Hi,
ich bin auf Jobsuche und habe gerade eine Ausschreibung für meine absolute Traumstelle gefunden. Ich bin technischer Zeichner und das mit Leib und Seele. Die besagte Stelle wäre für mich wirklich perfekt, weil die Projekte und Aufgaben dort genau meinen Vorstellungen entsprechen. Deshalb möchte ich den Arbeitgeber so gut überzeugen, wie es nur geht!
Aber leider habe ich es nicht so mit dem Bewerbungen schreiben und weiß nie so recht, wie ich es am besten formuliere. Die ganzen Bewerbungskurse haben mir auch nicht weitergeholfen. In dem einen hieß es noch, dass man ruhig klotzen soll und beim nächsten war dann schon wieder Understatement angesagt! Dabei kann ich durchaus was vorweisen: Ich kann mit verschiedenen CAD-Programmen problemlos umgehen (ich beschäftige mich auch in meiner Freizeit viel damit!), arbeite sauber und gewissenhaft und habe auch mit Teamarbeit kein Problem. Vorher war ich Tischler, musste aber aus gesundheitlichen Gründen (Asthma) in einen Bürojob wechseln.
Am liebsten wäre mir, wenn jemand aus einem ähnlichen Beruf mir mit ein paar Erfahrungen weiterhelfen kann. Aber ich freue mich auch so über jeden Tipp!
Danke!
Ich bin bei uns im Haus für die Personalauswahl zuständig und kann Dir zumindest mal sagen, wonach ich schaue und worauf ich großen Wert lege. Da wir hier ja anonym sind, plaudere ich auch mal aus dem Nähkästchen und sage die Wahrheit. Meine Wahrheit. Meine Gedanken.
Keine Lücken im Lebenslauf. Zumindest nicht mehr als 4 Wochen. Ich will alle Zeiten erklärt haben. Und „Vater gepflegt“ oder „Studienreise“ lese ich lieber als „arbeitssuchend“.
Lebenslauf und Zeugnisse müssen überein stimmen. Ich prüfe das nach. Wer mich da reinlegt, verarscht mich auch im Job. Wenn im Zeugnis steht, er war bis Dezember beschäftigt, will ich im Lebenslauf nicht Februar lesen.
Der Lebenslauf muss aktuell sein. Er muss ja mit Datum der Erstellung gezeichnet sein und ein Datum aus dem letzten Monat ärgert mich. Das hat er nicht für mich und meine Stelle vorbereitet, sondern etwas benutzt, was er schon hatte.
Keine Schreibfehler. Auch, wenn er sich als Tischler oder Schrauber bewirbt, so ist die Bewerbung eine Visitenkarte und ich sehe, wie sehr sich jemand bemüht, der bei mir ja auch irgendwas schreiben muss – und wenn es nur Tätigkeiten für eine Rechnung sind.
Auf Namen achten I: Wenn mein Name falsch geschrieben ist, wandert die Bewerbung in den Müll. Ich heiße Meyer. Nicht Mayer. Unsere Kunden sind auch pikiert, wenn man ihren Namen falsch schreibt. Wer bei so etwas schon unkonzentriert ist, der arbeitet auch bei mir nicht richtig.
Auf Namen achten II: Wenn ich in der Stellenanzeige als Ansprechpartner angegeben bin ärgert es mich, wenn an „Sehr geehrte Damen und Herren“ geschrieben wird.
Dumme Fehler vermeiden. Kein Copy und Paste. Wenn ich nur in der Frankfurter Rundschau eine Anzeige geschaltet habe und im Betreff auf „meine Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Bezug genommen wird, weiß ich, dass da wieder nur husch-husch 10 Bewerbungen hintereinander rausgeknallt wurden.
Schwierig zu beantworten, das kommt ja auch immer ein bisschen auf denjenigen an, der deine Bewerbung als Erster in die Finger bekommt und die erste Vorauswahl trifft, welche Bewerbungen überhaupt an den Chef weitergeleitet werden.
Ich würde mir als ersten Schritt die Website der Firma ansehen oder, falls vorhanden, auch Broschüren etc. Die können dir einen ersten Anhaltspunkt dazu geben, ob die Firma eher modern, flippig, frech daherkommt oder eher konservativ. Auch der Ton der Website-Texte gibt Aufschluss.
Dementsprechend weißt du dann zumindest schon mal, ob du deine Bewerbung eher kreativ und vielleicht auch ungewöhnlich anlegen solltest oder doch lieber etwas biederer.
