügige Gabe von der Steuer ab. Das schmälert sein Einkommen und er muss folglich weniger Steuern zahlen.

Ist das dann Altruismus oder Egoismus?

Ich denke auch, es gibt Unterschiede. Manche reichen Menschen sind sicher sehr sozial eingestellt. Die Mehrheit ist es – meiner Ansicht nach – nicht. Die kaufen lieber Luxusgüter, Drogen und geben sich Ausschweifungen hin als Gutes für andere zu tun.

foodie
foodie 15.07.2017

Meine Oma hat immer gesagt: „Von nix kommt nix“ – was so viel heißt wie, dass man sein Geld zusammen halten muss, um es auch vermehren zu können. Und: "Wo Geld ist, kommt Geld hin".

Ich sehe bei uns im Restaurant durchaus, dass die erkennbar reichen Gäste (das sehe ich an der Uhr, den Schuhen und dem Auto, mit dem sie da sind) weniger Trinkgeld geben als die Leute, die sich das Essen bei uns nicht täglich leisten können. Vielleicht wissen diese „ärmeren“ Leute einfach viel besser, wie wichtig Trinkgeld für den Service ist. Vielleicht ist ihnen Geld generell wichtig, weil sie wissen wie es ist, wenig zu haben. Und wenn sie dann mal einen drauf machen und es ausgeben, schauen sie nicht auf jeden Euro.

Vielleicht ist diese Erklärung, die ich für mich in der Gastronomie gefunden habe, auch auf andere Bereiche übertragbar.

Anzeige

© 2024 werweiss.de