Wie wirkt sich dauerhafter Stress auf den Körper aus?

Wie wirkt sich dauerhafter Stress auf den Körper aus?

15.05.2017 von sendepause
2186 mal gelesen 11 Follower

Guten Abend zusammen,
ich habe seit Jahresbeginn viel Stress auf der Arbeit, mit täglichen Überstunden. Wir sind ein kleines Unternehmen mit nur 11 Mitarbeitern. Jemand neues soll nicht eingestellt werden, also ist keinerlei Entlastung in Sicht, das stresst mich noch zusätzlich. Aber zurück zu meinem Problem:

Seit 2-3 Wochen habe ich ab und an ein lautes Ohrgeräusch und danach höre ich auf diesem Ohr für ca. eine Stunde kaum was. Dazu kommt, dass die Gegend um mein Herz sich bisschen schmerzhaft anfühlt. Es sticht auch ab und zu. Vor allem eher abends, wenn ich zur Ruhe komme.. (wenn!)

Sind das definitiv Anzeichen für Stress? Muss ich mir Sorgen machen? „traurig“-Emoticon

Danke für Eure Hilfe..

Antworten: 3

Beste Antwort
arthur
arthur 15.05.2017

Dauerhafter Stress hinterlässt irgendwann Spuren, sowohl körperlich als auch psychisch. Eine Weile kann Stress als positiv wahrgenommen werden. Aber nach einer extrem anstrengenden Stressphase muss eine Ruhephase folgen, damit man wieder Kraft tanken und die leergesaugten Batterien auftanken kann.

Das kann durch einen (Kurz)Urlaub, Hobbys, Sport oder andere Ausgleichsaktivitäten passieren. Eine stabile Partnerschaft, eine angenehme Familiensituation und ein ausgeglichenes Privatleben kann helfen, dem Stress etwas entgegenzusetzen.

Fehlt der Ausgleich, wird die berufliche Dauerbelastung allerdings zum Gesundheitsrisiko. Es kann passieren, dass der Mensch auch in Zeiten der Erholung nicht mehr „runterfahren“ und „abschalten“ kann. Er bleibt sozusagen unter Spannung, im Dauer-Alarm.

Das kann nicht im Interesse von Chef und Firma sein. Oft heißt die Endstation für dauerhaft gestresste Mitarbeiter Burnout. Die ersten Stress-Symptome verbinden viele Menschen überhaupt nicht mit dem Stress, dem sie ausgesetzt sind. Oft werden dafür andere Erklärungen gesucht.

Psychische Frühsymptome für Stress

  • Fehlendes Wohlbefinden
  • Schlafprobleme (Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten, Alpträume, Träume über die Arbeit, d.h. man „arbeitet“ im Schlaf quasi weiter und steht morgens wie gerädert auf.)
  • Leistungsschwächen und Konzentrationsprobleme
  • Ängste
  • Gereizte, aggressive Grundstimmung
  • Demotivierte Einstellung zur Arbeit

Körperlichen Frühsymptome für Stress

  • Rückenschmerzen
  • Kopfschmerzen (Migräne, Spannungskopfschmerzen)
  • Verdauungsbeschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Durchfall
  • Erschöpfung
  • Hoher Blutdruck
  • Ruhelosigkeit

Werden diese frühen Symptome ignoriert und hält der Stress weiter an, verschlimmert sich die Situation. Ernsthafte Krankheiten können folgen.

Dauerstress – körperliche und psychische Erkrankungen

  • Schlaganfall
  • Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt
  • Starke Kopf- und Rückenschmerzen
  • Magen-Darm-Geschwüre
  • Hohes Cholesterin
  • Anfälligkeit für Infektionskrankheiten
  • Ohrgeräusche, Tinnitus, Hörsturz
  • Verlust der Libido
  • Zyklusstörungen bei Frauen, Impotenz bei Männern
  • Depression
  • Burnout (Erschöpfungsdepression)
kublai
kublai 15.05.2017

Ich denke, du musst dir auf jeden Fall Sorgen um deine Gesundheit machen. Deine Ohrbeschwerden und diese Engegefühle rund um dein Herz klingen nicht gut.

Nachdem ich @arthur's Liste gesehen habe, wurde mir auch ganz anders. Dass Stress so dermaßen gefährlich ist und so weitreichende Auswirkungen auf Körper und Seele haben kann, wusste ich bisher nicht.

Dein Körper signalisiert dir deutlich, dass es so nicht mehr weitergeht. Auch deine Namenswahl "sendepause" zeigt an, dass du dich nach Ruhe sehnst. Du brauchst im Grunde einen Aus-Knopf, eine Auszeit. Jetzt ist die Frage, kannst du etwas gegen den Stress tun?

Ideen zur Senkung der Stressbelastung:

  1. Sprich mit deinem Chef und erkläre ihm, dass die Belegschaft unter der Arbeitsbelastung nicht mehr lange durchhält. Vielleicht fehlt einfach ein Anstoß, denn vermutlich könnte sehr wohl jemand eingestellt werden. Selbst Azubis bringen eine Arbeitserleichterung.
  2. Reduziere deine Arbeitszeit, wenn es geht. Falls du eine Vollzeitstelle hast, könntest du auf eine Dreiviertelstelle reduzieren? Geht das finanziell?
  3. Urlaub machen: Beantrage Urlaub, damit du mal rauskommst und dich richtig erholen kannst.
  4. Suche dir ein Hobby und nimm dir dafür bewusst Zeit.
  5. Treibe Sport. Erstmal denkst du sicher, dass das nur noch mehr Arbeit macht. Nach dem Job noch im Fitnessstudio auf Geräten "weiterackern" oder Turnschuhe anziehen und laufen gehen? Es klingt sicher nach mehr Stress. Aber das Gegenteil ist der Fall! Du wirst merken, dass dir die Bewegung hilft, um abzuschalten, runterzukommen und etwas für dich zu tun. Wichtig ist die Regelmäßigkeit. Sport ist ein guter Ausgleich!
  6. Überlege dir ein Ritual, das für dich den Wechsel vom Job zur Freizeit markiert und praktiziere es bewusst und täglich.
  7. "Entstresse" dich auf der Arbeit. Guck, ob du Vorgänge delegieren kannst. Richte deinen Schreibtisch, dein Büro ein bisschen anders ein, sodass du dich wohler fühlst. (Pflanzen, ein bestimmter Duft, ein Foto deiner Kinder).

Wenn das alles nicht hilft, bleibt noch eine radikale Möglichkeit: Schau dich nach einer weniger stressreichen Tätigkeit um. Bewirb dich bei anderen Unternehmen aus ungekündigter Stellung. Findest du etwas, was dir gefällt, wechsele den Arbeitsplatz. Du musst wirklich an dich und deine Gesundheit denken. Nimm die Alarmsignale unbedingt ernst, bevor es zu spät ist.

sendepause
sendepause 18.05.2017

Arthur und Kublai, vielen vielen Dank für eure Antwort und die guten Ratschläge. Ihr habt recht und ich muss das jetzt wirklich einsehen. Es wird höchste Zeit, 1-2 Gänge runterzuschalten. So kann es einfach nicht weitergehen. Bevor noch Schlimmeres passiert „traurig“-Emoticon Ich muss mal gucken was ich auf der Arbeit mache. Auf jeden Fall werde ich mal dort meinen Mund aufmachen. Ich danke euch sehr! Viele Grüße, Thorsten

Anzeige

Suchtags

© 2024 werweiss.de