Ich würde in jedem Fall versuchen, nicht strikt (und langweilig) nach Schema F vorzugehen, sondern deiner Bewerbung eine kleine persönliche Note zu verleihen. Also nicht nur "Sehr geehrte ..., hiermit bewerbe ich mich auf Ihre Stellenausschreibung bla bla ...", sondern erwähne im Anschreiben vielleicht irgendwas, was dir bei der Firma besonders aufgefallen ist (positiv) und was dich anspricht. Damit der Arbeitgeber sieht, dass du dich mit ihm beschäftigt hast, ihn schon mal vorab kennenlernen wolltest.
Ich kann zum Anschreiben und zur Mail, mit der alles verschickt wird, noch etwas sagen. Personaler haben irre viel zu tun und sortieren manchmal sehr schnell aus, wenn viele Bewerbungen eingehen. Darum sollte die Bewerbung so genau wie möglich zum Anzeigentext passen. Bewirb Dich als genau das, was gesucht wird.
In dem Mailanschreiben gehört in den Betreff genau, was gesucht wird in genau der Formulierung. „Bewerbung als Technischer Zeichner in Hamburg in Vollzeit / Anzeigennummer 55565/Z-89“.
Die Mail selbst macht Lust, die Anhänge zu öffnen. Also: Sehr geehrter Herr Sümmermann (auf die Schreibweise des Namens achten!!), Ihre Stellenanzeige hat mich sofort angesprochen. Ich bin gelernter / studierter Technischer Zeichner und arbeite seit xx Jahren als xx. Anbei erhalten Sie meine Bewerbungsunterlagen. Auf einen persönlichen Termin freue ich mich. Mit bestem Gruß, Name, Handynummer.
Im Mailanschreiben muss klar werden, dass Du der bist, den sie suchen – nach der Bezeichnung die sie suchen. Dass Du mal Tischler warst, will hier keiner wissen. Und auch die CAD-Programme wären hier zu viel. Hier soll der Sekretärin nur klar werden, dass die Bewerbung richtig ist und weiter geleitet oder ausgedruckt werden muss.
Im Anschreiben ist es schlau, auf die Anzeige einzugehen und alles aufzugreifen, was die dort fordern. Wenn sie einen Teamplayer suchen, dann arbeitest Du gerne im Team. Wenn sie Genauigkeit fordern, dann beschreibst Du Dich als ordentlich und strukturiert. Alles, was sie wünschen, lieferst Du. Du passt damit genau auf die Stelle, ohne es ihnen zu sagen.
Die CAD-Programme gehören hier hin. „Mit CAD-ff17 und CAD-118 Version 3 arbeite ich seit vielen Jahren.“
Ich würde immer den Mittelweg wählen. Absolut korrekt und höflich – aber in eigenen Worten ohne abgedroschene Standardtexte.
Viel Erfolg!
Ich arbeite seit Jahren als Bewerbungstrainer und halte engen Kontakt zu Unternehmen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein.
Ein paar Fakten:
Gestaltung der Unterlagen:
Anschreiben:
Foto:
Unterlagen als pdf:
Allgemeines:
Du bist technischer Zeichner mit Leib und Seele? Das muss einem aus den Unterlagen klar werden. Wie wäre es mit ein paar Arbeitsproben im Anhang? Wichtig ist, dass du dir eins bewusst machst: Der zukünftige potentielle Arbeitgeber kennt dich nicht. Er weiß nur das, was du ihm in den Unterlagen mitteilst. Frage dich kritisch: Zeigt deine Bewerbung alles, was du beruflich und fachlich zu bieten hast? Wenn nicht, musst du überarbeiten.
Knapp & knackig ist das Ziel. Meide Worthülsen, Blabla und Schlagensätze. Bring auf den Punkt, wer du bist und was du kannst.
@danny89: Du kannst die Bewerbung auch von einem Profi durchschauen lassen, wenn du fertig bist. Er kann dir beim Optimieren helfen. Als Fachkraft hat man es heutzutage verhältnismäßig leicht, einen Job zu finden. Aber ich würde an deiner Stelle nicht nur eine einzige Bewerbung wegschicken, sondern eine ganze Reihe an Betriebe, die für dich in Frage kommen. Wichtig ist aber, dass du nicht überall das Gleiche schreibst. Du solltest das Anschreiben immer auf die jeweilige Stellenausschreibung anpassen.
Bewirb dich ruhig auch initiativ. Damit kannst du durchaus Glück haben!
Zwei Ergänzungen von mir noch aus meiner Sicht:
Die Bewerbung muss vollständig sein. Ich telefoniere keinen Zeugnissen nach.
Eine Bewerbung ohne Foto fliegt bei mir raus. Es ist mir völlig egal, ob es Pflicht ist oder nicht. Wer keins sendet, hat Gründe. Er ist zu faul oder zu geizig, eins zu machen. Oder fett und häßlich.