Wie teuer soll Milch noch werden?

Wie teuer soll Milch noch werden?

11.11.2016 von peewee9955
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Viele haben sicherlich die Diskussion in der vergangenen Zeit mit den Milchbauern verfolgt. Meine Familie hat die günstigen Marken auch quasi "boykottiert" und so kaufen wir jetzt seit einigen Monaten Bio-Milch. Aber die kosten jetzt schon 1,09€. Wir verbrauchen pro Tag einen Liter, das summiert sich in der Woche also doch ganz schön. Jetzt hab ich gehört, dass die Milchpreise nochmals angehoben werden sollen o.O Womit wird das denn jetzt wieder gerechtfertigt? Ich finde den Liter bereits schon recht teuer. Klar, man will die Milchbauern unterstützen, aber wird jetzt nicht mit dem Verbraucher "gespielt"? Haben wir Milchbauern unter uns, die sich dazu äußern können?

Antworten: 5

Beste Antwort
derluebke
derluebke 11.11.2016

Der Milchpreis ist seit Jahren ein Dauerthema und wird den Erzeugern ja quasi von den milchverarbeitenden Industriebetrieben und Großmolkereien wie „Müller Milch“ aufs Auge gedrückt. Darüber hinaus war die staatlich festgelegte Milchquote ein Hindernis über drei Jahrzehnte. Seit 2015 produzieren die Bauern nun so viel Milch, wie sie wollen, ein Überangebot entsteht, was die Erzeugerpreise nun auch wieder drückt. Aktuell gibt es ein EU-weites Milchreduktionsprogramm, dem sich in Deutschland bereits 10.000 Höfe angeschlossen haben. Wer drosselt, wird auf Antrag subventioniert, sodass die gesamte Milchmenge um fast 300.000 Tonnen allein in Deutschland reduziert werden soll. Für den Verbraucher wird es dann doppelt teuer, einmal im Geschäft selbst und vorher durch die Mitfinanzierung der Subventionen.

Optimal wäre die unabhängige Selbstvermarktung durch die Bauern, zumindest eines Teils der selbst erzeugten Milchmenge. Anfänge sind bereits gemacht, wie die „Milchtankstellen“ oder „Melkhuser“ hier bei uns in Niedersachsen, dennoch ist das nur der Tropfen auf den berühmten heißen Stein. Man wird nicht erwarten können, dass nun wieder lokale Käsereien und ähnliche Firmen entstehen, denn die Konkurrenz der Großbetriebe, wie auch aus dem Ausland ist einfach zu groß, um dauerhaft zu überleben.

Was den Aufschlag auf den Verkaufspreis der Milch im Supermarkt anbelangt, habe ich meine Zweifel, ob der wirklich dort ankommt, wo er gebraucht wird, nämlich beim Erzeuger. Ich selbst habe meinen Milchkonsum, der so gewaltig nun auch nicht ist, keineswegs gedrosselt, lasse aber H-Milch grundsätzlich im Regal, da ich sie eher für ein apothekenpflichtiges Arzneimittel halte. Von daher greife ich schon ganz gerne mal zur Flasche, ich meine jetzt, zur Vollmilchflasche.

chillymilly
chillymilly 11.11.2016

Hast du schon mal an Alternativen gedacht? Zwar sind Soja- und Mandelmilch noch teurer als deine bisherige Bio-Milch, allerdings sind beide Varianten auch tierfreundlicher.

Weißt du, welchen Zweck Kuhmilch ursprünglich hatte? Kuhmilch ist eigentlich dazu da, die Kälber mit Muttermilch zu versorgen. Ich denke höhere Milchpreise sind da das kleinere Übel. Man sollte sich eher Gedanken darüber machen, was mittlerweile alles in dieser Milch heutzutage enthalten ist, Stichwort: Antibiotika. Ich möchte dich damit nicht angreifen, ich selbst trinke auch hin und wieder herkömmliche Kuhmilch, greife aber immer öfter zu pflanzlichen Alternativen. Vielleicht könnt ihr euren Milchkonsum etwas zurückfahren? Ein Liter pro Tag? Seid ihr eine mehrköpfige Familie oder wie kommt diese Menge zusammen?

Wir sollten generell viel bewusster mit unseren Lebensmitteln umgehen und nicht ausschließlich auf den Preis achten sondern auch die Hintergründe und Umstände der Herstellung in die Kaufentscheidung miteinbeziehen.

peewee9955
peewee9955 11.11.2016

@chillymilly - nein, für uns kommen Alternativen nicht in Fragen - die Kinder brauchen meines Erachtens die richtige Milch für das Wachstum - vielleicht denke ich hier in die falsche Richtung, aber es hat sich in meinem Kopf festgesetzt, dass es Kuhmilch sein sollte „lachen“-Emoticon und ja, wir sind mehrere Personen und zum Frühstück gehört einfach ein Glas Milch dazu. Ich denke, dass bei der Bio-Milch wesentlich weniger Antibiotika zum Einsatz kommt als bei der herkömmlichen H-Milch...

@derluebke: vielen Dank für diese wirklich ausführliche und verständliche Erklärung - demnach erschließt sich mir die Preiserhöhung. Hab dank für die Antwort „lachen“-Emoticon

derluebke
derluebke 11.11.2016

@peewee9955 Manchmal ist es ganz gut, sich auch mal mit einem Bauern zu unterhalten, auch wenn deren Sicht eine etwas andere ist. Und zumindest auf kleineren Höfen, bis um die 100 Kühe, werden Antibiotika nur sehr sparsam eingesetzt. Und was die regionalen Anbieter anbelangt, ist auch dieser Artikel sehr interessant, selbst dort ist längst nicht alles Gold was glänzt.

Was die Milch anbelangt, hatte ich vergessen zu schreiben, dass ich selbst auch für einen fairen Preis wäre, schon um der Verschwendung Einhalt zu gebieten. Viel zu oft wird der Rest einer Milchtüte weggekippt, weil die 1-Liter-Verpackungen viel zu groß sind. Wäre sie teurer, würde man sich schon eher überlegen, ob man den Rest eventuell noch anderweitig verwenden kann.

raschei
raschei 14.11.2016

Wenn dir das zu viel ist, dann suche dir doch einen Bauern in der Region. Bei mir in der Gegend gibt es einige Bauern, die ihre Milch direkt verkaufen. Bei der einen Bäuerin kann ich meine Milch direkt in ihrer Milchküche aus dem großen Bottich Zapfen. Für jeden Liter möchte sie 70 cent in ihr Kässchen geworfen bekommen.

Beim anderen Bauern gibt es einen Milchautomat. Da kostet der Liter 80 Cent.

Es ist frische Rohmilch, die geschmacklich absolut nicht mit der Tetrapakmilch gemein hat. Das Geld kommt direkt den Bauern zu gute und der Bauer entscheidet in diesen Fällen selbst, was sein Preis ist, mit dem er leben kann.

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