Gibt es Unterschiede zwischen Ergotherapie und Physiotherapie?

11.04.2017 von kenny
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Ich sehe immer öfter, dass verschiedene Praxen mit Ergotherapie werben und frage mich, ob das nicht das Gleiche ist wie Physiotherapie, nur eben unter einer anderen Bezeichnung. Gibt es da Unterschiede? Wenn ja, welche?

Antworten: 1

arthur
arthur 11.04.2017

Es gibt einen Unterschied zwischen Physiotherapie und Ergotherapie, auch wenn sich beides einander immer mehr annähert und die Übergänge sicher in der Praxis – zumindest bei der Arbeit mit körperlich eingeschränkten Patienten - fließend sind. Knapp gesagt: Physiotherapie konzentriert sich auf den Körper. Ergotherapie ist ganzheitlich angelegt.

Physiotherapie

Physiotherapie wurde früher schlicht „Krankengymnastik“ genannt. Dabei ist das Ziel, körperliche Funktionen vollständig wieder herzustellen. Physiotherapie kann beispielsweise nach Sportunfällen wie einem Bänderriss oder einem Bandscheibenvorfall verordnet werden. Man kann sagen: Physiotherapie arbeitet am menschlichen Körper, um den Bewegungsapparat nach Problemen durch Krankheit oder Unfall wiederherzustellen.

Ergotherapie

Ergotherapie arbeitet ganzheitlich. Sie versucht, die verlorengegangene Handlungsfähigkeit eines Menschen zu verbessern oder wiederherzustellen (nicht nur einen Arm, ein Bein usw.). Angestrebt wird, dass der Mensch bei gravierenden Einschränkungen (z.B. nach einem Schlaganfall) mehr Selbständigkeit im Alltag erwirbt und gesellschaftliche Teilhabe möglich ist. Das verbessert in der Regel die Lebensqualität der Betroffenen.

Dabei bezieht eine Ergotherapie nicht ausschließlich körperliche Einschränkungen ein. Es geht ebenso um psychische, wahrnehmungszentrierte und kognitive Schwierigkeiten. Ein Ergotherapeut bastelt und töpfert auch mit Patienten, um motorische Fähigkeiten zu verbessern. Vereinfacht gesagt: Ergotherapie ist die Arbeit mit Menschen. Künstlerische, handwerkliche und motorische Fähigkeiten werden gefördert und unterstützt.

Behandlung von:

  • Patienten mit Suchterkrankungen (Rauschdrogen, Alkohol, Medikamente)
  • Patienten mit psychischen Störungen und psychiatrischen Problemen
  • Patienten mit Störungen / Erkrankungen des zentralen Nervensystems (Demenz, Schlaganfall, Gehirnverletzungen, Multiple Sklerose, Parkinson etc.).
  • Patienten mit Störungen/Funktionseinschränkungen des Bewegungsapparats (Umgang mit Prothesen, Schienen, Haushaltshilfen usw.)
  • Senioren mit Bewegungseinschränkungen
  • Patienten mit Schmerzen (Unterstützung bei schmerzarmen Bewegungsmöglichkeiten & Alltagsbewältigung)

Einsatzgebiete:

  • Stationär in Psychiatrie & psychotherapeutischen Klinken
  • Teilstationär in Kliniken
  • Ambulante Praxen
  • Behindertenwerkstätten
  • Behandlung als Einzeltherapie und in Gruppen möglich

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